Die zurückliegenden Jahre verbringt Dorothee Bär in der Opposition. Trotzdem sieht man sie in dieser Zeit oft in der ersten Reihe: Als eine der stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion, zuständig unter anderem für Familienpolitik. Eine Funktion, die ihr Aufmerksamkeit sichert.
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Bär legt Wert auf fränkische Herkunft
Das zeigt sich zum Beispiel bei einer Bundestagsdebatte vor zweieinhalb Jahren, bei der es um den Haushalt des Familienministeriums geht. Der damalige Vizepräsident des Parlaments, Wolfgang Kubicki von der FDP, will wissen, ob Bär während ihrer Rede eine Zwischenfrage zulässt. Als sich die CSU-Politikerin sträubt, versucht es Kubicki mit Ironie: "Ich hab‘ gar nicht gewusst, dass man in Bayern keine Luft holen muss, wenn man redet." Bär erwidert, sie komme ja aus Franken – da gehe so etwas sogar noch besser.
Also macht Bär weiter im Text – und zerpflückt die aus ihrer Sicht misslungene Familienpolitik der damaligen Ampel-Regierung. Doch natürlich ist ihr klar, dass man in der Opposition nur begrenzte Gestaltungsmöglichkeiten hat. Danach gefragt, sagt sie einmal in einem BR24-Interview: "Na ja, schön ist es nicht."
Dorothee Bär: seit 2002 im Bundestag
Dass sie politisch etwas bewegen will, beweist Bär schon früh. Als Teenagerin tritt sie in die Junge Union ein. Später studiert sie Politikwissenschaft. Seit 2001 ist die Unterfränkin im CSU-Vorstand, seit 2002 im Bundestag. Auch Regierungserfahrung bringt sie mit: Im letzten Merkel-Kabinett war Bär Staatsministerin für Digitalisierung.
Jetzt soll sie das Ressort für Forschung und Raumfahrt übernehmen. Ein "Mega-Ministerium", wie es CSU-Chef Markus Söder ausdrückt. "Da kommt für mich nur Dorothee Bär infrage." Schon im früheren Job habe sie Technologie-Themen besetzt. Stichwort: elektrische Luftfahrt. Ihr Einsatz für sogenannte Flug-Taxis bringt Bär damals allerdings auch Spott ein. Zu Unrecht, findet Söder.
Söder lobt Bärs Einsatz bei Koalitionsverhandlungen
Beim Nominierungstermin diese Woche in München überhäuft der Parteichef die designierte Forschungsministerin mit Lob: "Sie hat in den Koalitionsverhandlungen exzellent verhandelt." Beeindruckend sei das gewesen – auch ihre Durchsetzungskraft im Umgang mit den künftigen Koalitionspartnern CDU und SPD.
Und so zeichnet sich schon während der Gespräche ab, dass Bär ein Ministerium übernehmen würde. Wer ihr in dieser Zeit im Regierungsviertel begegnet, merkt ihr die Lust auf ein Regierungsamt auf Anhieb an. Grund zur Zuversicht hat sie in diesem Frühjahr ohnehin, denn die 47-Jährige hat seit einiger Zeit einen Lauf.
Bei Bundestagswahl wird Bär "Erststimmenkönigin"
Bei der Bundestagswahl im Februar fährt sie als Direktkandidatin in ihrem Wahlkreis Bad Kissingen 50,5 Prozent der Stimmen ein. Und wird damit deutschlandweit zur "Erststimmenkönigin". Beim traditionellen Singspiel zum Starkbieranstich am Münchner Nockherberg ist sie im März zum ersten Mal als Figur vertreten. Politkulturell spielt sie damit in einer Liga mit der Prominenz aus Staatsregierung und Landtag.
Politik und Unterhaltung: Für Bär sind das ohnehin keine Gegensätze. In Online-Netzwerken zeigt sie sich mal daheim mit Dackel auf dem Sofa, mal im Dirndl am Berliner Spreebogen. Damit will Bär wohl eine gewisse Leichtigkeit ausstrahlen – in einer konservativen Spielart, was zu ihren Positionen passt. Sie kritisiert das "Selbstbestimmungsgesetz" der Ampel und ist gegen eine Abschaffung von Paragraf 218, der Schwangerschaftsabbrüche unter Strafe stellt.
Forschungsministerium aus CSU-Sicht ein Schlüsselressort
Mit dem neuen Amt ist der Wechsel von der Familienpolitik zu Hightech und Raumfahrt verbunden. Aus CSU-Sicht übernimmt Bär ein Schlüsselressort. "Das empfinde ich als echten Coup", sagt Söder zum Ministeriumszuschnitt. Schließlich gehe es um Zukunftsinvestitionen, merkt er im Hinblick auf die Bedeutung der Luft- und Raumfahrt für den Standort Bayern an.
Bär selbst kann es kaum abwarten. "Schön wäre, wenn wir jetzt endlich mal anfangen könnten zu regieren", sagt sie am Rande des Nominierungstermins. Lange wird es wohl nicht mehr dauern. Läuft alles nach Plan, kann Schwarz-Rot kommende Woche loslegen.
Fränkinnen an der Spitze des neuen Raumfahrt-Ministeriums
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