Im Nürnberger Stadtteil Katzwang haben heute 300 Menschen unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen gegen die Pläne einer Hochspannungsleitung des Trassenbetreibers Tennet demonstriert. Darunter waren auch Oberbürgermeister, Bürgermeister und Stadträte aus umliegenden Städten und Gemeinden sowie Vizepräsident des Landtages Karl Freller (CSU) und Bundestagsmitglied Michael Frieser (CSU).
Unerwartet hohe Ressonanz
Zunächst war eine Demonstration mit 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern angemeldet, tatsächlich haben sich der spontanen Kundgebung 300 Menschen angeschlossen, so Thümler, der entlang der geplanten Trasse wohnt. Die Pläne der sogenannten Juraleitung sollen bald ins Raumordnungsverfahren gehen, obwohl diese aber bei Anwohnern und Politikern im Großraum Nürnberg auf große Kritik stoßen. Die Mindestabstände der Trasse von 400 Metern zur Wohnbebauung seien dabei in vielen Bereichen nicht einhaltbar.
Abstand zu Anwohnern zu gering
Konkret in Katzwang stößt die geplante Erdverkabelung auf Unmut. Diese soll teilweise nur 20 bis 60 Meter entfernt von den Grundstücken der Anwohner verlaufen, obwohl Experten einen Abstand von 200 Metern empfehlen, heißt es. Manfred Thümler und andere Anwohner sind sauer: In der Infoveranstaltung von Tennet vor eineinhalb Jahren wurde ihnen versichert, dass genau das nicht passieren werde. Der Trassenbetreiber habe auf Nachfrage dazu gesagt, die Anwohner hätten sich ja nicht gewehrt, so Thümler. Allerdings habe man auch die Anwohner in keiner Form über die bestehenden Pläne informiert. Erst vor wenigen Wochen hätten Thümler und andere Betroffene davon erfahren.
Aufrüstung der alten Stromtrasse
Die bisherige Stromtrasse verläuft auf einem 160 Kilometer langen Abschnitt zwischen Raitersaich im Landkreis Fürth und Ludersheim, einem Ortsteil von Altdorf im Landkreis Nürnberger Land. Die Pläne von Tennet sehen vor, die bestehende Stromleitung auf eine Übertragungsleistung von 220 auf 380 Kilovolt aufzurüsten. Dazu müssten neue Masten aufgestellt und bestehende Trassen verändert werden. Der Betreiber Tennet hat drei Trassenvarianten im Bereich der Kommunen Nürnberg, Schwabach, Feucht und Wendelstein vorgelegt. Die Vorzugsvariante des Netzbetreibers folgt dabei größtenteils der bestehenden Hochspannungsleitung aus den 1940er Jahren. Gegner befürchten, dass Tennet sich schon vor dem Raumordnungsverfahren auf diese umstrittene Variante festgelegt hatte.
Brandbrief an Tennet
In einem Brandbrief hatten sich 14 Politikerinnen und Politiker aus der Region Mitte März mit einem Brandbrief an den Trassenbetreiber gewandt darunter auch Mandatsträger aus dem Bundestag, Landtag und Bezirkstag. In einem Brandbrief wurde gefordert, transparente Trassenalternativen zu prüfen und öffentlich zur Diskussion zu stellen. Auf Anfrage hatte Tennet dem BR im März mitgeteilt, dass alternative Vorschläge gesetzlich nicht zwingend vorgeschrieben seien, die bestehenden Pläne sollen unverändert beim Raumordnungsverfahren im Frühjahr eingereicht werden.
Bildrechte: Manfred Thümler
Anwohner sind gegen die Pläne von Tennet
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