Ehrenamtliche Flüchtlingshelfer gründen heute in Nürnberg eine Interessensvertretung für Bayern. Der Bundesverband hat nach eigenen Angaben bereits knapp 10.000 Mitglieder aus allen Bundesländern. Treibende Kraft ist Raffael Sonnenschein aus Landsberg am Lech. Dem Bayerischen Landesverband sollen noch in diesem Jahr weitere folgen.
Interessensvertretung der Flüchtlingshelfer
Der Verband will den Hunderttausenden ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern eine Stimme geben und deren Forderungen an die Politik herantragen. "Es wird mit Füßen getreten, was sie geleistet haben", sagte Sonnenschein dem Bayerischen Rundfunk. Derzeit werde nur noch negativ über das Thema Flüchtlinge gesprochen, so Sonnenschein. "Viele haben resigniert, weil sie nicht beschimpft werden wollen." In Nürnberg soll nun bei einem ganztägigen Treffen der Bayerische Landesverband gegründet werden. Vertreten sind Delegierte aus 45 Landkreisen in Bayern.
Plädoyer für mehr Menschlichkeit
Am frühen Nachmittag wollen die Teilnehmer vor dem Bundesamt für Migration einen Trauerkranz für "die verlorene Menschlichkeit in unserer Mitte" ablegen und eine Schweigeminute abhalten. Die Teilnehmer wollen sich darüber austauschen, was von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) in der Flüchtlingspolitik zu erwarten sei.
Forderungskatalog erarbeitet
Eine der Forderungen der ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer lautet, dass abgelehnte Asylbewerber nicht automatisch abgeschoben werden sollen. "Wir fordern einen Ersatzweg für abgelehnte Asylbewerber, deren Integration schon begonnen hat und die ihr Gastrecht nicht verwirkt haben. Sie sollen die Möglichkeit bekommen, durch eine Ausbildung oder Arbeit eine Duldung zu bekommen", heißt es im Forderungskatalog des Bundesverbandes. Diesen haben Hunderte Helferkreise und Flüchtlingsinitiativen erarbeitet.
Gegenwind aus allen Richtungen
Ehrenamtliche Flüchtlingshelfer sitzen vielfach zwischen allen Stühlen. Das Motto der Gründungsveranstaltung lautet "Du hast Gegenwind aus allen Richtungen?" Die Medizinerin und Ethik-Dozentin Leyla Fröhlich-Gürzelsoy spricht über Handlungsstrategien gegen Diskriminierung. Am Nachmittag (16.00 Uhr) soll der Landesvorstand Bayern gewählt werden.
Potenzial nutzen für mehr Menschlichkeit
Zum Höhepunkt der Flüchtlingswelle im Jahr 2015 hätten sich rund eine Million Menschen für Flüchtlinge engagiert, so Initiator Raffael Sonnenschein. "Die guten Leute sind ja noch da, aber mucksmäuschenstill. Weil sie Angst haben, beschimpft zu werden". Dieses Potenzial will der Verband Ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer heben.
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