Ein Mann und eine Frau in Business-Kleidung halten sich Geldscheine vor die Brust. Die Köpfe sind nicht zu sehen. (Symbolbild)
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Equal Pay Day - Frauen verdienen nach wie vor weniger als Männer. (Symbolbild)

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Equal Pay Day: Frauen arbeiten "66 Tage umsonst"

Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt immer noch deutlich weniger als Männer. Die Diakonie Bayern erklärt anlässlich des "Equal Pay Day", dass Frauen damit 66 Tage im Jahr umsonst arbeiten. Sie fordert, "frauentypische" Berufe aufzuwerten.

Am heutigen Dienstag ist "Equal Pay Day", der Tag der Gleichbezahlung von Männern und Frauen. Von Gleichbezahlung kann in Deutschland noch keine Rede sein: Um am Ende des Jahres gleich viel verdient zu haben wie die Männer, müssen Frauen rein rechnerisch 66 Tage mehr arbeiten. Darauf weist die Diakonie Bayern mit Sitz in Nürnberg hin.

Frauen mit 4,31 Euro weniger Stundenlohn als Männer

Zwar habe sich die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in den letzten Jahren etwas reduziert, dennoch betrage dieser "Gender Pay Gap" noch immer 18 Prozent, so die Diakonie in einer Mitteilung. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes verdienen Frauen im Schnitt pro Stunde 20,05 Euro brutto, Männer hingegen 24,36 Euro. Zudem wies die zuständige Vorständin im Diakonischen Werk Bayern, Sabine Lindau, darauf hin, dass der deutsche "Gender Pay Gap" auch im europäischen Vergleich außerordentlich hoch sei.

"Frauen in der EU verdienen im Schnitt 13 Prozent weniger als ihre Kollegen – in Deutschland liegt diese Quote bei 18 Prozent." Sabine Lindau, Vorständin im Diakonischen Werk Bayern

Auch wenn diese Verdienstlücke in Deutschland damit im Vergleich zu 2020 um drei Prozentpunkte gesunken sei, sei eine derartige Lohnlücke zwischen Männern und Frauen nicht akzeptabel.

Lohnlücke in Bayern größer als im Bundesgebiet

Der Blick auf Bayern zeigt außerdem, dass der Lohnunterschied im Freistaat um drei Prozent höher ist als im bundesweiten Durchschnitt. Demnach haben im vergangenen Jahr Frauen im Freistaat 21 Prozent weniger verdient als Männer. Zu dem Ergebnis kommt das Landesamt für Statistik in Bayern. Dabei handelt es sich laut Statistikbehörde um einen unbereinigten Wert. Das bedeutet, dass Unterschiede struktureller Natur wie zum Beispiel die Berufswahl oder der Anteil an Teilzeitbeschäftigungen bei den Berechnungen nicht berücksichtigt werden.

Nimmt man diese strukturellen Faktoren aus der Berechnung heraus, ergibt sich aber nach wie vor eine Lohnlücke von sieben Prozent. Das heißt, dass Frauen im Freistaat auch bei vergleichbaren arbeitsmarkt- und berufsrelevanten Eigenschaften im Jahr 2022 pro Stunde durchschnittlich sieben Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen verdient haben.

Die Auswertungen des Landesamts für Statistik zeigen, dass sich der Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen nur sehr langsam schließt: Zu Beginn der Messung im Jahr 2006 hat der unbereinigte Gender Pay Gap in Bayern 23 Prozent betragen. Sechzehn Jahre später liegt er nur um zwei Prozent niedriger.

Frauen häufiger in schlecht bezahlten Berufen

Eine Ursache, so Lindau, sei die Tatsache, dass Frauen häufig in schlechter bezahlten Berufen oder Teilzeit arbeiten würden. Dazu zählten wichtige "personenbezogene und soziale Berufe" wie Erzieherin und Krankenschwester. Diese böten geringe Aufstiegschancen. Zudem kämen bei Frauen häufig noch Unterbrechungen wegen Elternzeit und Pflege von Angehörigen hinzu.

Deshalb fordert Lindau eine generelle Aufwertung sogenannter "frauentypischer" Berufe und Leistungen. "Dabei geht es um das Gehalt ebenso wie um die gesellschaftliche Anerkennung." Damit verbunden sei der Diakonie zufolge auch die Verteilung der Pflege- und Sorge-Arbeit in der Familie, die gerechter zwischen Männern und Frauen aufgeteilt werden müsse.

Henrike von Platen ist Mit-Initiatorin des Equal Pay Day
Bildrechte: picture alliance/dpa | Horst Galuschka

Finanzexpertin Henrike von Platen

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