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Medikamente mit Hanf-Wirkstoff von Bionorica

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Ein Jahr Cannabis auf Rezept: Gute Geschäfte für Bionorica

Seit einem Jahr können schwer kranke Menschen Cannabis auf Rezept erhalten. Gerade in Bayern ist die Nachfrage nach cannabishaltigen Arzneimitteln hoch. Davon profitiert das Neumarkter Unternehmen Bionorica, das führend auf dem Markt ist.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Zwischen fünf und zehn Rezepte für Cannabis landen pro Monat auf dem Tresen der "NM Vital Apotheke" von Margit Schlenk in Neumarkt. Der Arzt legt die tägliche Dosis fest. Je nach Verordnung erhalten Schmerzpatienten Cannabisblüten zum Inhalieren oder Tropfen zum Einnehmen. Die Ausgabe von Hanfblüten sieht die Neumarkter Apothekerin dennoch sehr kritisch.

"Immer wenn der Patient die Blüten raucht oder als Tee trinkt, ist er sein eigener Arzneimittelhersteller. Zur Variabilität der Natur kommt also die Variabilität der Herstellung durch den Patienten hinzu." Magit Schlenk

Vor allem ein Wirkstoff der Hanfpflanze kann Schmerzen lindern: das Tetrahydrocannabinol - kurz THC - in der Pharmazie auch "Dronabinol" genannt. Eine Therapie mit diesem isolierten Wirkstoff ist nach Ansicht von Margit Schlenk viel besser, weil der Wirkstoffspiegel im Blut konstant sein muss. "Gerade bei der Schmerzbehandlung müssen Schmerzspitzen vermieden werden, weil das sich sonst ins Schmerzgedächtnis einprägt", sagt Schlenk.

Bionorica ist europaweit führend

In der Herstellung von Dronabinol ist ein Unternehmen europaweit führend: das Neumarkter Pharmaunternehmen Bionorica. Die Oberpfälzer haben bei Cannabis die Nase vorn, weil sie schon vor der Rezeptfreigabe und trotz politischer Hürden frühzeitig in die Forschung investierten. Bionorica kann deswegen den Wirkstoff Dronabinol in fast hundertprozentiger Reinheit an Apotheken liefern, erklärt der Inhaber von Bionorica, Professor Michael Popp.

"Das Dronabinol hat eine breite pharmakologische Wirkung, also nicht nur ein Wirkprinzip wie die meisten Monostoffe. Für mich war aber auch wichtig, dass es sehr sicher ist, also wenige Nebenwirkungen hat." Michael Popp, Bionorica

Seitdem es in Deutschland Cannabis auf Rezept gibt, hat sich der Umsatz des Unternehmens mit Dronabinol verdreifacht. Das Potential der Hanfpflanze scheint noch lange nicht ausgeschöpft zu sein. Popp ist sich sicher, dass in den nächsten fünf Jahren noch viel geforscht wird. Bionorica selbst werde in diesem Jahr die ersten weiteren Studien beginnen, so Popp. 

Immer wieder Versorgungsengpässe

Den Rohstoff bezieht Bionorica aus Österreich, denn in Deutschland wird noch kein Hanf für medizinische Zwecke angebaut. Deswegen kommt es auch immer wieder zu Versorgungsengpässen - zum Leidwesen von Apothekern und Patienten. Das kennt auch Margit Schlenk in ihrer Apotheke.

"Wir sind da in der Zwickmühle, weil ein Patient eigentlich zeitnah versorgt werden muss. Und dann sehen wir, dass er nicht die optimale Lebensqualität bekommt, weil sein Medikament nicht verfügbar ist." Margit Schlenk

Bisher wird Cannabis vor allem bei Patienten mit chronischen Schmerzen eingesetzt. Rund 11.000 Patienten wurden 2017 in Deutschland mit dem Wirkstoff versorgt. Laut der Kassenärztlichen Vereinigung in Bayern gibt es überproportional viele Patienten in Bayern.