Dass die Bayerische Staatsregierung ihn als Mitglied aus dem Ethikrat geworfen hat, das hat Dr. Christoph Lütge, Professor für Wirtschaftsethik an der TU München, verwundert. "Ich bin über die Jahre in vielen Ethikkommissionen gewesen - sowohl in Deutschland, als auch international. Ein solcher Vorgang ist schon recht erstaunlich", sagte er im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk in der Sendung Bayern 2 am Samstagvormittag.
Christoph Lütge hält Lockdown-Maßnahmen für überzogen
Nach umstrittenen Äußerungen zur Corona-Strategie war Lütge aus dem bayerischen Ethikrat der Staatsregierung abberufen worden: "Also für mich ist ein Ethikrat ein Gremium, in dem man sich unabhängigen Rat einholt von unabhängigen Wissenschaftlern. Und dann muss man auch akzeptieren, was gesagt wird von denen und sich eben nicht sich an Vorgaben orientieren, die von politischer Seite gemacht wurden."
Er halte die Lockdown-Maßnahmen für völlig überzogen und unverhältnismäßig: "Ich habe es mal verglichen mit einem Hammer, mit dem man auf einen Fliegenschwarm eindrischt: Da treffen sie ab und zu mal ne Fliege, aber sie machen ganz viel mehr kaputt."
Kritik an Orientierung an Inzidenzwerten
Um die Kollateralschäden gehe es ihm, so der Wirtschaftsethiker, sowohl in gesundheitlicher, als auch in psychischer, sozial und ökonomischer Hinsicht. Sich bei den Lockerungen an den Inzidenzwerten zu orientieren, hält Lütge für falsch.
Man müsse diese Entscheidung an etwas anderem festmachen, so Lütge, etwa am Krankenstand oder der Belegung der Intensivbetten, "aber an den Inzidenzen dürfen wir es nicht mehr festmachen, denn sonst werden wir diese Gesellschaft auf Dauer kaputtmachen."
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