Der "Maulbeer-Papst" aus Weißenburg Gerd Meyer hält die Maulbeere für den Klimabaum der Zukunft.
Seit Jahren schon begeistern Maulbeerbäume Gerd Meyer. In seiner Baumschule in Weißenburg züchtet er viele Sorten aus aller Welt und hat festgestellt: Die Maulbeere ist ein geeigneter Klimabaum der Zukunft. Deshalb rennen dem "Maulbeer-Papst" Vertreter von Städten und Landkreisen die Tür ein.
Römer brachten Maulbeere nach Altmühlfranken
Maulbeerbäume waren lange Zeit in Fernost eine exklusive Grundlage für die Seidenproduktion. Seidenraupen mögen die Blätter der weißen Maulbeeren. Aus den Raupenkokons ist kostbare Seide gesponnen worden. Seitdem es jedoch Kunstseide gibt, ist die Seidenproduktion in den Hintergrund getreten.
Auf orientalischen Märkten schätzt man seit dem Altertum die schwarzen Früchte des Maulbeerbaums als natürliche Medizin. Sie stärken das Immunsystem und wirken blutdrucksenkend. Die Römer brachten sie nach Altmühlfranken. Weil die Bäume aus warmen Gefilden stammen, lieben sie die heißen Sommer und wachsen bei Weißenburg an manchen Stellen bis heute wild vor sich hin.
Gerd Meyer: der Maulbeer-Papst aus Weißenburg
Was einst als Hobby bei Gerd Meyer in seiner Baumschule in Weißenburg begann, ist inzwischen ein begehrtes Expertentum geworden. Schuld daran ist Herbert Kolb, ein ehemaliger Mitarbeiter des Amts für Landwirtschaft und Forsten. Er hat Gerd Meyer vor elf Jahren ein Maulbeerbäumchen von seinen Reisen in den Orient mitgebracht und bat ihn dieses zu vermehren.
Inzwischen ist Gerd Meyer ein leidenschaftlicher Maulbeersammler geworden. In seiner Baumschule züchtet und veredelt er inzwischen Sorten aus der ganzen Welt. Er geht davon aus, dass es weltweit keine Baumschule gibt, die mehr Maulbeersorten vermarktet als sein Betrieb. Etwa 80 Sorten hat er aktuell im Angebot.
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Maulbeerbaum als Klimabaum der Zukunft
Experimentiert hat Gerd Meyer schon mit über 200 Maulbeer-Sorten und stets aussortiert, bis er seinen Hoffnungsbaum gefunden hat – eine Wildsorte aus Armenien, den möglichen Klimabaum der Zukunft. Er wächst kraftvoll auf kargen Böden und liebt die Hitze. Gerd Meyers Expertise über Maulbeersorten ist so umfangreich, dass ihn sogar Wissenschaftler um Rat bitten. Das hat ihm den Beinamen "Maulbeer-Papst" eingebracht.
Maulbeerbaum: botanische Sensation gelungen
Gerade der diesjährige Dürresommer, habe ganz deutlich gezeigt, dass Maulbeerbäume dieses Klima mögen, sagt Gerd Meyer. Seine jungen Maulbeerbäumchen werden in seiner Baumschule weder gedüngt noch mit Pflanzenschutzmitteln behandelt, lediglich ab und zu etwas gegossen. Festgestellt hat er, dass ihnen das kaum was ausmacht, im Gegenteil sie werden so deutlich robuster. So sind seine Kunden nicht enttäuscht, wenn sie sich diese Bäume daheim einpflanzen.
Deshalb sind nun viele Kommunen und Gartenbauvereine aus ganz Deutschland darauf aufmerksam geworden und suchen Rat bei Gerd Meyer. Schließlich ist ihm als einzigem in Deutschland eine botanische Sensation gelungen. Es handelt sich um die aufgepfropften Reiser des wohl ältesten Maulbeerbaums Deutschlands. Er steht in der Abtei Brauweiler im Rheinland und soll über 1.000 Jahre alt sein. Bei Gerd Meyer in Weißenburg heißt diese Sorte: "Mathildes Traum" und ist wegen ihres gewaltigen Erbguts besonders beliebt.