Der Todesschütze von Las Vegas hat mit minutenlangen Dauerbeschuss aus dem 32. Stock des Mandalay Hotels ein Blutbad angerichtet. Dabei hat er offenbar spezielle Aufsätze verwendet, die ein Dauerfeuer mit seinen Waffen ermöglicht haben. So konnte er Hundert Schuss pro Minute abfeuern. Diese Vorrichtungen sind in den USA ebenso leicht erhältlich wie Waffen an sich .
In Deutschland herrschen ganz andere und viel strengere Waffengesetze: Kleiner Waffenschein, Waffenbesitzkarte oder Waffenschein. Ohne eine dieser drei Erlaubnisse darf niemand eine Waffe besitzen beziehungsweise bei sich führen. Schon für eine Schreckschusspistole braucht es bereits den sogenannten Kleinen Waffenschein, sagt Manfred Thalhammer vom Münchner Kreisverwaltungsreferat:
"Für den Kleinen Waffenschein genügt es, dass die geistig/körperliche Eignung gegeben ist und dass man zuverlässig ist, sprich: das strafrechtliche Wohlverhalten. Zum Beispiel reicht es, wenn man innerhalb der letzten fünf Jahre ab 60 Tagessätze verurteilt wurde. Dann ist man bereits waffenrechtlich unzuverlässig." Manfred Thalhammer, Münchner Kreisverwaltungsreferat
Schusswaffen-Besitzer werden überprüft
Wer eine scharfe Waffe besitzen will, muss zunächst ein Bedürfnis nachweisen, also einen Grund liefern, wofür er eine Waffe braucht. Jäger gehören dazu oder Fahrer von Werttransportern oder Sportschützen.
Besitzer von richtigen Schusswaffen werden zu gläsernen Bürgern. Anfragen beim Bundeszentralregister, bei Staatsanwaltschaft und Polizei sollen die Zuverlässigkeit belegen. Diese Überprüfung, so Manfred Thalhammer, wiederholt sich - automatisch.
"Unser Rechner frägt dann vollautomatisch wieder beim Rechner vom Bundeszentralregister an, liegt etwas vor? Liegen Verurteilungen vor? Bei der Staatsanwaltschaft: Liegen Erkenntnisse vor beziehungsweise sind Strafverfahren anhängig? Und bei der Polizei: sind Negativerkenntnisse vorhanden?" Manfred Thalhammer, Münchner Kreisverwaltungsreferat
Außerdem gibt es das nationale Waffenregister, auf das Sicherheitsbehörden jederzeit Zugriff haben.
Sonderfall Sportschützen
Hermann Toth ist zweiter Schützenmeister der Königlich Privilegierten Hauptschützengesellschaft München, sie gibt es seit 1406. Er bereitet gerade die nächste Sachkundeprüfung für neue Mitglieder vor.
"Wir haben hier Vereinswaffen im Haus, die den neuen Mitgliedern zur Verfügung stehen, die werden unter Aufsicht ausgegeben, der schießt auch unter Aufsicht, das erste halbe Jahr zuerst mal nur mit Luftdruckwaffen. Erst danach, stellt es sich heraus, ob er geeignet ist, auch mit Kleinkaliberwaffen zu schießen, werden auch die nur aus dem Fundus der Vereinswaffen ausgegeben und unter Aufsicht geschossen." Hermann Toth, zweiter Schützenmeister der Königlich Privilegierten Hauptschützengesellschaft München
Ohne Sachkundeprüfung keine eigenen Waffen. Der Kurs einschließlich Prüfung dauert vier Tage.
Schützenmeister bedauert Argwohn
Straftaten mit Schusswaffen aus den Reihen der Sportschützen sind extreme Ausnahmen. Bei fast allen Verbrechen, bei denen geschossen wird, sind illegale Waffen im Spiel. Der Schützenmeister bedauert deshalb, dass ein Teil der Bevölkerung dem Schießsport mit Argwohn begegnet.
"Nehmen wir mal die Olympischen Spiele in Rio. Da war die Begeisterung wieder sehr groß, weil wir Sportschützen Medaillen geliefert haben. Aber das Misstrauen uns gegenüber ist nicht berechtigt. Wir achten sehr stark darauf, dass hier nach Recht, Gesetz und Ordnung gehandhabt wird und mit Waffen entsprechend umgegangen wird." Hermann Toth, zweiter Schützenmeister der Königlich Privilegierten Hauptschützengesellschaft München
Viele illegale Waffen
Insgesamt gibt es rund 1,2 Millionen legale Waffen in Bayern. Dazu kommt eine etwa dreifache Menge an illegalen Waffen, sagt Ludwig Waldinger vom Landeskriminalamt.
"Zum einen gibt es natürlich den Kriminellen, der irgendetwas vorhat, mit dieser Waffe anzustellen, egal, um welche Bereiche es hier geht. Das geht hin bis zu Sammlern, die eine Vielzahl von erlaubten Waffen haben, dann aber eine Sammelleidenschaft entwickeln und verbotene Waffen dazu haben. Dann kommt der Erbfall dazu, wenn jemand eine Vielzahl von Waffen erbt und sich nicht rechtzeitig darum kümmert, dass er sie legal in seinen Besitz bringt oder abgibt." Ludwig Waldinger, Landeskriminalamt
Um gegen illegalen Waffenbesitz vorzugehen, schlagen die Ermittler verschiedene Wege ein. Sie gehen Hinweisen aus der Bevölkerung nach, werden aber auch selbst aktiv, etwa im sogenannten Darknet, dem vermeintlich anonymen Teil des Internets, wo die Polizei immer wieder Waffenhändler aufspürt.