Neues Logistikzentrum - Bild von Plan
Bildrechte: Kernstock-Panattoni

Das rote Thermoselect Gebäude ist Geschichte - dieses Logistikzentrum soll im August eröffnen.

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Ende einer Bauruine: Ansbach bekommt neuen Logistik-Park

Vor 20 Jahren sollte an der A6 eigentlich Müll ökologisch verschwelt werden. Deswegen baute Thermoselect eine riesige Anlage in Ansbach-Brodswinden. In Betrieb ging sie nie. Dann wurde es lange still um die Bauruine. Doch damit ist jetzt Schluss.

Die große rote Halle und der unverkennbare Turm, den man 20 Jahre lang von der Autobahn A6 auf Höhe der Ausfahrt "Ansbach" sehen konnte: Das Thermoselect-Areal ist in der Region so ziemlich jedem bekannt und auch das Drama rund um das einstige Zukunftsprojekt. Doch mit dem ist jetzt Schluss, denn die Bauruine ist abgerissen und im August sollen die Bauarbeiten für den neuen Gewerbe- und Logistikpark beendet sein – und die Stadt kann mit dem leidigen Thema endlich abschließen.

Neuer Logistik-Park für Ansbach

Im Jahr 2018 kaufte Investor Jörg Kernstock das Areal in Ansbach-Brodswinden auf. Nach einigen Genehmigungsverfahren begann Ende 2020 der Abriss der Bauruine – einer fast fertigen, aber nie in Betrieb gegangenen Müllverschwelungsanlage. Seit letztem Oktober wird fleißig gebaut. Zusammen mit dem Geschäftspartner Panattoni Properties Germany entsteht aktuell der "Panattoni Park Ansbach". Das Unternehmen wirbt mit 29.500 Quadratmeter Lagerfläche, 1.300 Quadratmetern Bürofläche und 2.500 Quadratmetern flexible Arbeitsfläche auf Zwischenetagen. Dazu komme die günstige Lage an der A6 und die Nähe zu Nürnberg. Die Logistikhalle könne außerdem in drei Teile aufgeteilt werden.

International agierender Logistiker zieht ein

Zwei Hallenabschnitte werden von der Elsen-Gruppe gemietet, einem international agierenden Logistikunternehmen aus Deutschland. Genutzt werden von ihr 22.000 Quadratmetern. Für Ansbach hat sich das Unternehmen entschieden, weil viele neue, aber auch bestehende Kunden aus Süddeutschland kommen und Elsen Logistik dort eine Präsenz schaffen wollte, teilte Geschäftsführer Ralf Sauerborn dem BR mit. In den Hallen sind Hochregallager mit ca. 17.500 Stellplätzen, ein Bodenlager und entsprechende Bereiche für Kommissionierung geplant. Rund 30 Arbeitsplätze sollen außerdem für die Region entstehen.

Vielversprechende Geschichte startete vor 20 Jahren

Oberbürgermeister Thomas Deffner (CSU) freut sich über die Entwicklung des Thermoselect-Areals. Es sei ein Plus für die Wirtschaft und bringe Arbeitsplätze. Auch viele Ansbacherinnen und Ansbacher würden begrüßen, dass die Bauruine und die geplante Müllverschwelungsanlage damit Geschichte sind, heißt es aus der Stadt. Denn was hier vor mehr als 20 Jahren so vielversprechend startete, erwies sich als riesiger Reinfall. Und die Stadt Ansbach steckte dabei tief mit drin und schien jahrelang nicht mehr aus der Nummer rauszukommen. Thermoselect war jahrelang fast schon ein wunder Punkt.

Vorzeigeprojekt in Sachen Müllentsorgung

Vor gut 20 Jahren platzte der Traum der Müllentsorgungsanlage der Zukunft der Region Thermoselect in Ansbach. Nahe der A6 startete das Schweizer Unternehmen in den 1990er Jahren ihr Vorhaben mit einer sogenannten Verschwelungsanlage, die nach eigenen Angaben besonders ökologisch Abfälle entsorgen sollte. Im Jahr 2002 war Schluss, bevor die Müllentsorgungsanlage in Betrieb gehen konnte. Grund waren Probleme durch nicht ausgereifte Technik und zahlreiche Streitigkeiten.

Anfangs war die Stadt Ansbach über den kommunalen Abfallversorgerverband an dem Projekt beteiligt. Ansbachs damaligem Oberbürgermeister Ralf Felber gelangt es jedoch 2003, die Anteile des Verbands an damaligen Auftraggeber, den baden-württembergischen Energiekonzern EnBW, abzutreten. Die Fläche mit der Bauruine lag seitdem brach. 2014 wurde ein Rechtsstreit zwischen Thermoselect und EnBW, beendet. Erst seitdem konnte das Areal wieder vermarktet werden.

2018: Kauf durch Investor

Vor rund fünf Jahren erwarb Investor Jörg Kernstock das Thermoselect-Areal. Sein Ziel: ein Logistik-Zentrum mit perfekter Lage nahe der A6 zu errichten. Ende 2019 stimmte der Stadtrat dem Bebauungsplan für das Areal zu. Zu diesem Zeitpunkt war die Bauruine noch komplett erhalten. Bei einem Rundgang durch die Anlage Ende 2019, war alles noch wie am Anfang der 2000er Jahre. Die Verschwelungsanlage war so gut wie fertig gestellt, nur ging sie nie in Betrieb. Nur die Scheiben waren eingeschlagen, Becken mit Wasser vollgelaufen und alles war voller Dreck.

Im August fertig

Laut Investor Jörg Kernstock ist die Logistikhalle im August fertig gestellt – momentan verlaufe alles im Zeitplan. Am Mittwoch führte er letzte Gespräche mit dem staatlichen Bauamt für eine Auffahrrampe. Die Planungen dafür seien durch und soweit genehmigt. Die Regierung von Mittelfranken müsse nun die Maßnahme im nächsten Schritt noch umsetzen. Das wird nicht bis zum Sommer passieren, allerdings gibt es eine Interimslösung. Auch was den letzten Hallenabschnitt betrifft, sei man in Gesprächen mit Interessenten. Investor Jörg Kernstock scheint optimistisch und erleichtert, dass er nach fünf Jahren das Projekt abschließen kann.

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