Immer mehr VHS-Angebote werden heute online und damit überregional angeboten.
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Immer mehr VHS-Angebote werden heute online und damit überregional angeboten.

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Digitaler Wandel bei den Volkshochschulen

Jeder soll sich bilden können. So der Auftrag der Volkshochschulen (VHS). Dafür setzen die VHS jetzt zunehmend auf digitale Angebote mit bayern- und bundesweiten Kooperationen. Damit wächst der Kreis an Lehrkräften und Interessenten.

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Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga oder Gesundheitsexperte Karl Lauterbach: Mit ihnen können VHS-Teilnehmer ins Gespräch kommen über die Plattform vhs.wissen.live. Hier sind 300 Volkshochschulen deutschlandweit vernetzt. Bis zu 14.000 Besucherinnen und Besucher schalten sich zu. Die Idee haben die VHS Erding und die VHS Südost im Landkreis München gemeinsam entwickelt mit Partnern aus der Wissenschaft. "Durch das Vernetzen haben wir mehr Publikum – so wird die VHS auch für Experten interessanter", freut sich Christof Schulz, Geschäftsführer der VHS Südost im Landkreis München. Die Teilnahme ist kostenfrei, Spenden sind erwünscht.

Immer mehr VHS-Angebote werden heute online und damit überregional angeboten. So könnte eine Rosenheimerin Chinesisch in Köln lernen. Und der Ukulele-Lehrer aus Erlangen an der VHS Flensburg unterrichten. Die überregionalen Kurse bündelt die neue Website onlinevhs.bayern.

Von Fitness bis Finnisch: Präsenz-, Hybrid- oder Online-Kurse

"In fünf Minuten vom Schreibtisch zum Body-Styling-Kurs!" sagt Claudia Springer und freut sich. Die Münchnerin nutzt die Fitness-Angebote ihrer VHS am liebsten digital. "Ich spare Zeit, und kann mal Pause machen, ohne beobachtet zu werden." Auch Iris-Maria Jandel schätzt den digitalen Wandel an den Volkshochschulen. Sie lernt jeden Dienstagabend Spanisch – online. "So spare ich Zeit, und es besteht für niemanden eine Ansteckungsgefahr".

Dankbar ist sie vor allem ihrer Spanisch-Lehrerin Carmina Böhm-Sampedro, die ihr die Angst vor digitalem Lernen genommen hat. Die Volkshochschulen in Deutschland verfügen bereits seit 2018 über eine gemeinsame Konferenz- und Lernplattform, die "vhs.cloud". Hier werden derzeit deutschlandweit mehr als 800 Kurse angeboten.

  • Zum Artikel: Fürth hat Deutschlands erste "Faire Volkshochschule"

Herausforderung Finanzierung

Wenn der Teilnehmer zukünftig aus einem bayernweiten Online-Angebot auswählen kann, ist das für ihn ein Vorteil. Für die VHS Bayern bedeutet das aber auch eine finanzielle Herausforderung. Denn die 191 bayerischen VHS-Einrichtungen sind rechtlich selbstständig und in verschiedenen Rechtsformen organisiert. Jede einzelne VHS finanziert sich einerseits durch Teilnehmerbeiträge, andererseits durch kommunale Zuschüsse. Wenn also etwa ein Sachse in Rosenheim einen Kurs bucht, dann erhält die bayerische VHS für ihn keinen kommunalen Zuschuss. Hier sucht die VHS Bayern nach Lösungen, auf Landes- und auf Bundesebene. "In Zukunft werden auch Crowdfunding und Spenden eine immer größere Rolle spielen, um Qualität zu bieten", meint Geschäftsführer Schulz.

Etwa 2,6 Millionen Menschen haben im Jahr 2019 VHS-Veranstaltungen besucht, die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hat sich 2020 pandemiebedingt halbiert. Im Jahr 2020 erhielt der Bayerische Volkshochschulverband 22,4 Millionen Euro vom Freistaat Bayern, während der Pandemie ein überlebenswichtiger Zuschuss.

Senioren digital fit machen

"Wir wollen den Senioren Lust auf das Digitale machen", erklärt Peter Roth, Geschäftsführer der VHS Kempten. Deswegen organisiert die Bildungseinrichtung Kaffee-Treffs mit Laptop und Kuchen. Quer durch die Stadtteile erklären VHS-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Umgang mit der Technik. Wie finde ich den Busfahrplan online? Wie maile ich der Apotheke mein Rezept? Wie sende ich meinen Enkeln Fotos? Senioren haben besondere Bedürfnisse, die sie mit digitalen Hilfsmitteln leichter erfüllen können. Ganz wichtig ist Peter Roth auch die Frage der Sicherheit im Netz. Sehr beliebt: Der VHS-Grundkurs Digital FIT. E-Mail-Programme, Suchmaschinen, Online-Shopping werden hier erklärt - kostenlos, finanziell gefördert mit Mitteln aus dem bayerischen Verbraucherschutzministerium. So soll sichergestellt werden, dass möglichst alle Bürgerinnen und Bürger für den Digitalen Wandel fit gemacht werden und teilhaben können.

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