Blick auf das Gelände des Kleingartenvereins Memmingen über die Schulter des Vorstand Herbert Gistl.

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Entsteht in Memmingen ein Treff für Neonazis?

Um eine privat betriebene Gartenschänke am Gelände des Kleingartenvereins Memmingen rumort es. Vor zwei Jahren wurde das Haus an ein Mitglied der Neonazi-Gruppe "Voice of Anger" verkauft – auch die Stadt konnte das nicht verhindern.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Eigentlich wollte der Kleingartenverein selbst die Gartenschänke vor zwei Jahren kaufen, doch dafür reichte das Geld nicht. Dann griffen die Mitglieder von "Voice of Anger" das Angebot auf. Voice of Anger gilt als Skinhead-Kameradschaft, die 2002 in Memmingen gegründet wurde. Seitdem hat sich die Gruppierung innerhalb der rechtsextremistischen Szene etabliert.

Bundesgerichtshof erklärte Verkauf für rechtmäßig

Der Verkauf an die Voice of Anger-Gruppe gefiel daher fast niemandem in Memmingen. Zuerst gab es einen massiven Rechtsstreit zwischen den Rechten und der Stadt. Am Ende entschied der Bundesgerichtshof, und zwar gegen die Stadt.

Sorge unter ausländischen Mitgliedern des Kleingartenvereins

Im Kleingartenverein selbst herrschte bis zum Verkauf an die rechtsextreme Gruppierung ein relativ friedliches Miteinander, berichtet der Vorstand des Kleingartenvereins, Herbert Gistl. Verschiedene Kulturen sind in dem Verein vertreten, neben Deutschen auch russische Migranten, Türken und Italiener. Insbesondere den ausländischen Vereinsmitgliedern bereitete der neue Eigentümer Kopfzerbrechen.

"Die Unruhe kam eigentlich mit dem Verkauf des Vereinsheims. Es ging erst los mit einer Demonstration einer linken Gruppierung oder von Aktivisten. Hier war dann der Aufmarsch von Polizei sehr, sehr groß und das hat schon für Unruhe gesorgt und auch Sorgen geweckt, wie es weitergeht." Herbert Gistl, Vorstand des Kleingartenvereins Memmingen

Unbekannte zündeten Gartenschänke an

Die Sorgen waren nicht ganz unberechtigt. Allerdings kam der Ärger nicht von den Skinheads selbst. Kurz nach der Demo zündeten Unbekannte die Gartenschänke an. Die Polizei ermittelt nach wie vor wegen Brandstiftung. Als die Mitglieder von Voice of Anger dann die Hütte wieder aufbauen wollten, schob die Stadt einen Riegel vor – aus formalen Gründen.

"Es war wohl so, dass Bauarbeiten dort stattfanden, nachdem der Brandvorfall war. Das wurde uns gemeldet. Die Bauverwaltung war dann dort und hat die Verantwortlichen darauf aufmerksam gemacht, dass sie zunächst einen Bauantrag stellen müssen. Jetzt muss der Eigentümer halt den Bauantrag stellen und dann wird man sehen, ob das genehmigungsfähig ist. Aber wenn das im ursprünglichen Bereich bleibt, ist das ein eher formales Hindernis." Thomas Schuhmaier, Leiter des Ordnungsamtes

Zurzeit herrscht Ruhe im Kleingartenverein

Bislang lässt der Bauantrag auf sich warten. Die Hütte am Rand der Kleingartenanlage scheint verlassen, eine Plane auf dem Dach hält den Regen ab. Den Hobbygärtnern ist der Stillstand nur Recht. Wenn es nach Herbert Gistl geht, könnte die Situation gerne so bleiben.

"Wir haben von diesen neuen Pächtern und dieser Gruppierung überhaupt nicht viel gemerkt. Die sind eigentlich nicht aufgefallen. Es ist also vollkommen Ruhe." Herbert Gistl, Vorstand des Kleingartenvereins Memmingen