Windrad-Baustelle.
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Der Ausbau der Windkraft in Bayern kommt wieder in Schwung. Bevor Bagger anrollen können, dauert es jedoch noch.

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"Aufbruchstimmung": Neuer Schwung für Bayerns Windkraft

Die Windkraft in Bayern kommt wieder in Schwung, meldet der Branchenverband. Ermöglicht durch Gesetze des grünen Bundeswirtschaftsministers. Die Nachfrage nach Windstrom ist riesig. Bis tatsächlich neue Windräder stehen, bleibt aber noch viel zu tun.

Über dieses Thema berichtete BR24 am .

Maincor Rohrsysteme in Schweinfurt ist eines von vielen Unternehmen, das jetzt mit drastisch gestiegenen Energiekosten kämpft. Der Hersteller von Gebäudetechnik will jetzt ein Windrad direkt auf dem Werksgelände bauen – es soll zusammen mit den schon existierenden Solarzellen die günstige Stromversorgung sichern. Doch obwohl der Standort an der Autobahn keine direkten Nachbarn hat, dauert die Genehmigung mehrere Jahre - für Maincor-Geschäftsführer Dieter Pfister zu lang. Seiner Ansicht nach müsste es deutlich schneller voran gehen mit der Windkraft in Bayern: "Wenn nicht jetzt, wann dann?"

Unternehmen, Gemeinden Stadtwerke: Alle wollen jetzt Windräder

Solche Initiativen gibt es jetzt an sehr vielen Orten in Bayern, der Windkraftverband berichtet von einer "Aufbruchstimmung". Neben Unternehmen seien auch Windkraft-Projektentwickler, Gemeinden und Stadtwerke landauf, landab dabei, neue Windkraftprojekte anzuschieben.

Die Nachfrage nach bezahlbarer heimischer Energie ist riesig. Und der Weg für neue Windräder inzwischen prinzipiell auch in Bayern frei. Denn der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat mit dem Wind-an-Land-Gesetz die bayerische 10H-Regel weitgehend ausgehebelt. Dieser nur in Bayern geltende, extra große Mindestabstand von Windrädern zu Siedlungen hatte den Windkraftausbau im Freistaat abgewürgt, wie inzwischen auch die Staatsregierung in einem amtlichen Bericht einräumt.

Habeck hat Öffnung Bayerns für die Windkraft erzwungen

Das Gesetz der Ampelkoalition aus Berlin bestimmt dagegen, dass Bayern nun Vorrangflächen für Windkraft ausweisen muss: und zwar bis 1. Januar 2027 auf 1,1 Prozent der bayerischen Landesfläche, bis 1. Januar 2033 auf 1,8 Prozent. Auf diesen Vorrangflächen gilt dann die 10H-Regel nicht mehr.

Diese Windkraft-Vorrangflächen zu bestimmen, ist jetzt Aufgabe der 18 regionalen Planungsverbände in Bayern. Dort sind neben den Bezirksregierungen Kommunalpolitiker aus den Landkreisen, Städten und Gemeinden vertreten. Der Vorsitzende der Landtagsgrünen, Ludwig Hartmann, fordert von der Staatsregierung eine "ganz klare Ansage an die kommunalen Verbände, die Vorranggebiete jetzt im kurzen Zeitfenster auszuweisen".

Bei der Windkraft herrscht in Bayern seit langem Flaute durch die 10H-Regel und die langen Verfahren. Doch nun sollen gleich tausend neue Windräder in Bayern entstehen.
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Bei der Windkraft herrscht in Bayern seit langem Flaute. Doch nun sollen gleich tausend neue Windräder in Bayern entstehen.

Mehr Personal in den Verwaltungen erwünscht

Außerdem braucht es nach Ansicht des Windkraftverbands mehr Personal, um die Verfahren zu bearbeiten. Konkret: eine zusätzliche Verwaltungskraft in jedem bayerischen Landkreis, die sich erstmal nur um die Genehmigung von Windrädern kümmert.

Dieter Pfister von Maincor Rohrsysteme in Schweinfurt dachte ursprünglich: Innerhalb eines Jahres müsste so ein Windrad im Industriegebiet doch zu genehmigen sein, wenn alle Beteiligten es wollen. Das hat er sich mittlerweile abgeschminkt. Sein Kommentar zur bayerischen Windkraftpolitik: "Es könnte geschmeidiger gehen!"

Windkraftplanung hat in Bayern jetzt Priorität

Tatsächlich gab es in den vergangenen Monaten zumindest Schaltkonferenzen des Wirtschaftsministeriums mit den Planungsverbänden, in denen diese auf die neue Aufgabe eingestimmt wurden. Der zuständige Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) stellt im BR-Gespräch auch klar: Jeder einzelne der 18 regionalen Planungsverbände in Bayern wird die Windkraft-Quoten auf seinem jeweiligen Gebiet selbst erfüllen müssen, diesmal kann sich keine der Regionen wegducken. Aus Aiwangers Sicht ist die Verwaltung in Sachen Windkraft durchaus schon in Fahrt: "Und ich wünsche mir, dass die Genehmigungszahlen jetzt exponentiell nach oben gehen."

Planungsbeteiligte und Vertreter der Windkraftbranche berichten, dass dem Thema Windkraftplanung inzwischen in Bayern tatsächlich hohe Priorität eingeräumt werde. Trotzdem sind die Prozesse in Regionalen Planungsverbänden grundsätzlich eher langwierig – unterschiedliche Interessen müssen unter einen Hut gebracht werden. Oft tagen die Planungsverbände bisher auch nur selten, teils lediglich einmal im Jahr. Das muss sich möglicherweise ändern.

Kann der Windkraftbau doppelt so schnell gehen?

Bisher dauert die Genehmigung eines Windrads durchschnittlich 5,3 Jahre – manchmal auch viel länger. "Wir müssen diese Verfahren jetzt ganz schnell durchführen", fordert der Vorsitzende des bayerischen Windkraftverbands, Bernd Wust. Wenn es gut gehe, könne man dann in zwei bis drei Jahren die ersten neuen Windräder in Bayern sehen.

Dafür müsse der Freistaat Bayern die Vereinfachungen im Genehmigungsverfahren, die von der Bundesregierung verabschiedet wurden, auch auf bayerischer Ebene schnell umsetzen. Die neuen Anforderungen an Artenschutzgutachten seien für die Unternehmen beispielsweise noch immer nicht konkret genug – und wenn diese Gutachten nicht vor dem Winter in Auftrag gegeben werden können, drohe bei der Windkraftplanung ein ganzes Jahr verloren zu gehen.

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