Goldfische (Symbolbild)
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Symbolbild: 2018 hat es an der Uni Bayreuth Versuche mit Goldfischen gegeben, deshalb ist die Hochschule nun für das "Herz aus Stein" nominiert.

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Elektroschocks an Fischen: Uni Bayreuth in der Kritik

Die Uni Bayreuth ist wegen Versuchen an Fischen für das "Herz aus Stein 2023" des Vereins "Ärzte gegen Tierversuche" nominiert worden. Bei den Versuchen wurden Goldfische mit Elektroschocks gelähmt, sodass sie aufgehört hatten zu atmen.

Die Universität Bayreuth ist wegen Tierversuchen an Fischen für das "Herz aus Stein 2023", eine Negativ-Auszeichnung des Vereins "Ärzte gegen Tierversuche", nominiert. Wie der Verein mitteilt, soll der Preis auf "besonders grausame und absurde Tierversuche" aufmerksam machen, die in Deutschland durchgeführt wurden.

Goldfische erhalten Elektroschocks - Atmung setzt aus

Konkret kritisiert der Verein Experimente an Fischen, die Elektroschocks ausgesetzt wurden und daraufhin kurzzeitig die Atmung eingestellt hatten. Zunächst seien am Lehrstuhl für Tierphysiologie starkelektrische afrikanische Zitterwelse durch Berührung des Schwanzes dazu angeregt worden, sich elektrisch zu entladen. Mehrere Goldfische, die sich im gleichen Behältnis befanden, seien dabei gefilmt worden, wie sie gelähmt zu Boden sanken und durchschnittlich 24 Sekunden lang aufgehört hatten zu atmen. Die Versuche seien mehrfach wiederholt worden. Auf Nachfrage des BR bestätigt die Uni Bayreuth, dass die Versuche im März 2018 stattgefunden haben und in einem Bericht aus dem Jahr 2021 veröffentlicht wurden.

Forschungshintergrund: Stärkung des menschlichen Herzmuskels

Ziel sei es gewesen, zu erforschen, warum sich starkelektrische Fische mit der Entladung nicht selbst schaden - eine bislang ungeklärtes Rätsel, das nach Auskunft der Universität schon Menschen im alten Ägypten beschäftigt habe. Um das herauszufinden, habe man auch Fische benötigt, die über keinen Schutz vor elektrischen Entladungen verfügten. Dabei habe man auf Goldfische zurückgegriffen, da diese leicht gezüchtet und gehalten werden könnten.

Die Wissenschaftler hätten sich aus dem Versuch auch Antworten darauf erhofft, wie der Herzmuskel des Menschen gestärkt und für Herzstörungen weniger anfällig gemacht werden könne. Die Bayreuther Forscher hätten schließlich gezeigt, dass weder die Muskulatur, noch die Sinnesorgane des Zitterwelses durch die elektrische Entladung beeinträchtigt werde.

Uni Bayreuth: Alle Tiere haben Versuche überlebt

Einem respektvollen Umgang mit Tieren, zu dem sich die Uni Bayreuth verpflichtet fühle, widersprächen die Versuche aber in keiner Weise. Die Goldfische seien schließlich einer Ladung ausgesetzt worden, die definitiv nicht tödlich sei, hieß es von der Uni Bayreuth. Die Tiere hätten allesamt überlebt, ihre Atmung wieder aufgenommen, normal gefressen und seien weiter gewachsen. Der Verein "Ärzte gegen Tierversuche" erwecke daher fälschlicherweise den Eindruck, die Universität Bayreuth habe Tieren schweres Leid zugefügt. Zudem bezeichnet es ein Sprecher der Universität als "bedauerlich", dass der Verein den potenziellen medizinischen Nutzen für den Menschen durch diese Versuche nicht anerkennt.

Kritik: Tiere als Messinstrument missbraucht

Tatsächlich heißt es auf Nachfrage des BR bei einer Sprecherin des Vereins, der Zusammenhang zwischen Mensch und Fisch nach jahrtausendelanger Evolution erschließe sich dem Gremium aus Wissenschaftlern und Tierärzten nicht. Vielmehr gehe man davon aus, dass Tiere zu Messinstrumenten degradiert würden, anstatt Versuche zu unternehmen, die Erkenntnisse anderweitig zu gewinnen. Die Uni hält dem entgegen, dass es sich um Grundlagenforschung handle und erst in einem späteren Schritt beispielsweise Zellkulturen statt Fische verwendet werden könnten.

2,5 Millionen Tierversuche in Deutschland durchgeführt

Noch bis Montag (06.03.23) kann im Internet bei "Ärzte gegen Tierversuche" abgestimmt werden, wer in diesem Jahr das "Herz aus Stein" erhalten soll. Rund 9.000 Menschen hätten sich in den vergangenen Jahren an den Abstimmungen beteiligt. Über die Nominierung der Uni Bayreuth hatte zuerst der Nordbayerische Kurier berichtet. Weitere Nominierte neben der Uni Bayreuth sind die Universität Duisburg-Essen für Versuche mit dem Graumull, eine Forschungseinrichtung in Marburg für Experimente mit Affen, ein Unternehmen in Essen für Versuche an schwangeren Affen sowie die Universität in Rostock für Experimente an Mäusen.

Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) wurden im Jahr 2021 rund 2,5 Millionen Tierversuche in Deutschland durchgeführt. Die Zahl sei leicht rückläufig. Bei knapp 80 Prozent der eingesetzten Versuchstiere handelte es sich um Nagetiere, vor allem um Mäuse und Ratten.

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