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Franziskanerinnenkloster Reutberg / Sachsenkam

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Den Frauenklöstern gehen die Nonnen aus

Im Kloster Reutberg im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen leben Franziskanerinnen. Doch dem Kloster droht die Schließung. Es gibt zu wenig Nonnen. Damit ist das Kloster Reutberg kein Einzelfall.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Sonntagvormittag am .

Auf dem Tisch im Speisesaal des Klosters Reutberg steht eine Kerze auf dem Tisch. Drum herum sitzen Menschen, die sich Sorgen machen. Sachsenkamer Gruppe nennen sie sich und kämpfen um den Erhalt des Schwesternkonvents. Denn der soll aufgelöst werden, obwohl das die Schwestern nicht wollen, wie Ulrich Rührmair, zweiter Vorsitzender des Pfarrgemeinderats sagt.

"Man muss sich immer vor Augen führen, die Schwestern sind seit 400 Jahren am Reutberg, die haben das Gebäude irgendwann mal mit erbaut, die haben das mit Leben erfüllt, mit geistlichem und spirituellen. Man kann nicht so respektlos mit ihnen umgehen, dass man sie an beiden Beinen aus dem Kloster herauszieht. Da werden sie sich mit beiden Händen am Kreuz festhalten." Ulrich Rührmair zweiter Vorsitzender des Pfarrgemeinderats in Sachsenkam

Nur noch zwei Frauen leben im Kloster Reutberg

Zwei Schwestern leben derzeit noch am Reutberg, eine davon ist mit ihren 90 Jahren pflegebedürftig. Geleistet wird dies von ihrer Mitschwester, die knappe 40 Jahre jünger ist. Doch für einen Konvent braucht es dem Kirchenrecht zufolge drei Schwestern. Denn nur so ist die Wahl einer Oberin möglich. In Reutberg gibt es diese schon nicht mehr. Das habe die zuständige Stelle im Vatikan schon 2007 festgestellt, sagt Gabriele Rüttiger vom Ressort Grundsatzfragen des Erzbistums München und Freising.

"Wir werden nun einen Bericht nach Rom schicken, das ist unsere Aufgabe gewesen, diesen Prozess zu begleiten und der Religiosenkongregation zu berichten, wie dieser Prozess gelaufen ist und dann wird Rom eine Entscheidung treffen." Gabriele Rüttiger vom Erzbistum München, Ressort Grundsatzfragen

Was tun, wenn Klöster immer weniger Nonnen haben?

Entscheidungen, die immer öfter in Deutschland getroffen werden müssen. Denn die Zahlen sind eindeutig, die die Deutsche Ordensobernkonferenz erhoben hat. Gab es im Jahr 1990 noch 37.000 Ordensfrauen, sind es heute nur noch 16.000. Davon ist aber gerade einmal jede sechste noch unter 65 Jahre alt. Deshalb gibt es seit 2015 von der Ordensobernkonferenz ein Unterstützungsangebot für alternde Gemeinschaften. Die Kölner Benediktinerin Schwester Johanna Domek ist dabei eine Beraterin

"Es ist besser, ihr gestaltet es selbst als dass es über Euch kommt. Sowohl das Abgeben wie auch das Weitergehen. Das ist wie bei alten Menschen. Es ist besser man räumt selber eine Wohnung auf als dass sie hinter einem aufgeräumt wird." Johanna Domek, Benediktinerin aus Köln

Klosterauflösungen funktionieren nicht immer ohne Streit

Doch das gelingt nicht immer. Deshalb musste sich das Erzbistum München und Freising immer wieder um Klosterauflösungen kümmern. Manchmal gelingt dies leichter wie etwa in Beuerberg, anderswo führt es zu Verletzungen und Konflikten, etwa in Altomünster. Grundsatz-Referentin Gabriele Rüttinger vom Erzbistum sieht mehrere wichtige Faktoren bei solchen Prozessen.

"Geduld zu haben, in Kontakt mit den Menschen zu treten, Netzwerker zu sein, offen zu sein für Ideen von anderen, aber auch eine klare Linie zu haben, was geht und was geht nicht." Gabriele Rüttiger vom Erzbistum München, Ressort Grundsatzfragen

Nonnen aus verschiedenen Ordensgemeinschaften in einem Kloster?

Bei Kloster Reutberg könnte das nun genau das Problem sein. Zwar befürworten die Menschen dort den Plan des Erzbistums, ein Seelsorgezentrum zu errichten. Doch die Reutberger wollen den Konvent erhalten. Schwestern von anderen Gemeinschaften wären bereit zu kommen, heißt es. So könnte dann auch wieder eine Oberin gewählt werden, wie es das Kirchenrecht vorsieht. Das Erzbistum sieht das anders. Man könne nicht einfach Ordensgemeinschaften mit ihren unterschiedlichen Traditionen vermischen.

Doch damit wollen sich die Menschen in Reutberg nicht zufrieden geben, wie Gerald Ohlbaum von den Freunden des Klosters Reutberg sagt.

"Wir werden mit unseren Mitteln kämpfen, dass der Konvent nicht geschlossen wird." Gerald Ohlbaum von den Freunden des Klosters Reutberg

Ihr Kloster ist den Menschen am Reutberg so wichtig, dass sie nun sogar den Ministerpräsidenten eingeschaltet haben.