Hannah Guthmann hat eine Notfallkarte für Gewaltopfer online gestellt. Sie sorgt für bessere Orientierung
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Hannah Guthmann, die Gründerin von "courageousheart"

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Hannah und die Notfallkarte für Gewaltopfer

Hannah und die Notfallkarte für Gewaltopfer

Wer, wie Hannah Guthmann, Opfer von Gewalt wurde, weiß, wie schwer es ist, in einer Notsituation schnell einen Überblick über Hilfsangebote zu finden. Um das zu ändern, hat die junge Frau jetzt eine Notfallkarte online gestellt. Ein mutiges Projekt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Drei Jahre ist es jetzt her, als es passierte. Hannah steckte damals mitten in den Abiturprüfungen und traf sich abends mit einem Freund. Alles lief zuerst gut, doch dann wollte er mehr. Hannah sagte "Nein", aber er machte weiter. Danach fühlte sich die Schülerin alleingelassen, suchte im Netz nach Hilfe und fand keine Übersicht. Das wollte die Erlangerin ändern und gründete vergangenes Jahr "courageousheart", eine Webseite, auf der Frauen eine Übersicht über Hilfsangebote bekommen.

Mutiges Herz oder wie Idee entstanden ist

Heute ist Hannah Guthmann 21 Jahre alt und studiert BWL in Bamberg. Über die Vergewaltigung damals spricht sie in deutlichen Worten und mit großer emotionaler Distanz: "Ich war 18 Jahre alt, als ich einen sexuellen Übergriff erlebt habe, das war damals eine Vergewaltigung und ich war auch zweimal in einer missbräuchlichen Beziehung. Daher ist auch der Wunsch entstanden, dass ich anderen mit meinem Projekt helfen möchte." Die Idee zu "courageousheart" war geboren. "Das mutige Herz" lautet die deutsche Übersetzung und genau diesen Mut möchte Hannah mit ihrem Online-Angebot machen.

Wie funktioniert die digitale Notfallkarte?

Frauen können auf der Webseite "courageousheart" unter dem Reiter "Notfallkarte" eine Deutschlandkarte öffnen. Wenn sie ihren Wohnort eingeben, können sie zielgerichtet nach Polizei- und Beratungsstellen suchen. Sogar rechtsmedizinische Stellen sind aufgelistet. Hier können Frauen nach der Vergewaltigung Spuren an ihrem Körper sichern lassen. Insgesamt 3.000 Daten aus ganz Deutschland sind mittlerweile in der Karte verarbeitet und jeden Tag kommen neue dazu. Hannah hat zusammen mit einem Freund aus Wien, der die Programmierung übernommen hat, eine einfache Übersicht geschaffen, in der sich Frauen in Ausnahmesituationen schnell orientieren können.

Vergewaltigungen haben zugenommen

Laut der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik des Bayerischen Innenministeriums wurden in Bayern im vergangenen Jahr insgesamt fast 1.500 Fälle von Vergewaltigung registriert, was einem Anstieg von 14,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Dunkelziffer dürfte jedoch weit höher liegen. Drei Viertel der Opfer kannten den Täter bereits vorher. Hannah zeigte den Mann damals an, er erstattete ebenfalls Anzeige und so stand Aussage gegen Aussage und es kam zu keinem Verfahren.

Angebot soll weiterwachsen

Hannah geht mutig mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit. In einer Therapie arbeitet sie die eigene Gewalterfahrung auf. Mit der Notfallkarte ist ihr Projekt noch lange nicht beendet. Momentan sucht sie Kooperationspartner und möchte Workshops an Schulen anbieten, denn Aufklärungsarbeit ist wichtig, sagt die 21-jährige Studentin. Sie macht aber auch klar, dass ihr Projekt keine Beratungsstelle ist. Wenn sich Betroffene bei ihr melden, leitet sie sie an die entsprechenden Stellen weiter. Ihr Ziel ist es, Betroffenen schnell einen Überblick über Hilfen zu verschaffen und Mut zu machen, dass Nein auch Nein heißt.

BR-Podcast Sparks

Im BR Podcast Sparks hat Hannah ihre ganze Lebensgeschichte erzählt und woher sie den Mut und die Stärke nimmt.

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