Hinweisschild Wasserschutzgebiet
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Entsteht bei Würzburg Bayerns zweitgrößtes Wasserschutzgebiet?

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Entsteht bei Würzburg Bayerns zweitgrößtes Wasserschutzgebiet?

Im Landkreis Würzburg soll das zweitgrößte Wasserschutzgebiet in Bayern entstehen, nach jahrzehntelangen Untersuchungen. Haken gibt es aber noch. Gipsabbau und eine Deponie könnten das Schutzgebiet künftig bedrohen. Bei Gemeinden ist es umstritten.

Die Zeller Quellen sind für die Stadt Würzburg von enormer Bedeutung. Sie liefern mehr als die Hälfte des Trinkwasserbedarfs. Etwa 60.000 Menschen werden von dieser Wasserquelle versorgt. "Bisher wird nicht das gesamte Einzugsgebiet der Zeller Quellen geschützt", sagt Steffen Jodl vom Bund Naturschutz im BR-Gespräch. Doch das soll sich bald ändern: Das Wasserschutzgebiet im Westen Würzburgs soll von sieben auf insgesamt 66 Quadratkilometer erweitert werden. Damit wäre es das zweitgrößte Wasserschutzgebiet in Bayern.

Unterlagen für Wasserschutzgebiet eingereicht

Die Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH hat die nötigen Unterlagen jetzt beim Landratsamt Würzburg eingereicht. Darin steckt jahrzehntelange Arbeit: Geologen und Wasser-Experten untersuchen das Gebiet schon seit 30 Jahren. "Jetzt hat man es endlich geschafft, das Wasserschutzgebiet auf den Weg zu bringen", sagt Steffen Jodl.

Von der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH heißt es, dass die empfindlichen Böden und die geringen Niederschläge in der Region den Schutz des Wasservorkommens einfordern. Ein Wasserschutzgebiet ändere zwar am klimabedingten Wassermangel nichts. Es helfe aber dabei, die vorhandenen Ressourcen zu schützen – auch für künftige Generationen.

Wasserschutzgebiet sorgt für Einschränkungen

Wie jedes Wasserschutzgebiet sorgt auch das Schutzgebiet der Zeller Quellen für Einschränkungen – zum Beispiel bei Bauvorhaben. Bereits in der Vergangenheit haben die Zeller Quellen die Kosten für die Bauarbeiten am Würzburger "Zeller Block" in die Höhe getrieben. 25 Millionen Euro kostete es, um die rund einen Kilometer lange Straße zwischen dem Stadtteil Zellerau und Zell am Main verkehrssicher zu machen. Sechs Jahre lang war die Straße gesperrt.

Wird das Wasserschutzgebiet erweitert, könnten auch einige weitere Bauvorhaben die Auswirkungen zu spüren bekommen. Zum Beispiel müssten beim umstrittenen Straßenbauprojekt B26n, das auch durch den Landkreis Würzburg führt, strengere Auflagen berücksichtigt werden.

Knauf plant Gipswerk im Wasserschutzgebiet

Mitten im erweiterten Wasserschutzgebiet – zwischen Altertheim, Helmstadt und Waldbrunn – plant der fränkische Gipskonzern Knauf außerdem ein neues Gipswerk. In rund 80 Metern Tiefe soll dort Gips abgebaut werden, also unterhalb der wasserführenden Schicht. "Beide Vorhaben sind gut miteinander vereinbar", heißt es in einer Stellungnahme von Knauf. Laut dem Unternehmen findet derzeit ein "umfangreiches hydrogeologisches Untersuchungsprogramm statt, um Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung auszuschließen".

Steffen Jodl vom Bund Naturschutz sieht das anders: "Wir lehnen diesen Gipsabbau ab. Bei einer Quelle, die so viele Menschen versorgt, kann man überhaupt kein Risiko eingehen."

Geplante Deponie-Ausweitung am Rand des Schutzgebietes

In Helmstadt, am Rand des geplanten Wasserschutzgebietes, möchte das Bau-Unternehmen Beuerlein seine Bauschutt-Deponie ausweiten. Bei einem Bürgerentscheid hat sich die Mehrheit der Wähler gegen die Ausweitung ausgesprochen. Sie befürchten unter anderem, dass das Grundwasser belastet wird.

Die Firma will auf der Deponie künftig sogenanntes DK1-Material verfüllen. Das gilt als schädlicher im Vergleich zum Z2-Material, das dort aktuell verfüllt werden darf. Es ist unklar, inwieweit das Ergebnis des Bürgerentscheids die laufenden Planungen beeinflussen kann. Am Ende entscheidet das Bergamt Nordbayern, ob die Ausweitung der Deponie zulässig ist oder nicht.

Auswirkungen auf Gemeinden im Landkreis Würzburg

Doch nicht nur Firmen müssen mit Einschränkungen rechnen, wenn das Wasserschutzgebiet erweitert wird. Auch die Gemeinden, die im geschützten Gebiet liegen, müssen sich dann an Auflagen halten. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sind verunsichert. Wie sich die Erweiterung des Wasserschutzgebietes konkret auf ihre Gemeinden auswirken wird, wissen sie nicht.

Betroffen ist zum Beispiel die Gemeinde Hettstadt. Bürgermeisterin Andrea Rothenbucher (parteilos) befürchtet, dass das Wasserschutzgebiet die Erschließung des Gewerbegebiets erschweren könnte. Ihre Vermutung ist, dass auf Gewerbetreibende strengere Auflagen und höhere Kosten zukommen könnten. "Wir wollen natürlich den bestmöglichen Grundwasserschutz. Aber man muss einen gewissen Mittelweg finden", sagt die Bürgermeisterin.

Offene Fragen zu geplanter Kläranlage

Laut Rothenbucher gibt es auch noch einige offene Fragen, was eine Kläranlage betrifft. Die Gemeinden Hettstadt, Eisingen, Waldbüttelbrunn und Waldbrunn planen seit einigen Jahren eine neue, gemeinsame Kläranlage. Auch die Gemeinde Kist will sich beteiligen. Das Problem: Kist liegt außerhalb des erweiterten Wasserschutzgebietes. "In ein Wasserschutzgebiet dürfen keine Abwässer eingeleitet werden", sagt Ursula Engert (Unabhängige Bürger Eisingen), die Bürgermeisterin von Eisingen. "Das würde unsere Planungen ändern und zu Verzögerungen führen."

Langwieriges Verfahren bis zum Wasserschutzgebiet

Das Landratsamt Würzburg kann das Verfahren zur Neuausweisung des Wasserschutzgebietes jetzt eröffnen und die Unterlagen prüfen. Darunter ist auch ein hydrogeologisches Gutachten mit einem Vorschlag zur Ausweisung der Schutzzonen. Trotzdem könnte es noch einige Jahre dauern, bis das Wasserschutzgebiet der Zeller Quellen ausgewiesen wird. Denn auch Bürger, Gemeinden, Landwirte und andere Betroffene können sich dazu äußern und ihre Einwände vorbringen.

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