Unwetter im Landkreis Freising
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Einsatzkräfte räumen im Landkreis Freising auf

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"Man glaubt es kaum" – Das große Aufräumen nach dem Unwetter

Nach den folgenschweren Unwettern gestern Nachmittag in Teilen Bayerns sind die Aufräumarbeiten weiter im Gange. Feuerwehr und THW sind immer noch schwer beschäftigt und die Polizei hat eine erste Bilanz gezogen.

Schwere Unwetter sind gestern durch Teile Schwabens, Ober- und Niederbayerns gezogen. Ein Mann kam dabei ums Leben, weitere Menschen wurden verletzt. Am Tag danach laufen noch immer Aufräumarbeiten.

Ein Toter und mehrere Verletzte im Kreis Freising

Besonders betroffen war die oberbayerische Stadt Moosburg an der Isar und umliegende Gemeinden. Ein umstürzender Baum erschlug im Landkreis Freising einen Radfahrer aus Baden-Württemberg. Ein 15-jähriger Fußgänger und ein Autofahrer wurden schwer verletzt. Der Jugendliche schwebe nach letztem Kenntnisstand noch immer in Lebensgefahr, sagte der Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Moosburg am Dienstag.

Stromausfall und stillstehende Züge

Im Raum Moosburg kam es außerdem zu einem stundenlangen Stromausfall, wovon Tausende Haushalte betroffen waren. Wegen des starken Sturms waren die Aufhängungen an den Freileitungen gerissen, so dass diese durchhingen. Die Reparatur der Schäden werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen. "Es ist noch eine Menge Arbeit", sagte Eva Zimmerhof, die Sprecherin des Landkreises Freising am Dienstag.

Bis vier Uhr in der Nacht sei der Großteil der Kundinnen und Kunden wieder an die Stromversorgung angeschlossen gewesen, so Zimmerhof. Die Feuerwehren rückten in der Region mehr als 300 Mal aus.

Auch der Zugverkehr war am Tag nach dem Unwetter noch zeitweise beeinträchtigt. Die Regionalbahnstrecke zwischen München und Regensburg war am Morgen wegen Schäden an der Oberleitung weiterhin zwischen Moosburg im Kreis Freising und Bruckberg im Kreis Landshut gesperrt. Reisende mussten auf Busse umsteigen.

Die Sperrung zwischen Landshut und Moosburg sollte zunächst am frühen Nachmittag wieder aufgehoben werden, dauert aber laut DB-Streckenagent am frühen Dienstagabend immer noch an.

Vermisstensuche bei Moosburg

Stundenlang suchten Wasserwacht, Taucher und ein Polizeihubschrauber am Montag nach einer Frau, die nach Zeugenaussagen möglicherweise in einem Badesee bei Moosburg von dem Unwetter überrascht worden sein könnte. Die Suche blieb erfolglos. Es habe aber auch keine Vermisstenmeldung gegeben, sagte Christian Bidinger von der Polizei Moosburg. Am See seien keine Gegenstände gefunden worden, die darauf hinwiesen, dass jemand vom Baden nicht ans Ufer zurückgekehrt sei.

Heftiger Sturm im Landkreis Augsburg

Im Süden des Landkreises Augsburg wüteten Unwetter ebenfalls sehr heftig. Der Sturm entwurzelte unzählige Bäume, riss Strom- und Telefonleitungen ab. Keller liefen wegen des starken Regens voll, Straßen wurden überflutet. Ein Ast krachte nach Angaben der Polizeiinspektion Schwabmünchen auf das Auto einer 28-Jährigen und verletzte diese am Arm.

Anhand der eingegangenen Anrufe konnte die Polizei nachvollziehen, dass der Sturm von Scherstetten über Konradshofen, Klimmach und dann westlich von Schwabmünchen nach Großaitingen gezogen ist. Dort habe er den größten Schaden angerichtet. Die Gesamthöhe des entstandenen Schadens kann laut Landratsamt noch nicht beziffert werden.

Bürgermeister von Großaitingen ist fassungslos

Erwin Goßner, der erste Bürgermeister von Großaitingen im Kreis Augsburg, ist auch am Tag danach noch geschockt. "Man glaubt es kaum – wie alte, robuste, gesunde Bäume einfach so mitgenommen werden", sagte er gegenüber dem BR. "In anderen Gemeinden war gar nichts, kaum Regenfälle, und bei uns hat es wirklich mit der ganzen Stärke zugeschlagen", beschreibt Goßner die Zerstörungen, die der Sturm innerhalb von wenigen Minuten in seiner Gemeinde anrichtete.

"Man hört den Hagel, man schaut aus dem Fenster. Dann sieht man, dass man eigentlich nichts mehr sieht", sagt er. "Die Sonne hat sich verdunkelt, man sieht nicht mal mehr auf die andere Straßenseite. Man hatte Angst, dass die Fenster zusammengeschlagen werden."

Bis in den späten Abend hinein waren gestern insgesamt 140 Kräfte der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr und Unterstützer der Wehren aus allen Anrainergemeinden unterwegs, um Straßen freizuräumen und lockere Dachziegel zu befestigen. An mehreren Häusern hatte der Sturm Löcher ins Dach gerissen, an der Kirche St. Nikolaus musste der First mit Hilfe eines Krans gesichert werden, weil sich dort Dachplatten gelöst hatten.

Gewitterfallböen sorgen für Verwüstung

Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) dem BR erklärte, habe es sich in Großaitingen nicht um einen Tornado, sondern um sogenannte Gewitterfallböen gehandelt. Diese können mit einer Geschwindigkeit von bis zu 120 Stundenkilometer durchaus Orkanstärke erreichen und für dementsprechende Verwüstungen sorgen. Gewitterfallböen entstehen, wenn kalte Luft mit größerer Dichte zuerst in Richtung Boden und dann mit großer Wucht zu den Seiten abfällt.

Umgestürzte Bäume und vollgelaufene Keller in Niederbayern

Auch in Niederbayern wurden nach Angaben der Polizei ein Dutzend umgestürzte Bäume gemeldet. Betroffen war vor allem der südwestliche Landkreis Landshut - aber bis auf umgestürzte Bäume, die teilweise die Fahrbahnen versperrten, und einige abgedeckte Dächer kam es dort zu keinen größeren Schäden, teilte die Polizei mit. Ein Dachfenster ging laut Einsatzzentrale durch Hagel zu Bruch.

Das Unwetter zog von Landshut weiter in Richtung Landkreis Rottal-Inn, wo laut DWD ebenfalls die Warnstufe 4 galt. Dort gab es über 50 Einsätze, unter anderem wegen umgestürzter Bäume und vollgelaufener Keller. Außerdem seien ein paar kleinere Bäche übergelaufen, hieß es von der Leitstelle. Auch hier wurde niemand verletzt.

Die Bahnstrecke Passau - Neumarkt-Sankt Veit war kurzzeitig gesperrt, weil Bäume auf den Gleisen lagen.

mit Material von dpa

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