Soldatenfriedhof im ukrainischen Lviv
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Auf dem "Marsfeld" im westukrainischen Lviv sind inzwischen mehr als 1.000 Soldaten begraben. Nahezu täglich werden hier Gefallene beigesetzt.

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Drei Jahre Ukraine-Krieg: Würzburg hilft Partnerstadt Lviv

Drei Jahre Ukraine-Krieg: Würzburg hilft Partnerstadt Lviv

Vor zwei Jahren haben Würzburg und das westukrainische Lviv eine Partnerschaft besiegelt. Seitdem ist viel Hilfe in die Partnerstadt geflossen. Immer wieder fahren Würzburger Delegationen dorthin – für manche eine schwierige Reise in die Heimat.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Vor zwei Jahren waren es knapp 300 Tote. Als Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) im Februar 2023 eine Städtepartnerschaft mit Lviv unterzeichnete, stand er zum ersten Mal auf dem Soldatenfriedhof im Osten der Stadt. Nun ist er wieder gekommen. Ukrainische Flaggen wehen im kalten Wind, darunter Blumen, Kerzen, Gräber. Der Friedhof wächst. Inzwischen sind hier mehr als 1.000 Soldaten beerdigt.

Reise in die alte ukrainische Heimat

Bei der Würzburger Delegation dabei ist auch Julia Spivak. Die gebürtige Ukrainerin arbeitet bei der Stadtverwaltung und kommt aus der Nähe von Lviv. Die Reise in ihre Heimat, in der Krieg herrscht, fällt ihr nicht leicht: "Für mich fühlt es sich an, als ob ich nach Hause fahre. Gleichzeitig weiß ich, dass die Zeiten dort ganz anders sind, die ich so nicht kenne."

Vielfältige Hilfe aus Würzburg

Als vor drei Jahren die russische Vollinvasion begann, war die Hilfsbereitschaft in Würzburg groß. Wie in vielen bayerischen Gemeinden gründeten sich private Helferkreise. In Würzburg entstand mit Lviv wenige Monate später sogar eine neue Partnerschaft. Kontakte zwischen beiden Stadtverwaltungen gab es bereits zuvor.

Oberbürgermeister: Ukrainer kämpfen "auch für uns"

Seitdem reisen immer wieder Delegationen aus Würzburg nach Lviv. Julia Spivak ist zum vierten Mal dabei, sie betreut maßgeblich die Städtepartnerschaft. Eine breite Mehrheit des Stadtrats unterstützt die Hilfe. Auch dem scheidenden Oberbürgermeister Schuchardt ist sie ein merkbares Anliegen. "Ein Akt der Humanität", wie er sagt. Oder noch deutlicher: "Hier kämpfen Menschen für ihre Freiheit, für ihre Demokratie und ihr Recht auf selbstbestimmte Staatlichkeit – und damit kämpfen sie am Ende auch für uns."

Hilfe für Rehablitationszentrum "Unbroken"

Um militärische Unterstützung geht es bei diesem Besuch allerdings nur am Rande. Der Oberbürgermeister und die mitgereisten Stadträte wären ohnehin die falschen Adressaten. Vor allem versucht Würzburg derzeit im Gesundheitssektor zu unterstützen. Mit Geld, aber vor allem Kontakten und Netzwerken in der Heimat.

Lviv gilt als vergleichsweise sichere Stadt in der Ukraine. Binnenflüchtlinge aus verschiedenen Teilen der Ukraine leben inzwischen hier. Verwundete von der Front werden hier behandelt. Mit dem Krankenhaus der "Unbroken"-Stiftung befindet sich das größte Rehabilitationszentrum des Landes in Lviv. Die Stiftung plant bis zu 10.000 Menschen pro Jahr behandeln zu können. Mit Unterstützung aus Würzburg ist sie diesem Ziel nun wieder einen Schritt nähergekommen.

Bürgermeister weihen Gebäude für Patienten ein

Begleitet von orthodoxen Gebeten haben Christian Schuchardt und sein Amtskollege Andriy Sadovyi ein renoviertes und erweitertes Gebäude auf dem Krankenhausgelände eingeweiht. Es wurde um zwei neue Etagen aufgestockt, die bereits bestehenden Etagen saniert. Vier Millionen Euro hat die in Würzburg ansässige "Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe" (DAHW) dafür bezahlt, als Teil des Bündnisses "Entwicklung hilft". Zukünftig sollen sich in dem Gebäude die Betten der Reha-Patienten befinden. Im angrenzenden Gebäude erhalten sie ihre Therapien. Viele von ihnen haben im Krieg Arme oder Beine verloren. Im "Unbroken"-Krankenhaus erhalten sie Prothesen, lernen mit diesen zu leben.

Zum Video: Drei Jahre Krieg – Würzburg hilft ukrainischer Partnerstadt Lviv

Drei Jahre Krieg – Würzburg hilft ukrainischer Partnerstadt Lviv
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Drei Jahre Krieg – Würzburg hilft ukrainischer Partnerstadt Lviv

Hilfe bei Umgang mit Traumata

Neben den körperlichen Verletzungen wollen DAHW und die Stadt Würzburg auch helfen, die seelischen Wunden des Krieges zu heilen. Bereits vor mehreren Monaten startete an der Uniklinik Würzburg ein Projekt, um ukrainische Therapeutinnen in einer vielversprechenden Methode der Traumatherapie zu schulen. Fünf Tage lang waren die Frauen zu Besuch in Würzburg, anschließend wurden sie in Videoschalten geschult.

Marion Schowalter, Leiterin der Würzburger Traumaambulanz, ist nun erstmals selbst nach Lviv gereist. Vor Ort hat sie sich mit ehemaligen Kursteilnehmerinnen getroffen: "Sie haben mir gesagt, dass das eine sehr wichtige Erfahrung ist und sie häufig damit arbeiten." Mehreren hundert Patienten konnte demnach bereits mit dem Spezialwissen aus Würzburg geholfen werden.

Psychische Belastungen bei vielen Ukrainern

"Die meisten Ukrainer leiden unter psychischen Belastungen", berichtet Sofiya Hrechukh. Sie leitet ein Zentrum für psychische Gesundheit, das nun sogar ein ganzes, neues Gebäude gestellt bekommen hat. Ebenfalls ermöglicht durch die DAHW, mit insgesamt 1,9 Millionen Euro.

Gebaut wurde das neue Zentrum auf dem Gelände eines Krankenhauses – in gerade mal einem halben Jahr. Dennoch, so betonen viele Einheimische wie auch Vertreter der Würzburger Delegation: Bei all diesen Investitionen handele es sich um langfristige Projekte. Und auch wenn in Julia Spivaks Familie bisher niemand dem Krieg zum Opfer gefallen ist, weiß sie: Der Krieg hinterlässt Spuren und die werden in Lviv noch lange zu spüren sein.

Im Audio: Partnerschaft zwischen Würzburg und Lviv

Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (2.v.l.) zu Besuch auf dem Soldatenfriedhof in Lviv mit seinem Amtskollegen Andriy Sadovyi (l.).
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Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (2.v.l.) zu Besuch auf dem Soldatenfriedhof in Lviv mit seinem Amtskollegen Andriy Sadovyi (l.).

Dieser Artikel ist erstmals am 9. April 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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