Monika und Sonja erinnern sich mit einem Frösteln an die vergangenen Monate. Seit langem kommen sie ins Augsburger Stadtbad. Zum Schwimmen natürlich. Aber auch zum Ratschen, bei kleinen Päuschen am Beckenrand. Doch damit war im Winter Schluss: "Wir mussten eigentlich durchgehend schwimmen. Sonst wäre es uns viel zu kalt gewesen", sagt Monika.
Um Energie zu sparen, hatte die Stadt die Beckentemperatur gesenkt, auf nur noch 25 Grad. Nur ein Beispiel für die vielen großen und kleinen Maßnahmen gegen die explodierenden Strompreise. Überall im Freistaat wurden Heizungen in städtischen Büros runtergedreht. Brunnen wurden abgestellt. In Schulen floss auf einmal kein Warmwasser mehr. Und in München wurde angekündigt, in verkehrsschwachen Zeiten etwa die Hälfte aller Ampeln abzuschalten.
So sank der Energieverbrauch in bayerischen Städten
Nun, nach dem Winter, stellt sich die Frage: Was hat das alles gebracht? Eine offizielle Antwort fällt vielen Städten und Gemeinden noch schwer, da die Schlussrechnung noch aussteht. Doch die Zwischenbilanz einiger Städte zeigt, wohin die Reise geht.
Nürnberg erwartet bei Wärme und Strom eine Einsparung von rund 20 Prozent. Augsburg geht bei Strom von zehn Prozent weniger Verbrauch aus, bei Gas von 20 Prozent Einsparung. Auch kleinere Gemeinden erwarten Einsparungen in diesem Bereich. Nördlingen hat zum Beispiel 21 Prozent weniger Erdgas verbraucht.
München nennt noch keine Prozentzahlen, kann die Einsparung dafür aber sehr konkret machen: Bei der Wärmeenergie sei der Verbrauch von 800 Vier-Personen-Haushalten eingespart worden, beim Strom der Jahresverbrauch von 1.000 Vier-Personen-Haushalten.
Welche Maßnahmen am effektivsten waren
Im Schnitt waren in allen Städten die Absenkung der Schwimmbecken-Temperatur und das Runterdrehen der Büro-Heizungen am effektivsten. Einzelne Drucker in Schulen abzustellen oder Wasserboiler abzudrehen, habe dagegen kaum etwas gebracht, so der Bayerische Gemeindetag.
Was das für Bayerns Kommunen in Euro bedeutet, lässt sich meist noch nicht konkret sagen. In Augsburg geht man davon aus, dass die Maßnahmen die Kosten um rund eine Million Euro gesenkt haben. In Nördlingen habe die 20-prozentige Gas-Einsparung die Kosten um rund 35.000 Euro gesenkt. Aufgrund der enormen Preissprünge dürften die meisten Kommunen aber trotz der Sparmaßnahmen mehr Geld für Strom und Wärme bezahlen als in den Vorjahren.
Energiesparen schadet dem Sozialleben
Und die Sparmaßnahmen hatten mitunter soziale Folgen. Beispielsweise in Augsburg: Als im Stadtbad die Wassertemperatur abgesenkt wurde, blieb das Becken zeitweise fast leer. 25 Grad war den meisten zu kalt. "Gerade für Ältere ist das Stadtbad aber auch ein Treffpunkt, viele gehen nach dem Schwimmen noch ins Café, wo sie zusammensitzen", sagt Bademeister Jürgen Grötzner. "Und das fiel dann alles weg."
Deshalb hat Augsburg die Wassertemperatur wieder angehoben, nachdem aktuell auch keine Energieknappheit mehr zu befürchten sei, so der Augsburger Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle. Andere Städte werden die Sparmaßnahmen aber vorerst beibehalten. Kempten und Regensburg zum Beispiel.
Wie sich Vilseck für die Zukunft rüstet
Der Bayerische Gemeindetag verweist in diesem Zusammenhang auf die Gemeindeordnung: Demnach sei "jede Gemeinde und Stadt verpflichtet, wirtschaftlich und sparsam zu haushalten." Schließlich gehe es um Steuergelder. Effiziente Sparmaßnahmen seien daher nicht nur für den Umwelt- und Klimaschutz sinnvoll, sondern rechtlich geboten.
Wie es scheint, haben die Preissprünge bei der Energie das Bewusstsein dafür durchaus geschärft. Vielerorts wurden neue Photovoltaikanlagen installiert oder geplant. Auch Fernwärme aus Biomasse oder Hackschnitzeln soll deutlich intensiver genutzt werden.
Vilseck in der Oberpfalz ist dafür ein gutes Beispiel. In der 6.000-Einwohner-Gemeinde wird derzeit ein Kindergarten saniert, der über eine Hackschnitzel-Anlage mit Wärme versorgt werden soll. Inzwischen sollen auch andere Gebäude der Stadt an dieses Wärmenetz angeschlossen werden. Nämlich die Pfarrkirche, das Pfarrheim, eine Turnhalle, Vereinsräume und das Feuerwehrhaus.
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