Das Jahr 2022 hat mit einer mutigen Geschichte begonnen – bundesweit, aber auch in Unterfranken. Unter dem Hashtag #OutInChurch sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche mit ihrer sexuellen Orientierung an die Öffentlichkeit gegangen. Und das, obwohl sie Anfeindungen fürchteten oder sogar die Kündigung. Darunter waren auch die beiden Würzburger Pfarrer Stephan Schwab und Burkhard Hose. Die ARD-Doku "Wie Gott uns schuf" von Ende Januar schlug große Wellen. Zahlreiche Menschen schlossen sich der Aktion an und zeigten öffentlich Gesicht.
Kriegsbeginn in der Ukraine: Sorgen und Hilfsaktionen
Die Hilfsbereitschaft in Unterfranken war nach Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar groß. Viele Privatleute sammelten Spenden und organisierten Hilfstransporte. Gleichzeitig machten sich Menschen in der Region große Sorgen um Verwandte und Bekannte im Kriegsgebiet. Die Schweinfurter Ost-Ukrainerin Olga Michel etwa bangte um ihre Familie in Mariupol und teilte ihre Ängste mit BR24.
Bewegend war auch die Geschichte von Nadia Oserjanska. Die Ukrainerin hatte nur zwei Handtaschen und eine Plastiktüte bei sich, als sie von Kiew nach Würzburg kam. Als Holocaustüberlebende befand sich die 91-Jährige zum zweiten Mal in ihrem Leben in einer akuten Bedrohungslage.
Nadia Oserjanska ist eine von vielen Geflüchteten, die in der Region ankamen. Turnhallen wurden zu Notunterkünften umfunktioniert. Viele Unterfranken zeigten großes Herz und nahmen Geflüchtete bei sich auf. Ein Mann aus Großbardorf im Landkreis Rhön-Grabfeld renovierte sein leerstehendes Elternhaus in Rekordzeit für eine ukrainische Familie. Ein Biobauer aus Ostheim vor der Rhön brachte Dutzende Frauen und Kinder nach Unterfranken in Sicherheit. Und auch die ukrainische Handball-Nationalmannschaft fand in Unterfranken einen Zufluchtsort: Sie konnte beim TV Großwallstadt im Landkreis Miltenberg trainieren.
Bildergalerie: Ukraine-Hilfe
Freiwillige helfen im Ahrtal
Apropos Hilfsbereitschaft: Die zeigten Menschen aus Unterfranken auch im Ahrtal. Nach der Flutkatastrophe von 2021 dauern die Wiederaufbauarbeiten dort weiter an. Eine Gruppe Freiwilliger aus Franken ist das ganze Jahr über immer wieder nach Rheinland-Pfalz gefahren, um dringend benötigtes Brennholz zu sägen. BR-Korrespondent Pirmin Breninek hat sie im Februar begleitet.
Hilfe für das Ahrtal kam auch aus Karlstadt im Landkreis Main-Spessart: Mit drei Lkw und einem Kleintransporter brachten Helfer eine ehemalige Krankenhausküche im März nach Ringen im Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. Dort kommt die Großküche jetzt in einer Kita zum Einsatz.
Stadt räumt Wohnungen in Würzburg
Eine große Räumungsaktion der Stadt Würzburg hat im März für Aufsehen gesorgt. In einem Mietshaus im Würzburger Stadtteil Grombühl mussten die Bewohner aus 51 Wohnungen ausziehen. Für sie war es zu gefährlich, weiterhin dort zu wohnen. Die Brandschutzmängel waren zu gravierend. BR-Recherchen haben zuvor auf die Zustände in dem Haus aufmerksam gemacht.
Stadt Würzburg räumt 51 Wohnungen in einem Mietshaus
Prozess zu Würzburger Messerattacke
Beklemmend und erschütternd waren die Schilderungen von Opfern und Augenzeugen der Würzburger Messerattacke. Das Gericht wollte ihnen aber möglichst viel Raum geben. Der Prozess gegen den Messerangreifer startete im April, knapp ein Jahr nachdem der Mann aus Somalia in Würzburg mit einem Messer auf wehrlose Passanten einstach. Drei Frauen starben, neun weitere Menschen wurden teilweise schwer verletzt.
Das Würzburger Landgericht arbeitete die Bluttat an 15 Verhandlungstagen auf. Es war einer der größten Prozesse seit langem in Unterfranken. Gutachter bescheinigten dem Angreifer eine paranoide Schizophrenie, er gilt damit zum Tatzeitpunkt als schuldunfähig. Mit dem Urteil, das im Juli 2022 fiel, hatten schon zu Prozessbeginn viele gerechnet. Der Messerangreifer ist jetzt in einer forensischen Psychiatrie untergebracht, vielleicht lebenslang.
Der erste Verhandlungstag im Prozess um die Würzburger Messerattacke.
Cold Cases in Unterfranken
Ein weiterer Kriminalfall hat Unterfranken im April beschäftigt: Die Polizei rollte den Cold Case Klaus Berninger neu auf. Der 16-jährige Bäckerlehrling wurde vor 32 Jahren in Wörth am Main im Landkreis Miltenberg ermordet. Der Fall ist bisher ungeklärt. Die Polizei befragte dieses Jahr mehrfach Anwohner, suchte den Tatort ab und gab DNA-Analysen in Auftrag. Und das alles scheint auch etwas gebracht zu haben: Es gibt neue Hinweise und Anhaltspunkte, die womöglich zu dem oder den Tätern führen könnten.
Der Cold Case Klaus Berninger ist nicht der einzige, bei dem es neue Entwicklungen gab. Zum Beispiel ließ das Gericht die Anklage gegen einen Verdächtigen im Cold Case Wiesenfeld nicht zu. Im Fall um das Verschwinden der dreijährigen Maddie McCann beteuerte der Verdächtige aus Unterfranken seine Unschuld in einem Brief. Und in Australien wurde die Verhandlung im Fall um die getötete Simone Strobel mehrfach verschoben. Außerdem hat die Polizei die Ermittlungen zum Mord an Waltraud Ess in Bad Neustadt an der Saale nach fast 30 Jahren wieder aufgenommen.
Hier wurde die Leiche von Klaus Berninger vor 32 Jahren gefunden: Polizisten suchen ein Waldstück in Wörth am Main ab.
Archäologen entdecken geheimnisvolles Grab
Um Mord geht es bei einem außergewöhnlichen Fund in Schnackenwerth im Landkreis Schweinfurt zwar wahrscheinlich nicht. Trotzdem geben drei Skelette in einem rund 4.500 Jahre alten Grab Rätsel auf. Anfang Mai ist der Fund bekannt geworden. Archäologen entdeckten das Grab in einer geplanten Neubausiedlung. Das Besondere: Das Grab stammt aus einer Zeit, die in Ober- und Unterfranken bisher nicht durch Funde nachgewiesen wurde.
Grabung in Schnackenwerth bei Schweinfurt
Hitze und "Layla"
Der Juli in Unterfranken war vor allem eines: heiß. In Kitzingen wurde die höchste Temperatur des Jahres in Bayern gemessen: 39,6 Grad. Doch im Juli haben nicht nur die hohen Temperaturen die Gemüter in Unterfranken erhitzt, sondern auch die Diskussion um einen Mallorca-Hit.
Nach zwei Jahren Corona-Pause haben die Unterfranken wieder gefeiert: Die Menschen zog es auf den Tag der Franken in Aschaffenburg, auf Weinfeste, Konzerte und Festivals. Und auch das Kiliani in Würzburg, das größte Volksfest Unterfrankens, war zurück. Die Besucher sorgten für ausgelassene Partystimmung. Doch dann hat die Stadt Würzburg plötzlich den Mallorca-Hit "Layla" verboten – ausgerechnet das Partylied, das wochenlang auf Platz 1 der deutschen Single-Charts war. Die Begründung: Bei Veranstaltungen der Stadt Würzburg seien sexistische Lieder "unerwünscht". In dem Song wird eine Prostituierte als "schöner, jünger, geiler" besungen. Die Kiliani-Besucher forderten "Layla" regelrecht ein. Doch die Stadt ließ sich nicht von der Entscheidung abbringen. Das Verbot sorgt bis heute für Diskussionsstoff.
Wolfsnachwuchs in der Rhön
Währenddessen war im Juli auch in der Rhön eine Diskussion entbrannt. Dabei ging es aber nicht etwa um ein Partylied, sondern vielmehr um die Bilder aus einer Fotofalle. Die Aufnahmen beweisen: Auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken hat ein Wolfspaar Nachwuchs bekommen. Während sich Naturschützer über die Nachricht freuten, reagierte der Bauernverband besorgt. Schäfer und Landwirte in der Rhön versuchen jetzt noch mehr, ihre Tiere vor dem Wolf zu schützen.
Kirchenasyl: Freispruch für Ordensschwester
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht konnte Schwester Juliana Seelmann aus dem Kloster Oberzell im Juli den Gerichtssaal verlassen. Das Würzburger Landgericht hat sie freigesprochen. Der Vorwurf lautete auf Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt. Das Kloster hatte zwei Frauen aus Nigeria Kirchenasyl gewährt. In einem ähnlichen Fall gab es bereits im Februar Freispruch für einen Benediktinermönch aus dem unterfränkischen Münsterschwarzach. Seine Abtei hatte ebenfalls Kirchenasyl gewährt. Beobachter sprachen von einem Urteil mit "Signalwirkung".
Das Würzburger Landgericht hat Schwester Juliana Seelmann vom Vorwurf "Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt" freigesprochen.
ARD-Doku zu Missbrauch im Schwimmsport
Im August beschäftigte sich die ARD-Doku "Missbraucht – sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport" auch mit den Vorwürfen gegen den Ex-Schwimmbundestrainer Stefan Lurz aus Würzburg. Bereits Anfang des Jahres hatte das Amtsgericht Würzburg einen Strafbefehl gegen ihn erlassen – wegen sexuellen Missbrauchs. Er erhielt eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten, ausgesetzt zur Bewährung. Mit der Doku wurde öffentlich, dass Lurz auch nach seiner Verurteilung in seinem Heimatverein SV Würzburg 05 aktiv war. Damit hat er zwar nicht offiziell gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen. Trotzdem gab es dafür deutliche Kritik, zum Beispiel von "Wildwasser Würzburg", einem Verein gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen. Lurz kündigte daraufhin seine Tätigkeit beim SV Würzburg 05.
Raubüberfall auf Goldtransporter
Es waren Szenen wie im Film: Als Polizisten verkleidete Täter haben im August einen Goldtransporter in Alzenau im Landkreis Aschaffenburg überfallen. Sie ketteten die Insassen mit Handschellen ans Fahrzeug und flüchteten mit Behältern voller Goldgranulat. Einige Kilometer weiter wechselten sie den Wagen. Ihr erstes Fluchtfahrzeug ging in Flammen auf. Von den Tätern und dem Gold fehlt jede Spur. Der Fall war inzwischen schon zwei Mal Thema in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY … ungelöst".
Nach dem Raubüberfall auf einen Goldtransporter in Alzenau wechselten die Täter den Wagen. Das erste Auto ging in Flammen auf.
Kommunen sparen Energie
Viele Gemeinden und Städte in Unterfranken stellten sich im August vor allem eine Frage: Wie lässt sich Energie einsparen? Die Maßnahmen waren fast überall die gleichen: Sehenswürdigkeiten sind nicht mehr beleuchtet, Brunnen stillgelegt und Warmwasser in öffentlichen Einrichtungen ist gedrosselt. Eine Maßnahme jedoch war sehr außergewöhnlich: Das Würzburger Müll-Heizkraftwerk hat im Sommer damit angefangen, Müll zu bunkern – um Gas zu sparen. Der Müll soll das Würzburger Fernwärmenetz jetzt im Winter stärker befeuern als sonst.
9-Euro-Ticket gut genutzt, Benzin viel zu billig verkauft
Vieles wurde in diesem Jahr teurer, auch Benzin. Das 9-Euro-Ticket sollte die Bürger im Sommer entlasten und einen Anreiz bieten, auf Bus und Bahn umzusteigen. Ein Würzburger hat sich das nicht zwei Mal sagen lassen und ist mit dem Ticket so viel gefahren, wie er nur konnte. Seine Bilanz Anfang September war beeindruckend: Er hat in drei Monaten mit dem 9-Euro-Ticket 8.376 Kilometer zurückgelegt – in etwa eine Distanz von Deutschland in die Mongolei.
Bei den hohen Benzin-Preisen müssen sich Autofahrerinnen und Autofahrer umso mehr gefreut haben, als sie Mitte September an einer Tankstelle in Gerolzhofen im Landkreis Schweinfurt vorbeikamen. Auf der Preisanzeige stand 1,029 Euro für den Liter Super Plus – aus Versehen ein Euro weniger als der tatsächliche Preis. Der 3.000-Liter-Tank war am Ende des Tages leer.
Ellertshäuser See läuft wieder voll
Es war ein seltenes Schauspiel, das es so in Zukunft nicht mehr zu sehen geben wird: Der Ellertshäuser See bei Stadtlauringen im Landkreis Schweinfurt war für Sanierungsarbeiten komplett trocken gelegt. Dem größten See Unterfrankens wurde schon 2021 sozusagen der "Stöpsel" gezogen. Knapp ein Jahr später, im September 2022, waren die Arbeiten abgeschlossen. Der Stausee füllt sich jetzt wieder mit Wasser. Doch bis ihn Schwimmer, Angler, Segler oder Paddler wieder nutzen können, wird es wohl noch dauern – vermutlich bis Ende 2024.
Bauarbeiten im trockengelegten Ellertshäuser See
Die Trockenheit und ihre Folgen
Der Sommer in Unterfranken war enorm heiß und trocken. Was das zur Folge hatte, zeigte sich etwa im September. Bad Königshofen im Landkreis Rhön-Grabfeld hatte besonders mit Wassermangel zu kämpfen. Dort war für die Bürger Wassersparen angesagt. Es gab sogar behördliche Anordnungen: Mit Trinkwasser Rasen bewässern, Pools befüllen und Autos waschen war verboten. Auch die Regierung von Unterfranken hat die Bevölkerung zum Wassersparen aufgerufen.
Die Dürre hat etwa den Winzern in Unterfranken zu schaffen gemacht. Monatelang haben sie vergeblich auf Regen gewartet. Im September kam er dann – kurz vor der Weinlese, die früher beginnen musste als üblich. 2022 wurde so doch noch zum guten Weinjahrgang, der aber deutlich machte: Ohne künstliche Bewässerung ist Weinbau in Franken in Zukunft nur noch schwer möglich. Ideen dafür gibt es. Aber ob und wie sie realisiert werden können, ist unklar.
Für die Landwirte in Unterfranken war die Ernte dieses Jahr ernüchternd. Dem Getreide und Gemüse hat einfach das Wasser gefehlt, die Erträge sind deutlich geringer als üblich. Vor allem in der wasserarmen Bergtheimer Mulde im Landkreis Würzburg sind Landwirte künftig auf künstliche Bewässerung angewiesen. Das Grundwasser ist knapp, die Landwirte dürfen schon jetzt nur eine begrenzte Menge entnehmen. Ob die Felder dort mit Wasser aus dem Main bewässert werden können, soll eine Studie klären. Die Finanzierung dieser Studie war lange Zeit unsicher. Seit September steht aber fest: Der Freistaat übernimmt einen Großteil der Kosten.
Und wo wir schon beim Thema Trockenheit sind: Nicht nur in der Bergtheimer Mulde macht man sich Sorgen um das wenige Grundwasser. Naturschützer fürchten etwa, dass die Pläne des Weltkonzerns Knauf das Trinkwasser der Würzburger Bevölkerung gefährden könnten. In der Altertheimer Mulde bei Würzburg plant Knauf ein riesiges Bergwerk – unterhalb von einem wichtigen Grundwasserleiter.
Ade, Barbara Stamm
Nicht leicht gefallen ist vielen Menschen in Unterfranken der Abschied von Barbara Stamm. Die ehemalige Landtagspräsidentin und CSU-Politikerin ist im Oktober im Alter von 77 Jahren nach langer Krankheit gestorben. In Würzburg war sie zuhause. Was in Erinnerung bleibt, ist eine Kämpferin, die sich immer für die Schwächsten in der Gesellschaft eingesetzt hat und für das Soziale in der CSU. Viele Weggefährten nahmen im Würzburger Kiliansdom bei einem Trauerstaatsakt und Requiem Abschied von ihr.
Weggefährten nehmen bei Trauerstaatsakt und Requiem Abschied von Barbara Stamm.
Miltenberger Gymnasium fährt nach Rom
In Miltenberg gab es im Oktober dann noch eine wirklich schöne Geschichte, die an dieser Stelle nicht fehlen darf. Die Schülerinnen und Schüler des Johannes-Butzbach Gymnasiums lagen sich in den Armen und machten Freudensprünge, als sie von dem Plan ihres Schulleiter erfahren haben: Eine gemeinsame Reise nach Rom – mit mehr als 700 Schülerinnen und Schülern und 50 Lehrkräften. Die Reise sollte ein Dankeschön an die Schülerinnen und Schüler sein, nachdem sie während Corona auf vieles verzichten mussten. Am 23. Oktober war es dann so weit – die gesamte Schule hat sich auf den Weg nach Italien gemacht.
Über 700 Schülerinnen und Schüler eines Miltenberger Gymnasiums haben sich gemeinsam mit ihren Lehrkräften auf den Weg nach Rom gemacht.
Schwierige Situation in der Pflege
Wie schwierig die Situation in der Pflege ist, hat sich auch dieses Jahr wieder in Unterfranken gezeigt. Im Oktober hat BR24 etwa über die Lage von Geriatrischen Reha-Kliniken berichtet. In solchen Kliniken sollen ältere Menschen nach Unfällen wieder fit werden. Doch die Einrichtungen sind bedroht. Zum Beispiel die Geriatrische Reha-Klinik der AWO in Würzburg, die rote Zahlen schreibt. Ähnlich ging es auch der Stiftung Bürgerspital in Würzburg, die ihre Station geschlossen hat.
Auch in anderen medizinischen Einrichtungen ist die Situation angespannt. Die Energiekrise bringt die Krankenhäuser in Unterfranken schon seit Herbst an ihr Limit. Während in anderen Bereichen gespart werden kann, muss die medizinische Versorgung dort rund um die Uhr gesichert sein. Und in Schweinfurt gibt es noch ein ganz anderes Problem: Dort ist unklar, wie lange das St. Josefs-Krankenhaus überhaupt noch die Aufgaben als Akut-Krankenhaus erfüllen kann. Das Personal ist so verunsichert, dass immer mehr Mitarbeiter kündigen. Hintergrund ist, dass St. Josef bis 2030 vom Krankenhaus zum Sozialzentrum werden und die Akut-Versorgung in die Leopoldina-Klinik wandern soll. Doch durch die Kündigungswelle könnten einzelne Stationen schon bald in Gefahr sein.
Keine Landesgartenschau in Schweinfurt
Nach langem Hin und Her ist in Schweinfurt im Oktober eine endgültige Entscheidung gefallen: 2026 wird es in Schweinfurt keine Landesgartenschau geben. Die Abstimmung im Stadtrat war eindeutig. Grund dafür sind die krisenbedingt steigenden Kosten, die sich laut Stadt mehr als verdoppelt hätten. Auf dem Areal soll nun ein finanziell abgespeckter Park entstehen.
Die Landesgartenschau 2026 in Schweinfurt ist abgesagt. Der Grund: die krisenbedingt steigenden Kosten.
Bäckermeister schließt Laden
Dass Strom, Gas und Rohstoffe immer teurer werden, hat auch dazu geführt, dass ein Bäckermeister aus Winterhausen bei Würzburg seinen Laden Ende November geschlossen hat. Eine eigene Bäckerei zu führen war immer sein Traum. Trotzdem hat der 47-jährige Andreas Rother beschlossen, nicht mehr weiterzumachen. Im Ort jedoch gibt es Überlegungen, die Bäckerei vielleicht doch noch weiterzuführen – etwa als Genossenschaft. In Wombach im Landkreis Main-Spessart gibt es schon eine solche genossenschaftliche Bäckerei. Die hat im Juni 2022 eröffnet.
Biosphärenreservat Spessart?
Im Spessart gehen die Meinungen auseinander, was ein mögliches "UNESCO-Biosphärenreservat Spessart" angeht. Eine Machbarkeitsstudie soll derzeit klären, ob der Spessart dafür geeignet ist. Seit Mitte November werden die Bürger in die Pläne einbezogen. Manche sehen in dem Titel eine Chance für die Region, andere fühlen sich an eine frühere Nationalpark-Diskussion erinnert und fürchten Einschränkungen in der Forstwirtschaft. Die Studie soll bis Ende 2023 durchgeführt werden.
Schweinfurter Kugellager auf Mondmission
Am 16. November ging es für Kugellager aus Unterfranken hoch hinaus: Die unbemannte Rakete "Artemis 1" ist zur NASA Mondmission gestartet. Für den erfolgreichen Start hat auch Technik aus Unterfranken gesorgt. Ingenieure vom Wälzlagerunternehmen Schaeffler haben am Standort Schweinfurt Kugellager für Hochgeschwindigkeits-Triebwerkspumpen entwickelt und geliefert.
So ähnlich sehen sie aus, die Kugellager von Schaeffler, die in der Rakete "Artemis 1" eingebaut sind.
Würzburger Anwalt klagt gegen Facebook und Twitter
Gleich zwei Mal in diesem Jahr hat der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun erfolgreich gegen ein soziales Netzwerk geklagt. Mitte Dezember ist am Landgericht Frankfurt das Urteil gegen den Kurznachrichtendienst Twitter gefallen: Twitter muss demnach künftig dafür sorgen, dass illegale Inhalte nicht nur gelöscht werden, sondern auch nicht mehr auftauchen. Schon im April war Jun mit einer Klage gegen Facebook erfolgreich. Das Frankfurter Landgericht hat Meta, den Konzern hinter Facebook und Instagram, zu drastischen neuen Maßnahmen verpflichtet. Meta muss seitdem mehr nachweislich falsche Inhalte löschen.
Einen guten Beschluss!
Mitten in der Energiekrise geht das Jahr 2022 in Unterfranken zu Ende. Die Bürger sind zum Energiesparen aufgerufen, die Sorge vor möglichen Stromausfällen ist groß. Und dennoch hatte das Jahr auch viel Positives. Immerhin hat Corona den Alltag in Unterfranken kaum noch eingeschränkt. Vieles war entspannter. Und jetzt im Dezember gibt es endlich wieder Weihnachtsmärkte, auf denen es nach Glühwein und gebrannten Mandeln riecht. So schlecht ist das Jahresende in Unterfranken dann doch wieder nicht. In diesem Sinne: einen guten Beschluss!
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!