Eine knappe Stunde lang war das E-Schiff rückwärts aus der Werft gefahren und langsam in den Bodensee abgelassen worden, begleitet von Musik und Standfeuerwerk. Feuerwehrleute spritzten von ihrem Schiff aus zu Ehren des Elektro-Schiffs Wasserfontänen in die Höhe. Ab Ende Juli soll es dann täglich bis zu 300 Passagiere an Bord nehmen, allerdings zunächst vor allem in Baden-Württemberg und auf kurzen Strecken. Es ist das erste seiner Art in der sogenannten "Weißen Flotte" der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) und kleiner und langsamer als die bisherigen Diesel-Modelle. Dafür braucht es aber auch deutlich weniger Energie.
Elektroschiff produziert Strom auf dem Dach
Maximal 15 Stundenkilometer soll das Elektroschiff später im täglichen Einsatz schaffen, die aber eben ohne klimaschädlichen Treibstoff. Der Bau bei der Firma "Ostseestaal" in Stralsund und in der Werft in Friedrichshafen hat acht Monate gedauert. Um das Gewicht des Schiffs zu reduzieren, wurden viele Teile aus Aluminium hergestellt. Ebenfalls ein Novum: Das E-Schiff braucht wegen seiner Bauweise als Katamaran auf zwei Kufen deutlich weniger Energie, um gegen den Widerstand des Wassers anzukommen. Das Highlight aber dürfte die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach sein. Sie produziert Strom und soll laut BSB bei sonnigem Wetter rund ein Fünftel des Energiebedarfs decken. Damit werden sowohl der Motor als auch die Bord-Elektronik unterstützt. Dennoch muss das Schiff in der Mittagspause und über Nacht geladen werden, damit es voll einsatzfähig ist. Im Winter, wenn das Schiff im Hafen liegt, soll der Strom der Photovoltaik-Anlage ins Netz eingespeist werden.
Für lange Strecken werden Lösungen noch gesucht
Das neue über drei Millionen Euro teure Elektroschiff soll ab Ende Juli vor allem in Baden-Württemberg auf Kurzstrecken im Einsatz sein, auf einem Kurs zwischen der Insel Mainau und Unteruhldingen. Dazu sagte der technische Leiter der BSB, Christoph Witte, dem BR: "Für die langen Kurse fehlen uns noch die Lösungen." Wichtig seien zum Beispiel automatische Rampen zum Anlegen des Schiffs und entsprechend sichere Ladestationen in den Häfen. Sollen die Schiffe mit elektrischem Antrieb schneller unterwegs sein, verbrauchen sie außerdem enorm viel mehr Energie. So braucht es nach Angaben der Entwickler für nur zehn Stundenkilometer mehr die doppelte Kapazität der derzeit verbauten Akkus. Dennoch setzen die BSB auf die Elektroschiffe und wollen ihre Flotte nach und nach umrüsten. 2025 soll das zweite E-Schiff folgen und ein älteres, mit Diesel betriebenes Modell ersetzen.
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