Eine ehrenamtliche Helferin spricht mit einer Patientin im Klinikum Rothenburg an der Tauber.
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Sie hören zu, holen was vom Kiosk oder erledigen kleine Aufgaben für die Patienten: die Engel in Rot in der Klinik Rothenburg.

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"Engel in Rot" helfen ehrenamtlich im Krankenhaus

Sie gehen für Patienten zum Kiosk, helfen beim Packen oder hören einfach nur zu. In der Klinik Rothenburg sind Ehrenamtliche eine wichtige Stütze für Patienten. Die "Engel in Rot" packen da an, wo Pflegekräften und Angehörigen die Zeit fehlt.

"Hallo, wir kommen von den Engeln in Rot", sagt Ursula Friedel, nachdem sie auf der Station der inneren Medizin in der Anregiomed Klinik Rothenburg an eine Tür geklopft hat. "Wir haben bei den Schwestern gefragt, wo die nettesten Damen sind, und die haben uns hierher geschickt", sagt die Rentnerin in ihrem helllila Krankenhaushemd. Zwei Frauen strahlen sie an. "Wir", das sind Ursula Friedel und Giesela Eugen. Sie sind zwei von insgesamt sieben "Engeln in Rot", die ehrenamtlich Patientinnen und Patienten aufheitern, ihnen helfen oder einfach nur zuhören.

Ehrenamtliche als Unterstützung für Angehörige

Ein Mann schrieb einen letzten Brief für seine kranke alte Mutter und bat Amelie Becher, die Kaufmännische Direktorin von Anregiomed Rothenburg, diesen Brief der Patientin vorzulesen. Er wohnte zu weit weg und dachte, er schaffe es nicht mehr, sie vor ihrem Tod zu besuchen, erzählt sie. Diesen Wunsch setzte ihre Kollegin Nicole Scheuenstuhl um und daraus entstand die Idee: Ehrenamtliche, die da sind, wenn Angehörige einmal nicht können oder zu weit weg leben. Und ein ähnliches Konzept funktioniert bereits seit einigen Jahren bei Anregiomed in Ansbach. Der Brief zeigte übrigens seine Wirkung: Die über 90-jährige Mutter des Mannes wurde kurze Zeit später entlassen.

Sieben Engel in Rot

Über den evangelischen Frauenbund in Rothenburg wurden zahlreiche Frauen angesprochen, ob sie sich vorstellen können, sogenannte "Engel in Rot" zu werden, berichtet Nicole Scheuenstuhl. Sie übernahm vor zwei Jahren deren Organisation bei Anregiomed. Wegen der Pandemie konnten die ersten fünf Engel allerdings erst im Juli 2022 starten. Inzwischen sind die Damen zu siebt. Und sie organisieren sich schon fast selbst, sagt Nicole Scheuenstuhl begeistert. Eine medizinische Ausbildung haben und brauchen die Freiwilligen nicht, allerdings gab es im Vorfeld eine Hygieneschulung und Aufklärung rund um Datenschutz und ähnliches.

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Vor ihrer Runde sprechen sich die Engel in Rot mit der Stationsleiterin Andrea Wanner ab.

Zwei feste Tage pro Woche

An zwei Tagen in der Woche sind in der Regel zwei Engel auf den Stationen der inneren Medizin und der Chirurgie unterwegs. In ihrer Zeit auf der Station unterhalten sie die Patientinnen und Patienten, helfen Ihnen bei kleinen Aufgaben, holen etwas vom Kiosk oder hören einfach nur zu. "Die Menschen sind dann oft dankbar, dass sie mit einem Neutralen reden können und grad wenn es ein Fremder ist, dann schütten sie ihr Herz aus", erzählt Giesela Eugen. Die Rentnerin kommt zwei bis dreimal im Monat als Engel in die Klinik. Die Begegnung mit den Menschen und deren Dankbarkeit berührt sie sehr.

Teil des Teams

Die Engel haben einen Mitarbeiterausweis, stempeln sich ein und aus, tragen Krankenhaushemden. Bevor sie ihre Runde durch die Zimmer starten, sprechen sie mit der Stationsleitung, welcher Patient vielleicht etwas braucht oder welche Patientin gerne Gesellschaft hätte. Für die Pflegekräfte selbst fehlt im Arbeitsalltag die Zeit, länger bei ihnen zu bleiben, bestätigt Andrea Wanner. Die Engel in Rot sind Teil des Teams. Das freut Giesela Eugen, die sich an eine Situation erinnert, als sie beim Kaffeeausschenken helfen wollte. Die Krankenschwester sagte ihr: "Sie bleiben hier, was Sie tun ist noch viel wichtiger." Das ehrt sie und ihre Engelkolleginnen.

💡 Wer auch ein "Engel in Rot" werden will, kann sich einfach an Anregiomed in Rothenburg wenden. Männer sind ebenfalls willkommen. "Rot" steht dabei übrigens nicht nur für die Klinikfarbe, sondern auch für die Abkürzung von "Rothenburg ob der Tauber". Bei Anregiomed in Ansbach gibt es die "Engel in Blau".

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