Die neugestalteten Innenräume im Würzburger Museum am Dom.
Bildrechte: BR/ Frank Breitenstein

Die neugestalteten Innenräume im Würzburger Museum am Dom.

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Das Museum am Dom in Würzburg wird 20 Jahre alt

Zwei Jahrzehnte sind für ein Museum eigentlich kein Alter. Gründe zum Feiern gibt es aber dennoch. Zum einen, dass die Coronazeit vorbei ist, zum andern, dass diese Galerie in Würzburg einzigartig unter den deutschen Diözesanmuseen sein dürfte.

Alte Messgewänder oder sakrale Goldschmiedearbeiten sucht man im Würzburger Museum am Dom vergebens. Viele Kunstwerke sind nicht älter als das Museum selbst. Dieses steht also nicht nur durch seine moderne Architektur im deutlichen Kontrast zum romanischen Gotteshaus gleich nebenan. Museumsgründer Jürgen Lenssen, damals Kunstreferent der Diözese Würzburg, wollte vor allem zeitgenössische sakrale Kunst zeigen. Gerade auch aus Ostdeutschland, wo man diesen Bezug eher nicht erwartet. Und diese Bilder und Skulpturen des 21. Jahrhunderts finden sich dann im direkten Dialog mit historischen Werken gleicher Thematik, etwa aus barocker oder gotischer Zeit.

Das junge Museum will noch jünger werden

So erweist sich das Museum am Dom also nicht nur aufgrund der kurzen Zeit seines Bestehens als jung. Auch inhaltlich setzt sich gilt dieses Attribut durch die in der Ausstellung vorherrschende Moderne. Doch zum 20. Geburtstag soll es noch jünger werden, zumindest was das Publikum betrifft, sagt Museumschef Jürgen Emmert.

Ein deutliches Signal dafür sei auch die neue Namensgebung MAD. Dass dieses Kürzel für Museum Am Dom unterschiedliche Assoziationen weckt, ist Emmert bewusst. Mit dem "Militärischen Abschirm-Dienst" habe man allerdings wenig gemein, sagt er schmunzelnd. Dass MAD auf englisch verrückt (mad) bedeutet, nimmt er jedoch gern in Kauf. Vor allem aber bedeute im Englischen "to be mad about something" soviel wie "für eine Sache brennen".

Relaunch zum 20sten

Das geradezu progressive Konzept, welches das Museum am Dom von Anfang an prägte, bleibt auch nach 20 Jahren wegweisend. Aber die neue Führungsriege will mehr. In einer Stellungnahme zum Jubiläum blicken die Verantwortlichen durchaus kritisch auf die Ausstellungspraxis von gestern: "Die abgehobene Distanz und ehrfürchtige Stille, die den Kunstmuseen früher anhaftete, sprach nur eine sehr begrenzet Bildungsschicht an, grenzte also ein breites Publikum aus, das vor den vermeintlich hohen Hürden resignierte", heißt es in der Pressemitteilung zum 20. Geburtstag.

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung

Das neue MAD soll kein Ort der zwanghaften Hochkultur sein. Es will Denkanstöße geben, nicht belehren. Alle dürfen selbst entscheiden, wie tief sie in kunsthistorische Hintergründe eintauchen wollen. Deshalb, so Emmert, seien auch die Bildunterschriften eher einfach formuliert. Man wolle niemanden mit Fachvokabular überfrachten. Wer mehr wissen will, kann sich küftig sogenanter "charakterwalks" bedienen. Das sind schriftliche Laufpläne, die einem das Museum aus unterschiedlichen Perspektiven erschließen. Zum Beispiel aus der kunsthistorischen. Man kann man die Ausstellung aber auch mit der Brille eines Kindes betrachten, sich also spielerisch, ohne feste Absicht von spontanen Eindrücken bestimmen lassen. Oder man schlüpft etwa in die Rolle einer Philosophin. Wer will, kann sich den Kunstwerken aber auch aus rein technischer Sicht nähern und erfährt dann mehr über die verwendeten Materialien und Arbeitsweisen. Kurzum: das neue MAD lädt dazu ein, Kunst mit der eigenen Lebenswirklichkeit ins Gespräch zu bringen, getreu dem Jubiläumsmotto: "think what you like!"

Die neugestalteten Innenräume im Würzburger Museum am Dom
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Die neugestalteten Innenräume im Würzburger Museum am Dom

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