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Die CSU nach der Wahl: Beben an den Grundfesten

Die CSU nach der Wahl: Beben an den Grundfesten

Das Ergebnis der Bundestagswahl hat die CSU in ihren Grundfesten erschüttert. Jetzt könnte es eine Koalition mit FDP und Grünen geben. Letztere sind in den Augen der CSU kein geeigneter Partner, um die Anhänger zurückzugewinnen. Von Nikolaus Neumaier

Über dieses Thema berichtet: Hintergrund am .

Schlimmer hätte es eigentlich nicht kommen können. Selbst rot-rot-grün wäre für die CSU leichter zu ertragen gewesen als das jetzige Ergebnis. Denn es geht nicht nur um eine mögliche Jamaika-Koalition, sondern auch darum, dass die CSU dramatisch bei den Stammwählern verloren hat. Sie folgten der CSU nicht bei ihrem Zick-Zack Kurs gegenüber Angela Merkel und sie haben nicht wirklich an das Versprechen mit der Obergrenze geglaubt.

CSU ist nicht mehr gleich Bayern

Die CSU ist gleich Bayern - diese Gleichung ging nicht mehr auf. Die AfD ist in CSU-Hochburgen regelrecht eingebrochen. In Niederbayern oder Oberbayern war die AfD besonders stark. Sogar die FDP hat Stimmen von der CSU gewonnen. Jetzt eine Koalition mit den Grünen - ist unter diesen Vorzeichen eigentlich nicht vorstellbar. Wo soll die Mehrheit für eine Begrenzung bei der Zuwanderung herkommen? Wie will man sich bei der Laufzeit für Verbrennungsmotoren einigen? Wie sollen die Wähler wieder gewonnen werden, die jetzt nach Rechts abgewandert sind? 

Das katastrophale Ergebnis hat auch die Grundfesten der Union erschüttert. Jetzt geht es plötzlich um die grundsätzliche Frage, was die Union ausmacht und ob es zwischen den Schwesterparteien überhaupt einen gemeinsamen, programmatischen Nenner gibt. Das laute Nachdenken, ob man die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU erneuern will - eigentlich eine Formalie - wurde damit auch zur Drohgebärde. 

Wahl hat verschüttetes Grundproblem freigelegt

Der Wahlabend hat ein Grundproblem freigelegt, das nur verschüttet war. Schon lange hadert die CSU mit einer CDU, deren Hauptziel es ist, die Kanzlerin zu stellen. Die Orientierung der CDU hin zur Mitte war und ist der CSU zutiefst suspekt. Nun brechen die alten Richtungskonflikte wieder auf. Die Programmpartei CSU gegen den Kanzlerwahlverein CDU! Bevor man über Jamaika verhandelt, wird die CSU zuerst mal ihre Koalitionsgespräche mit der CDU führen müssen. 

Es ist auch schwer vorstellbar, dass die Parteichefs Seehofer und Merkel aus diesem Konflikt wieder zu einer tragfähigen Basis finden. Auch wenn jetzt noch niemand Seehofer oder Merkel offen in Frage stellt - den Weg in die Zukunft werden beide nicht mehr wirklich gestalten. In der CSU könnte der Umbruch zum nächsten Parteitag kommen. Seehofer würde so bis zum Ende möglicher Koalitionsverhandlungen die CSU anführen und dann den Stab weiterreichen.

Markus Söder ist bereit

Markus Söder, der sich taktisch noch zurückhält, steht auf jeden Fall bereit. Ob er die ganze Macht bekommt oder sie sich mit einem neuen Parteichef teilen muss, wird sich zeigen. Söder sondiert jedenfalls schon die Lage. Was er "in die Partei hineinhorchen" nennt, könnte man auch Wahlkampf überschreiben.