Corona-Demonstration am Deggendorfer Stadtplatz
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Corona-Demonstration am Deggendorfer Stadtplatz

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Deggendorf: Ein anderes Bild von Corona-Demos

In der ländlichen Region Deggendorf werden Corona-Demos angemeldet, es gibt Ordner, die Veranstaltungen laufen meist friedlich ab - anders als oft in Großstädten. Den Teilnehmern gehe es um die Impfpflicht und die drohende Spaltung der Gesellschaft.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Freundliche Ordner mit orangen Warnwesten, Menschen, die sich an einem festen Ort versammeln und in kleinen Gruppen diskutieren, Polizisten, die nicht einschreiten müssen: Die Corona-Demonstrationen in der Stadt Deggendorf zeigen ein friedlicheres Bild als manche Demonstrationszüge in Großstädten wie München.

Deggendorf: Corona-Demos werden zunehmend angemeldet

In Deggendorf zeigt die Allgemeinverfügung ihre Wirkung: Die Demonstrationen gegen die Corona-Auflagen werden mittlerweile rechtzeitig im Landratsamt angemeldet. Landratsamt und Polizei sind froh darüber, wie es heißt, denn damit könne der störungsfreie Ablauf der Versammlung gewährleistet werden.

Und auch die Demonstrierenden selbst scheinen zufrieden zu sein mit den ortsfesten Demonstrationen, wie die 20-jährige Selina Kastl sagt: "Ich bin öfter auf Spaziergängen und Demos hier bei uns dabei gewesen und es ist immer friedlich abgelaufen. Man muss die Polizisten auch mal in Schutz nehmen: Die haben nie was getan oder sind dazwischen gegangen, das läuft friedlich ab."

Demos: "Kein Gewaltpotenzial erkennbar"

Für Thomas Kindel, Sachgebietsleiter am Landratsamt Deggendorf, liegen die friedlichen Demonstrationen vor allem am ländlichen Umfeld:

"Wir machen das jetzt seit eineinhalb Jahren mit den Demos mit: Es hat sich herauskristallisiert, dass tatsächliches Gewaltpotenzial nicht erkennbar war, es gibt hier kein Großstadtniveau. Ich denke, es liegt an der Mentalität der Leute in der Region." Thomas Kindel, Sachgebietsleiter am Landratsamt Deggendorf

Demonstrierende: Zeichen gegen Impfpflicht setzen

Spricht man mit den Menschen auf der Demonstration, machen sie den Eindruck von "besorgten Bürgern". Alle kommen sie aus der ländlich geprägten Region. Ihnen geht es vor allem darum, ein Zeichen gegen eine Impfpflicht zu setzen. "Ich bin generell gegen die Impfpflicht und gegen den Eingriff in meine persönliche Freiheit. Ich habe 61 Jahre lang keinen Politiker für meine Gesundheit gebraucht, das soll weiterhin so bleiben", meint beispielsweise Wolfgang Landes.

Ähnlich sieht es Gunnar Peukert: "Ich bin kein Corona-Gegner, ich bin nicht unbedingt gegen die Impfung, aber gegen die Impfpflicht - weil es ein wichtiges Gut ist, die Entscheidung selbst treffen zu können und es gibt andere Möglichkeiten, die Menschen zu schützen ohne Impfpflicht."

  • Zum Artikel: Regensburg: 2.300 Menschen demonstrieren gegen Impfpflicht

Auch Pflegekräfte gehen auf die Straße

Am Samstag demonstrierten rund 120 Menschen am Deggendorfer Stadtplatz, darunter auch viele Pflegekräfte - die Demonstration steht unter dem Motto "Impfpflicht = Pflegenotstand!?"

Die 20-jährige Selina hat drei Monate auf einer Corona-Station gearbeitet, wie sie erzählt: "Freilich war die Situation in dem Moment schlimm. Ich war die Einzige von meinen Kollegen, die nicht positiv war. Ich sehe es nicht ein, dass ich mich impfen lasse. Ich kann das Virus trotzdem weiterhin weitergeben und es bekommen - die Impfung hat für mich keinen Sinn." Dass sie ohne Impfung ihren Job verliert, macht sie traurig, wie sie sagt. Dennoch wird sie sich nicht impfen lassen.

Geimpft, ungeimpft: Spaltung der Gesellschaft?

Ihrer Freundin geht es ähnlich. Sie ist Krankenschwester - und die einzige Ungeimpfte in ihrer Familie, wie sie erzählt: "Es ist in der Familie ein Streitthema bei uns - ich ecke immer an. Auch in der Arbeit, es herrscht die Meinung: Wenn du ungeimpft bist, wirst du nicht akzeptiert. Mir geht es schlecht."

Auch das ist ein Grund für einige Demonstrierende in Deggendorf auf die Straße zu gehen: gegen die Spaltung der Gesellschaft. Ein Demonstrant betont, er wolle das Gespräch suchen, eine Podiumsdiskussion mit Stadt und Vertretern veranstalten.

"Wir sind normale Bürger, keine Radikalen"

In den Gesprächen mit den Demonstrierenden wird klar, dass sie sich nicht gehört fühlen und sich oft in der Öffentlichkeit nicht trauen zu sagen, dass sie ungeimpft sind. "Denn dann wird man gleich abgestempelt", so eine Frau.

Dabei betonen an diesem Samstag viele immer wieder: Sie seien nicht rechtsradikal und würden sich mit derartigen Strukturen auch nicht gemein machen wollen. Leider gebe es auch einige Radikale unter den Demonstrierenden, aber der Großteil seien normale, besorgte Bürger.

Auch wenn die Demonstrationen in Deggendorf meist friedlich und geordnet ablaufen, gebe es dennoch Situationen, in denen die Polizei einschreiten müsse, sagt Werner Feilmeier, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizei Deggendorf. Denn bei Verstößen gegen die Einhaltung der Corona-Auflagen wird konsequent Anzeige erstattet. Die meisten halten sich aber auch an diese Regeln.

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