Ein Bachlauf, dessen Ufer verschneit sind.
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Durch Baggerarbeiten sind rund 25 Meter des Eggerbachs zerstört worden. Der Lebensraum von Pflanzen und Tieren wurde nachhaltig gestört.

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Naturschützer entsetzt: Weiterer Bach in Bayern ausgebaggert

Der Fall erinnert an die Zerstörung im Allgäuer Rappenalptal: Naturschützer sind bestürzt wegen mutmaßlicher Baggerarbeiten am Eggerbach im oberfränkischen Kreis Forchheim. Das Landratsamt spricht von einem "bedauerlichen Eingriff" in die Natur.

Das Entsetzen ist Eduard Zöbelein im Gespräch über den Eggerbach im Kreis Forchheim deutlich anzumerken. Anfang November hatte der Vorsitzende der Ortgruppe Eggolsheim-Hallerndorf des Bund Naturschutzes Anrufe von Spaziergängern erhalten. Sie berichteten von massiven Veränderungen am Bachlauf und den Sinterterrassen. Vor Ort stellte der 73-Jährige dann fest, dass der Bachlauf auf einer Länge von etwa 25 Metern ausgebaggert wurde.

Bund Naturschutz: Baggerarbeiten "große Sauerei"

"Eine große Sauerei" sei der erste Gedanke gewesen, der ihm in den Kopf kam, als er die Auswirkungen der Baggerarbeiten im Eggerbach persönlich gesehen habe, so Zöbelein im Gespräch mit dem BR. Die Auswirkungen der Arbeiten seien ein massiver Eingriff in einem geschützten Gebiet. Er habe sich direkt mit einem Schreiben und Bildern an die untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Forchheim gewandt. Auch bei einer Ortsbegehung mit der Behörde und der Wasserschutzpolizei war Zöbelein dabei.

Negative Folgen für Feuersalamander

Eva Schubert, Biologin und Expertin für Quellen beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern, ist ebenfalls schockiert über die Auswirkungen der Baggerarbeiten am Eggerbach in Eggolsheim. Sie befürchtet im Gespräch mit BR24 gravierende, negative Folgen für den Feuersalamander, der in den Sinterterrassen des Baches seine Larven ablegt.

Sinterterrassen entstehen durch die Ablagerungen von Kalktuff in fließenden Gewässern. Die Fließgeschwindigkeit in den entstehenden kleinen "Pools" ist sehr viel geringer als in normalen Bächen und kommt somit den Feuersalamandern entgegen. Diese Terrassen seien nun wohl unwiederbringlich zerstört.

Eggerbach verläuft im Naturschutzgebiet

Die Zerstörung der Sinterterrassen ist für Quell-Expertin Eva Schubert auch deshalb unverständlich, da die Sinterterrassen als Naturdenkmal nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt seien und der Eggerbach durch ein europäisch geschütztes FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) verlaufe. Es werde wohl viele Jahrzehnte dauern, bis sich die Sinterterrassen im Eggerbach wieder formieren könnten, wenn dies überhaupt möglich sei, so Schubert weiter. Sie und BN-Ortsgruppenvorsitzender Eduard Zöbelein haben keine Kenntnis darüber, wer die Arbeiten am Bachlauf durchführte – die Ermittlungen der Wasserschutzpolizei dauern an.

Vergleiche mit Fall im Allgäu

Sicher ist sich Eva Schubert aber, dass die Arbeiten am Bachlauf des Eggerbachs maschinell, wohl mit einem Bagger, erfolgt sind. Das Ausbaggern könnte nach ihrer Einschätzung innerhalb eines Tages abgeschlossen gewesen sein, ohne große Aufmerksamkeit in der Umgebung zu erregen.

Vor Kurzem hatte der Fall des Rappenalpbachs im Oberallgäu in Schwaben für Aufsehen gesorgt. Dort waren im Naturschutzgebiet offenbar nicht genehmigte Baggerarbeiten durchgeführt worden. Nach Ansicht von Umweltverbänden haben diese umfangreichen Arbeiten an dem geschützten Bach zu massiven Umweltzerstörungen geführt. Auch dort hatte der LBV Anzeige erstattet.

Das Ausmaß der Arbeiten in Oberfranken sei nicht direkt mit denen im Rappenalptal im Allgäu zu vergleichen, so Schubert. Dort war auf einer Länge von mehr als einem Kilometer ein Wildbach in einem Naturschutzgebiet ausgebaggert und kanalisiert worden. Dennoch stellten die Arbeiten am Eggerbach im Landkreis Forchheim ebenfalls einen massiven Eingriff in ein Schutzgebiet dar, so Schubert.

Landratsamt: "Bedauerlicher" Eingriff in die Natur

Das Landratsamt Forchheim hatte Anfang November 2022 durch die Wasserschutzpolizei von den mutmaßlichen Baggerarbeiten erfahren. Der Eingriff in rechtlich geschützte Bestandteile der Natur sei "bedauerlich", so eine Sprecherin des Amts. Nach aktuellem Kenntnisstand seien dabei so genannte "Kalktuffquellen" zerstört worden. Die Neubildung würde voraussichtlich Jahrzehnte dauern.

Aktuell würde die strafrechtliche Einordnung des Vorfalls durch die Justiz erfolgen und die Polizei ermittle. Zudem prüft die untere Naturschutzbehörde, ob Maßnahmen durchgeführt werden können, die die Neubildung des Lebensraums begünstigen würden.

Der beschädigte Eggenbach.
Bildrechte: Eva Schubert

Der beschädigte Eggenbach.

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