Ab Juni starten Universität Würzburg und Stadtwerke Schweinfurt gemeinsam einen Feldversuch. Sie wollen herausfinden, wie Verbraucher dynamische Stromtarife nutzen. Also die Möglichkeit, sich via App stündlich über aktuelle Strompreise zu informieren und Elektrogeräte dann zu nutzen, wenn der Preis vergleichsweise niedrig ist. 100 Haushalte aus dem Landkreis Schweinfurt sollen teilnehmen. Aktuell suchen Uni und Stadtwerke noch weitere Teilnehmer.
Dynamische Stromtarife nicht immer günstiger
"Für den normalen Haushaltsstromkunden lohnt es sich in der Regel nicht unbedingt", so Energieberater Alexander Beer von der Verbraucherzentrale Bayern. Einsparungen fielen bei der Nutzung von Haushaltsgeräten zu günstigen Tarifen eher gering aus, betont er. Lohnen könne sich der Umstieg jedoch bei Haushalten mit Elektroautos oder Wärmepumpen.
Seit 2025 sind Energieanbieter verpflichtet, dynamische Stromtarife anzubieten. Was die Aufklärung über die Nutzung dieser kursabhängigen Strompreise betrifft, sieht Energieberater Alexander Beer von der Verbraucherzentrale Bayern noch Nachholbedarf im Freistaat. "81 Prozent der Haushalte fühlen sich zu dynamischen Stromtarifen noch immer eher schlecht oder überhaupt nicht informiert", meldete der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) im Oktober 2024.
Nutzungsverhalten für Forscher im Vordergrund
Auch die Stadtwerke Schweinfurt bieten seit 2025 dynamische Stromtarife an. Zusammen mit Gunther Gust und einigen Studierenden der Uni Würzburg möchten Sie erforschen, wie Verbraucher diese annehmen. Es stünde dabei weniger die Frage im Vordergrund, ob man dabei viel spart, sondern ob sich der Aufwand für die Teilnehmer lohnt, erklärt Gunther Gust von der Uni Würzburg. "Es kann natürlich sein, dass Personen das Interesse daran verlieren, sich nach den Strompreisen zu verhalten."
Schnäppchenjagd mit Smart-Meter und Smartphone
Grundvoraussetzung für die Nutzung dynamischer Stromtarife ist das Umrüsten des Stromzählers auf ein sogenanntes Smart-Meter. Dabei handelt es sich um einen intelligenten Stromzähler, der die Verbrauchsdaten via Mobilfunk stundengenau an den Versorger sendet. Der Verbraucher kann via App die aktuellen Strompreise verfolgen und entscheiden, wann er zu welchem Preis Strom vom Anbieter bezieht. Alexander Beer betont, "dass das Preisrisiko komplett bei den Verbrauchern liegt und die Tarife sehr komplex, sehr unterschiedlich, schwer zu verstehen und schwer zu vergleichen sind."
Versuchsteilnehmer haben unterschiedliche Voraussetzungen
Zwei der Versuchsteilnehmer äußerten sich BR24 gegenüber bereits vor dem offiziellen Versuchsstart im Juni. Werner Christoffel aus Schweinfurt bewohnt einen Altbau aus dem Jahr 1954. Das Haus wurde 2015 renoviert und ist mit einer PV-Anlage samt Speicher ausgestattet. Der Austausch seines alten Stromzählers gegen ein Smart-Meter habe nur wenige Minuten gedauert. Christoffel möchte die dynamischen Stromtarife nutzen, um sein E-Auto in den sonnenarmen Wintermonaten günstig aufzuladen. Bedenken, er könne zu hohe Strompreise zahlen, habe er nicht. Ebenso mache er sich keine Gedanken darüber, zu viel Zeit am Smartphone zu verbringen.
Christian Link aus Schonungen betont: "Ich werde am Anfang viel am Smartphone hängen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wann ist die Energie teuer, wann ist sie günstig." Er nehme aus reiner Neugier teil. Der Familienvater hat seinen Neubau so weit optimiert, dass er auch ohne dynamische Stromtarife nur wenige Hundert Euro im Jahr zahlt. Die meisten Lichtschalter hat er durch Bewegungsmelder ersetzt, jede Lampe ist eine energiesparende LED. Und wenn der Strom mal ganz ausfallen sollte, hat sein Speicher genug Energie, um Küchengeräte und PV-Anlage betreiben zu können.
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