Ausgewachsene männliche Bären wie dieses Exemplar können bis zu 300 Kilogramm wiegen.
Bildrechte: BR/WDR/Längengrad Filmproduktion

Bär

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Der Bär in Bayern: Was müssen Wanderer in den Alpen beachten?

Vom Landkreis Rosenheim über den Chiemgau bis ins Oberallgäu: In Bayern häufen sich die Bärensichtungen. Was Wanderer jetzt beachten müssen, wenn es in die Alpen geht.

Nicht nur die Älpler und Landwirte machen sich jetzt Gedanken wegen der Bären. Auch bei Urlaubern kommen zunehmend Fragen auf, nachdem im vergangenen Monat in Oberbayern vermehrt Spuren von Bären gesichtet wurden, zuletzt auch im Oberallgäu.

Die hier gesichteten Bären sind vermutlich Männchen der Bärenpopulation im italienischen Trentino, die auf Brautschau gehen. Knapp 120 Kilometer von Bayern entfernt leben in der Region nördlich des Gardasees circa 100 Bären. In der Paarungszeit von Mai bis Juli gehen die Männchen auf die Suche nach einem Weibchen. Dabei können sie mehrere Monate oder sogar Jahre unterwegs sein und dabei lange Strecken zurücklegen - und so auch nach Bayern gelangen.

Das bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) geht derzeit nicht davon aus, dass sich Bären in Bayern ansiedeln. Trotzdem ist es sinnvoll, sich vor dem Urlaub oder einer Wandertour in den Bergen mit dem Thema zu befassen, sagt Uwe Friedel vom Bund Naturschutz. Bären seien sehr mobil, weshalb man den Aufenthaltsort der Bären nicht sicher bestimmen könne.

Ein Überblick: Aktuelle Bärensichtungen

Auf der Webseite des bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) sind alle bestätigten Bärensichtungen in Bayern seit 2019 aufgelistet. Dort erfährt man auch, um welche Art der Sichtung es sich handelt.

Im vergangenen Monat gab es vor allem in Oberbayern Hinweise auf Bären. Ende Mai wurde dann auch ein Bär im Oberallgäu in Gemeindegebiet von Bad Hindelang gesichtet. Damit ist der Bär auch in den Allgäuer Alpen unterwegs, einer beliebten Urlaubs- und Wanderregion. Wo der Bär genau gesehen oder seine Spur entdeckt wurde, wird meist nicht bekannt gegeben. Das begründet Bären-Experten Uwe Friedel damit, dass Neugierige nicht angelockt werden sollen. Denn dabei fehle oft der notwendige Respekt bei der Begegnung mit den Wildtieren.

Alle können gesichtete Bären melden

Hinweise auf Bären in Bayern kann jeder auf der Webseite des bayerischen Landesamt für Umwelt mitteilen. Dort gibt es ein Formular, das als PDF heruntergeladen und per Mail mit Fotos oder Videos an das LfU geschickt werden kann.

Die eingegangenen Hinweise werden dann von geschulten Personen vor Ort geprüft. Das können Jäger, Förster, Landwirte oder Naturschützer sein, sie sind Mitglieder des "Netzwerks Große Beutegreifer". Die gesammelten Informationen laufen dann beim Landesamt für Umwelt zusammen, heißt es in einer Pressemitteilung des LfU. Wird ein Hinweis als Bären-Sichtung bestätigt, landet er in der Liste auf der Webseite.

Im Video: Bärensichtung im Hintersteiner Tal bei Bad Hindelang

Der Bär in Bayern - die Sorge bei Alpenhirten und Wanderern ist groß
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Der Bär in Bayern - die Sorge bei Alpenhirten und Wanderern ist groß

Bären suchen nicht die Nähe der Menschen

Die Wahrscheinlichkeit, einen Bären zu sehen, ist aber sehr gering: Bären bewegen sich abseits der Wege, dabei ist aber nicht ausgeschlossen, dass sie auch Wanderwege kreuzen, erklärt Uwe Friedel vom Bund Naturschutz. Grundsätzlich empfiehlt er, dass sich Menschen in Bärengebieten bemerkbar machen sollen, in dem sie sich miteinander unterhalten oder sogar eine Glocke am Rucksack befestigen. Denn im Regelfall wird der Bär sich zurückziehen, wenn er Menschen hört oder riecht.

Gemeinsam die Gefahr begrenzen: Mit diesen einfachen Regeln

Grundsätzlich ist es wichtig, dass sich alle in der Natur an allgemeine Regeln halten, betonte Kai Bomans vom Landratsamt Oberallgäu am vergangenen Dienstag bei der Pressekonferenz zur Bärensichtung in Bad Hindelang. Dazu zählt, dass Hunde angeleint werden und Müll und Lebensmittelreste nicht in der freien Natur entsorgt werden, sondern mitgenommen werden. Denn durch liegen gelassenen Müll können sich die Tiere an den Menschen als Futterquelle gewöhnen und in der Folge die Nähe von Menschen suchen.

Begegnung mit dem Bär: Die Verhaltensregeln

Treffen Bären dann doch mal auf Menschen, wird der Bär meist erschrocken oder neugierig reagieren. Das bayerische Landesamt für Umwelt und der Club Arc Alpine, der Dachverband der Alpenvereine in den Alpenstaaten, haben folgende Verhaltensregeln für Bären-Begegnungen veröffentlicht.

Richtet sich der Bär auf, dann reagiert er neugierig. Er tut das, um die Situation zu überblicken. Dann gilt:

  • Stehen bleiben, nicht wegrennen
  • Durch ruhiges Sprechen und langsame Armbewegungen auf sich aufmerksam machen
  • Den Bären im Auge behalten und sich dabei wegbewegen
  • Keine Gegenstände (Äste, Steine, o.ä.) in Richtung des Bären werfen

Sollte der Bär angreifen, ist es meist ein sogenannter Scheinangriff. Dabei rennt der Bär auf eine Person zu und bremst einige Meter vorher ab. Gerade Bärinnen versuchen so, ihre Jungen zu verteidigen. Ein Bär kann aber auch angreifen, um sich selbst zu verteidigen. In beiden Fällen gilt:

  • ruhig stehen bleiben und warten, bis der Bär verschwindet
  • flach in Bauchlage auf den Boden legen, die Hände in den Nacken und so verharren. In dieser Position kann ein Rucksack zusätzlichen Schutz bieten.

In der Regel schaue der Bär sich die Situation nur an. Vielleicht schnuppert er auch an dem Menschen, dann verzieht er sich meist. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Jungbären auf Wandererinnen und Wanderer treffen. Meist ist die Mutter-Bärin nicht weit und wird ihren Nachwuchs beschützen wollen. Deshalb solle man in der Situation auf keinen Fall stehen bleiben und Fotos von den Bären machen.

Pfefferspray zur Verteidigung

Neben den Tipps für Bären-Begegnungen wird im Netz auch über Pfefferspray und ein sogenanntes Bärenspray gesprochen. Beides sind Sprays, die auf einer mittleren Entfernung eingesetzt werden können - das sind ca. 5-10 Meter. In den USA und Kanada, wo viele Bären leben, wurde der Einsatz von Pfefferspray von einem Forschungsteam untersucht. Dabei kam man zu dem Ergebnis, dass Bären- bzw. Pfefferspray eine effektive Alternative zu Schusswaffen ist.

Auch Bären-Expertin Michaela Skuban, die sich viele Jahre mit den Bären in der Slowakei beschäftigt hat, erklärt bei einem Pressegespräch des Bund Naturschutz, dass Pfefferspray ein wirksames Mittel sein kann. Allerdings wirke es nur, wenn der Bär schon sehr nah ist. Außerdem rät sie es nur dann zu benutzen, wenn der Bär angreift. Solange das nicht der Fall ist, gilt: Ruhig bleiben, auf sich aufmerksam machen und sich langsam zurückziehen. Und beim Waldspaziergang nette Gespräche führen, dann kann der Bär sie hören und wird sich selber zurückziehen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!