Schülerinnen und Schüler mit einer Lehrkraft im Klassenzimmer
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Philipp von Ditfurth

An den Grund-, Mittel- und Förderschulen in Bayern fehlen 4.000 Lehrkräfte (Symbolbild)

  • Artikel mit Audio-Inhalten

Erkältungswelle: Kitas und Schulen in Mainfranken am Limit

Eine Erkältungswelle rollt über Bayern und bringt viele Betreuungs- und Bildungseinrichtungen an die Belastungsgrenze. Das gilt auch für Unterfranken: In der gesamten Region fallen Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrkräfte krankheitsbedingt aus.

So manche Betreuungs- und Bildungseinrichtung gerät aktuell wegen der Erkältungswelle an die Grenze der Belastbarkeit. Auch unterfränkische Kindertagesstätten und Schulen sind davon betroffen – heuer stärker als sonst: "Es ist immer mal vorgekommen, dass Mitarbeiter krank geworden sind. Aber, dass wir so einen personellen Notstand haben, das war wirklich noch nie", schildert Juliana Leipold von der Gemeindeverwaltung in Karlstein am Main im Landkreis Aschaffenburg die Situation in den kommunalen Betreuungseinrichtungen.

Notbetreuung statt Normalbetrieb

Der Kindergarten "Klabauterschiff" etwa musste in die Notbetreuung wechseln und bat jüngst die Eltern, ihre Kinder, wenn möglich, zuhause zu lassen und dort zu betreuen. Zu dem hohen Krankenstand kommt Leipold zufolge auch noch der Fachkräftemangel hinzu.

Rettungsanker für die Kinderbetreuung im Ort ist der noch recht junge Hort "Karlstein Kids". "Aufgrund der hohen Krankenzahlen auch in den Kitas, wo sich in den letzten Jahren der Krankenstand verdreifacht hat, ist es so, dass die Hort-Mitarbeiter auch vormittags, wenn keine Betreuung der Schulkinder stattfindet, nun in den Kindertagesstätten aushelfen, so dass da auch noch eine Betreuung der Kinder gewährleistet ist", berichtet Juliana Leipold.

Nach den Schülern werden nun die Lehrer krank

Auch Erich Olbrich, Rektor der örtlichen Grundschule, singt ein Loblied auf die Mittagsbetreuung und den Hort, der direkt ans Schulgelände anschließt. Bis vor zwei Wochen war ein Viertel der 260 Grundschüler krank. Das hat sich mittlerweile stabilisiert.

Dafür brechen krankheitsbedingt nun immer mehr Lehrkräfte weg, die Schüler können dann in den angrenzenden Hort wechseln. Erich Olbrich: "Also es ist schon sehr schwierig. Heute fehlen vier Lehrerinnen von zwölf – wir können dann natürlich nicht den ganzen Unterricht abdecken. Es fallen dann die 5. oder 6. Stunde aus, weil es gar nicht anders geht." Wenn alle Stricke reißen, müssen Klassen zusammengelegt werden. "Das wäre so diese Ultima Ratio, wenn wir sagen, es geht gar nicht mehr. Wie morgen eine vierte Klasse – auch ich bin da nicht da. Heute war ich vier Stunden von meiner Bürozeit im Unterricht. Das wird bei vielen Schulleitern in Bayern so sein – wir sind die mobile Reserve am Ort."

Mobile Reserve am Untermain personell schlecht aufgestellt

Denn diese mobile Reserve hat in den letzten Jahren - speziell am Untermain, wo Lehrkräfte ins benachbarte Hessen abwandern - stark abgenommen. Seit 16 Jahren ist Erich Olbrich Schulleiter in Karlstein. So viel abzufangen wie derzeit hatte er noch nie. Und er ist nicht der einzige. Das bestätigen stichprobenartige Nachfragen bei unterfränkischen Schulämtern, die für die Grund- und Mittelschulen zuständig sind.

Schulen geraten an ihre Leistungsgrenzen

An nahezu allen Schulen in der Region fallen Lehrkräfte aus und auch viele Schüler bleiben krank zuhause. So erklärt das Schulamt Main-Spessart etwa, dass aktuell rund zehn Prozent der rund 750 Lehrkräfte krank sind. An manchen Schulen mussten deshalb auch schon Schüler tageweise nach Hause geschickt werden, da die Betreuung fehlte.

Auch das Schulamt Rhön-Grabfeld verzeichnet einen auffallend hohen Krankenstand sowohl bei Lehrkräften, als auch bei den knapp 4.000 Grund- und Mittelschülern. Die Schulen arbeiteten seit gut 14 Tagen "an der Leistungsgrenze", so die Behörde in Bad Neustadt. Aus dem Schulamt in Miltenberg heißt es: "Unsere Leute gehen in die Selbstausbeutung und schleppen sich zum Teil auch angeschlagen in die Schule, damit wir den Unterricht aufrechterhalten können."

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!