Professor Michael Beyer - damals noch Chef des Uniklinikums Augsburg – im Herbst 2020 während eines Interviews zur Corona-Pandemie
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Professor Michael Beyer - damals noch Chef des Uniklinikums Augsburg – im Herbst 2020 während eines Interviews zur Corona-Pandemie

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Drei Jahre Corona – Ehemaliger Klinikums-Chef blickt zurück

Im Januar 2020 begann Corona, sich in Bayern auszubreiten. Professor Michael Beyer, Ex-Leiter des Uniklinikums in Augsburg, blickt zurück auf leichte und schwere Phasen, auf Corona-Maßnahmen und auf eine Pandemie, die er überwunden glaubt.

"Das klingt jetzt ein bisschen seltsam", sagt Professor Michael Beyer, "aber die allererste Welle, die war relativ harmlos". Im BR-Interview erinnert sich der langjährige Leiter des Uniklinikums in Augsburg an die ersten Monate der Corona-Pandemie zurück.

An Ostern habe er die Bilder mit Leichenwägen aus Bergamo vor Augen gehabt und darauf gewartet, dass das auch auf uns zurollt. Doch solche Zustände sollten sich hierzulande nie einstellen. Die Menschen seien verunsichert gewesen – und nicht ins Krankenhaus gekommen, erinnert sich Beyer. 500 leerstehende Betten habe es damals im Universitätsklinikum in Augsburg gegeben, sagt er, und einen entsprechenden Personalüberhang. Menschen hätten dem Klinikum Hilfe angeboten – es habe aber keinen Bedarf gegeben.

  • Zum Artikel: Corona in Schwaben – Rückblick auf drei Jahre Pandemie

Corona-Variante Delta brachte andere Zeiten

"Dann kamen allerdings andere Zeiten", blickt Professor Michael Beyer zurück. Extrem schwierig sei die Situation insbesondere mit der Delta-Variante geworden. Von einer "unglaublichen Leistung" von Pflegern, Ärzten und Verwaltung und bis hin zur Essensausgabe spricht Beyer. Die Ärzte hatten schwierige Entscheidungen zu treffen. "Am Ende war es immer die Frage, wem gibt man die wenige Intensivkapazität, die zur Verfügung steht", sagt Beyer. Er verweist auf das hohe Notfallaufkommen am auf Maximalversorgung ausgelegten Uniklinikum in Augsburg. Teils habe es mehrere dringende Fälle für Operationen aus verschiedenen Abteilungen gegeben – aber nur ein freies Intensivbett. Mit Kommunikation über die Abteilungsgrenzen hinaus habe es dann aber funktioniert.

Rückblickend Zweifel an Teilen der Corona-Maßnahmen

Zum zeitweisen Verbot von Großveranstaltungen während der Pandemie hat Beyer eine klare Meinung: "Das war richtig", sagt er im BR-Interview. Diskutieren könne man, ob es richtig war, Kitas, Schulen und Restaurants zu schließen und einen Lockdown mit Ausgangssperre ab 21 Uhr zu verhängen. Im Nachhinein tue man sich da aber leicht, so Beyer. Die Erfahrungen aus China zeigten jedenfalls, dass man das hochansteckende Virus selbst mit den härtesten Maßnahmen nicht unter Kontrolle bringen könne.

Ex-Leiter des Uniklinikums lobt Teamgeist während der Pandemie

Auch Positives hat Beyer, der sich Mitte 2022 von der Leitung des Universitätsklinikums in Augsburg verabschiedete, aus der Pandemie mitgenommen. Es habe wohl keine andere Phase in seinem Medizinerleben gegeben, in der er so intensiv mit den Mitarbeitern kommuniziert habe. "Dieses Gefühl, dass sich da so eine Mannschaft gebildet hat, die da gemeinsam durch will, das hat mich da durch getragen", sagt Beyer.

Beyer mit optimistischer Prognose

Die Frage, ob die Corona-Pandemie nun vorbei sei, beantwortet Beyer mit dem Satz: "Ich bin immer optimistisch gewesen, muss ich ehrlich sagen." Auch am Ende der dritten Welle habe er schon gedacht, dass das Ende der Pandemie erreicht sei, bevor dann Delta die schlimmste Welle gebracht habe. Mit Omikron sehe man, dass das Virus harmloser geworden sei. Es gebe Hinweise, dass man jetzt in einer endemischen Phase sei, sagt Beyer und schließt mit einer Prognose: "Ich glaube, dass das Schlimmste vorbei ist. Da bin ich mir ziemlich sicher."

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