Imam Harun Gülten
Bildrechte: BR/Johannes Reichart

Imam Harun Gülten

Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Der Imam aus Schrobenhausen - Ditib bildet Deutsche aus

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) setzt auf Deutsche mit türkischen Wurzeln als Imame. Das ist neu, denn bislang kamen Imame in Ditib-Gemeinden meist aus der Türkei hierher - oft ohne Deutschkenntnisse.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Freitagsgebet in der Ditib Ensar Moschee im oberbayerischen Pfaffenhofen an der Ilm. Seit drei Wochen sehen die Gläubigen hier ein neues Gesicht vor sich. Harun Gülten ist der neue Imam, geboren fast nebenan, in Schrobenhausen. Studiert hat der 30-Jährige in der Türkei. In Pfaffenhofen ist er der erste Imam, der in Deutschland geboren ist und auf Türkisch und Deutsch predigt.

In die Moschee kommen alle - Türken, Bosnier, Mazedonier

Schließlich kämen nicht nur türkische Muslime zu den Freitagsgebeten, sagt der Imam, sondern Muslime aus allen möglichen Ländern. "Aus Balkanländern, Bosnien, Mazedonien - wenn ich dann nur auf Türkisch predigen würde, dann würde niemand was verstehen", erklärt Gülten. Von seinen Predigten auf Deutsch könnten auch die nicht-türkischsprachigen Besucher etwas mitnehmen.

Die Eltern waren Kollegen bei BMW

Ein junger Imam aus der eigenen Region: Das kommt bei den muslimischen Gemeindemitgliedern gut an. Man kennt sich, ist teilweise zusammen aufgewachsen. Manche sind Arbeitskollegen von Gültens Vater. Aber auch das Alter spiele eine Rolle, sagt ein Gemeindemitglied, ein junger Imam kenne sich auch mit Trends aus, das sei ein Vorteil.

Der neue Imam hat viel vor mit seinen 200 Gemeindemitgliedern: Jugendaktionen organisieren, Städtetrips, Pilgerfahrten nach Mekka. Bald will er Religionsunterricht für Kinder anbieten, Bildungsangebote für Erwachsene oder Gemeindefeste für die Jugend.

Ausgebildet wurde Gülten in der Türkei

Ganz unabhängig von der Türkei sind die Ditib-Gemeinden aber weiterhin nicht: Auch Gülten wurde für die Stelle von der staatlichen Religionsbehörde in der Türkei ausgewählt. Über ein Stipendium des Ditib-Verbandes hat er in Ankara islamische Theologie studiert, hat Kost und Logis in einem Studentenwohnheim erhalten. Die Aussicht auf einen Job als Imam in Deutschland, sie lockt viele Deutsche mit türkischen Wurzeln zum Studium in die Türkei. Doch nicht bei allen klappt es danach mit einer Anstellung.

Faeser will weniger Einfluss ausländischer Imame auf Gemeinden in Deutschland

Bei der Tagung der Islamkonferenz im Dezember hatte Bundesinnenministerin Faeser zuletzt erneut klargemacht, dass die Bundesregierung den Einfluss von Imamen aus dem Ausland auf muslimische Gemeinden in Deutschland reduzieren will. "Ich will die staatliche Entsendung von Imamen aus dem Ausland nach Deutschland schrittweise reduzieren, mit dem Ziel, sie zu beenden", so Faeser damals. Dies betreffe insbesondere die Türkei.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Sie interessieren sich für Themen rund um Religion, Kirche, Spiritualität und ethische Fragestellungen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Jeden Freitag die wichtigsten Meldungen der Woche direkt in Ihr Postfach. Hier geht's zur Anmeldung.