Seinen 70. Geburtstag feiert Johannes Friedrich mit Mitgliedern der Kirchengemeinde Bertholdsdorf bei Windsbach im Landkreis Ansbach. Dort war er zuletzt als Pfarrer tätig. Ein ungewöhnlicher Schritt für einen Mann, der zuvor eine der größten evangelischen Landeskirchen geleitet hat und als Nahost-Experte gilt. Doch nach seiner Amtszeit mit Sitzungen und Dokumentenbergen wünschte sich Friedrich zum Abschluss seines Berufslebens ein Leben als einfacher Dorfpfarrer. Geburtstagsbesuche, Konfirmandenunterricht, jeden Sonntag auf der gleichen Kanzel predigen – für den 70-Jährigen waren die 20 Monate in Bertholdsdorf erfüllend.
"Es war eine ganz tolle Zeit. Es war für mich die Möglichkeit, nochmal das zu machen, weswegen ich eigentlich Theologie studiert habe." Johannes Friedrich im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk
Auch als Dorfpfarrer noch dazugelernt
Und obwohl er schon viele Funktionen in der Kirche innehatte, lernte der ehemalige Bischof als Dorfpfarrer noch einiges dazu. Überrascht sei er beispielsweise gewesen, wie wichtig Glaube und Kirche in einem westmittelfränkischen Dorf noch immer seien. So habe er erst in Bertholdsdorf gelernt, dass die Menschen bei einem Besuch von ihm ein gemeinsames Gebet erwarten.
Gute Kontakte nach Israel und Palästina
Auch mit 70 Jahren hat der ehemalige Landesbischof viel zu tun. Allein in diesem Jahr reist er drei Mal nach Israel und Palästina. Friedrich war von 1985 bis 1991 sechs Jahre lang Probst in Jerusalem und hat bis heute gute Kontakte dorthin. Außerdem treibt er als Vorsitzender der Bayerischen Regionalbibelgesellschaft das Projekt Bibelmuseum voran, das derzeit gegenüber der Lorenzkirche im Lorenzer Pfarrhof errichtet wird. 2020 wird es voraussichtlich eröffnen.
Wichtiger gesellschaftlicher Impuls
Friedrichs Nachfolger als Landesbischof, Heinrich Bedford-Strohm, erklärte, zum Geburtstag seines Vorgängers fühle er Dankbarkeit für den Segen, der von Friedrichs Wirken ausgegangen sei. Bedford-Strohm erinnerte an das "Bayerische Bündnis für Toleranz", das unter anderem von Friedrich begründet wurde. Das Bündnis sei einer der bedeutendsten gesellschaftlichen Impulse und entfalte bis heute positive gesellschaftliche Kraft. Auch als Nahost-Experte sei sein Rat gefragt.