Die Politik in den Kommunal- und Stadträten soll zeitgemäßer werden – und auch attraktiver. Das ist ein Ziel der Staatsregierung. Wie "Jugendbeteiligung" ausschauen kann, das wurde in der Chiemseehalle in Breitbrunn am Chiemsee gezeigt.
Nervös war dabei keiner der rund 70 Jugendlichen, nur weil Rosenheims Landrat Otto Lederer und einige Bürgermeister vorbeikommen. Denn die Jugend hat sich intensiv auf diesen Austausch vorbereitet, im Rahmen einer mehrtägigen Jugendbeteiligungskonferenz.
Forderungen an die Politik - ungefiltert
Zwei Tage lang haben sich die Schülerinnen und Schüler, meist im Alter zwischen 14 und 16 Jahren, mit Forderungen an die Kommunalpolitik beschäftigt. Herausgekommen ist ein bunter Strauß an Themen und viel Konkretes. Zum Beispiel: Steine an der Alz, damit das Wasser aus dem Chiemsee langsamer abläuft oder endlich mehr Sand auf dem Beachvolleyplatz in Rimsting, damit man sich die Beine nicht mehr beim Sport aufschürft.
In diesem Jahr waren die Forderungen und Wünsche der Jugendlichen recht bodenständig, bescheinigen die Bürgermeister in der anschließenden Feedbackrunde. Manche Forderungen dürften wohl schwieriger in der Umsetzung sein, weil teuer: Endlich vernünftige Radwege zur Schule oder mehr Digitalisierung an Schulen. "An unserer Schule gibt es eigentlich gar nichts Digitales", erzählt eine Schülerin. "Wir haben nicht mal Beamer, nur veraltete Overhead-Projektoren", bemängelt ein anderer.
Jugendbeteiligung im Landkreis Rosenheim
Die Jugendbeteiligungskonferenz "#myvision" findet jedes Jahr statt. Einiges ist daraus entstanden, zum Beispiel der Kletter-Eisberg im Chiemsee am Strandbad Gstadt. Oder das digitale Jugendmagazin "around", das Jugendthemen aus dem ganze Landkreis abbildet. Zudem die ein oder andere Veranstaltung für Jugendliche in der Region.
Dass sie sich mit Bürgermeistern unterhalten, das komme nicht oft vor, sagen die Jugendlichen. Mehr Austausch würden sie aber nicht schlecht finden, denn es sei wichtig, dass die Meinung der Jugendlichen was zähle. Manchmal könne man vielleicht etwas bewegen oder anschubsen, sagt ein 14-Jähriger. "Wir haben doch die Verantwortung in einigen Jahren", meint ein anderer. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der ein oder andere sich angemeldet hat, weil es dafür zwei Tage schulfrei gab. Aber als es ernst wird, präsentieren alle Jugendlichen mit Herzblut ihre Themen.
Bürgermeister trifft auf Jugend
Wie oft unterhält sich ein Bürgermeister mit der Jugend? Wahrscheinlich zu wenig, gibt Flintsbachs Bürgermeister Stefan Lederwascher offen zu. Als Bürgermeister treffe man viel öfter Kindergarten- oder Krippenkinder. Und als Bürgermeister müsse man immer sehen, was realisiert werden könne und was nicht.
Auch Landrat Otto Lederer meint, der Alltag sei oft eng getaktet, nicht mit allen Gruppen komme man ins Gespräch. Deswegen sei so ein Format wie die Jugendbeteiligungskonferenz "#myvision" ideal, denn Themen würden geballt präsentiert, man müsse nicht bei Null beginnen. Er jedenfalls habe viel Interesse an Kommunalpolitik bei den Jugendlichen gespürt, so der Landrat.
Die Jugend aktiv beteiligen – manche Kommunen schaffen das über Versammlungen, vereinzelt gibt es auch Jugendparlamente. Viel stemmen die Vereine. Auch die Jugendorganisationen der verschiedenen Parteien führen Jugendliche an das Thema Kommunalpolitik heran.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!