Mütter aller Hautfarben, alleinerziehende oder pflegende Mütter – auf dem Instagram-Kanal "Faces of Moms" sprechen sie ganz unverblümt über ihre Ängste, Sorgen und Herausforderungen. Gegründet haben die Plattform Nicole Noller aus Asperg und Natalie Stanczak aus Augsburg. Mittlerweile haben sie über 500 Interviews geführt – und vor allem zugehört.
Herausforderungen der Mutterrolle sichtbar machen
Das findet Natalie in der heutigen Zeit besonders wichtig und ergänzt: "Vor allem: ohne zu bewerten oder zu verurteilen." Wenn eine Frau in ihrer Mutterrolle an ihre Grenzen gerate, kämen schnell Vergleiche oder Vorwürfe. "Etwa: Unsere Omas haben das früher auch geschafft, oder: Selber schuld, hättest du halt vorher überlegt, ob du Kinder bekommst", führt die 38-Jährige aus. Ihr ist wichtig, dass man auf die Frauen zugehe: "Ich sehe dich, ich gebe dir meine Hand und wir gehen zusammen."
Care-Arbeit in den Fokus
Bei "Faces of Moms" geht es viel um Care-Arbeit, also die unbezahlte Arbeit wie Putzen, Waschen und Einkaufen, die hauptsächlich an Müttern hängen bleibt. Dabei gibt die Plattform keine Beziehungstipps, wer wie was zu Hause aufteilen kann. Das Ziel sei es stattdessen, zum Nachdenken anzuregen.
Stanczak selbst ist Fotografin, Soziologin und ebenfalls Mutter, der Sohn ist sechs, die Tochter vier Jahre alt. Auch sie und ihr Mann diskutierten viel über die Aufgabenverteilung: "Für mich war es super wichtig, dass es sich fair anfühlt. Wie können wir Dinge aufteilen, wer kann was?"
Die Fotografin und ihr Mann arbeiten beide Vollzeit und teilen sich die Care-Arbeit. Ihr ist bewusst: "Das ist ein Privileg, das hat nicht jeder." Genau deshalb will sie auch auf strukturelle Ungleichheit gegenüber Müttern aufmerksam machen – egal, ob es um Bildung oder Diskriminierung geht. Ein Thema kommt dabei immer wieder zur Sprache: "Der größte Wunsch aller Care-Giver ist, mehr Geld zu haben." Das könne etwa ein Grundeinkommen sein oder eine andere Form von grundsätzlicher Unterstützung.
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Rahmenbedingungen verändern
Für die Zukunft versuchen die Gründerinnen aus den Antworten der Mütter Empfehlungen oder Visionen für eine gerechtere Care-Arbeit abzuleiten – und vielleicht so auch politisch Hebel in Bewegung zu setzen: "Die Zahlen zeigen ja, dass politische Rahmenbedingungen wirklich den Alltag ändern können, vor allem auch in Bezug auf die Arbeitswelt." Ein Beispiel dafür sind Unternehmen, die es inzwischen akzeptieren, dass Männer genauso lange oder sogar länger in Elternzeit gehen wie Frauen.
Instagram als Safe-Space
Der Instagram-Account "Faces of Moms" ist wie eine kleine Selbsthilfegruppe – ein Safe-Space für alle Mütter, die sich ganz offen und ehrlich austauschen wollen. Eine Community, die echt und verletzlich ist. Und dieses Gefühl möchte Natalie Stanczak auch ihren eigenen Kindern weitergeben: "Ich bin meinen Kindern unendlich dankbar dafür, weil ohne sie gäbe es 'Faces of Moms' nicht. Es gäbe mich nicht so, wie ich bin, ohne sie."

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