Der Druck im Kessel war groß, die Anspannung spürbar und die Gräben tief in Fraktion und Partei. Schon vor der Sitzung im Bayerischen Landtag betonten alle, sie wollen jetzt nur noch Geschlossenheit.
Auch Seehofer beteuerte, dass "ich alles von meiner Person her beitrage, dass wir zu einer Harmonie und Kameradschaft in der CSU zurückkehren". Das sei sein Hauptziel, deshalb spreche er auch mit Hauptbeteiligten.
Die Ämtertrennung: Nur eine Variante von vielen
Vor der Sitzung sagte der CSU-Chef auf Nachfrage, er werde auch mit Markus Söder sprechen; er sei seit kurzem in "intensivem Kontakt" mit ihm. In der heutigen Sitzung wurde kein einziger Name genannt, es fielen keine Entscheidungen. Seehofer äußerte sich auch nicht zu einer möglichen Ämtertrennung, wie der parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Josef Zellmeier, berichtete. Die Ämtertrennung ist laut Zellmeier eine Variante von vielen. Die weiteren Gespräche sollen ihm zufolge die beste Lösung bringen.
Keine Festlegungen, keine Entscheidungen - dennoch sprachen alle nach der Sitzung davon, dass die CSU jetzt auf einem guten Weg sei. Auch Seehofers Dauerkonkurrent Söder:
"Das wichtigste Ziel ist, dass wir am Ende zu gemeinschaftlichen Ergebnissen kommen. Unser klares Ziel ist, eine starke gemeinschaftliche Formation zu haben." Markus Söder, Finanzminister
Seehofer hält sich Entscheidung weiter offen
Söder hat sich dem Vernehmen nach gleich nach Seehofer zu Wort gemeldet, Geschlossenheit betont und dafür langen Applaus bekommen von der Fraktion. Die Erleichterung sei spürbar gewesen, heißt es. Söders Vertrauter Albert Füracker interpretiert die Sitzung als Punktgewinn für Söder. Alles, was heute besprochen worden sei, gehe in die Richtung, "dass die Bereitschaft groß ist, eine einvernehmliche Lösung zu finden".
Seehofer will Söder, den er jahrelang verhindern wollte, nun also mit einbinden? Abgeordnete, die Söder kritisch sehen, wollen das nicht verstanden haben. Sie berichten davon, dass Seehofer sich in der Sitzung alles offen gehalten habe.
Klaus Stöttner ist ein Unterstützer Ilse Aigners, der Wirtschaftsministerin, die vor wenigen Tagen eine Urwahl ins Spiel gebracht hatte. Stöttner bezeichnet Söder als einen der "klugen und starken Minister" der CSU. Doch er schränkt ein: "Es wird sicher nicht sein, dass einer die Mannschaft führt. Auf wen man sich einigt, wird sicher eine Gemeinschaftsentscheidung sein."
Söder Ministerpräsident, Seehofer weiter Parteichef?
Überraschend kurz war die Fraktionssitzung. Am Vormittag, vor der Sitzung hatten sich bereits die Bezirkssprecher der CSU-Fraktion getroffen, unter anderem Ilse Aigner, Markus Söder, Innenminister Joachim Herrmann und Landtagsfraktionschef Thomas Kreuzer. Aus dieser Sitzung verlautete, es sei die Tendenz erkennbar, dass es auf Söder als Ministerpräsident und Seehofer als Parteichef in Berlin hinauslaufe. Offiziell bestätigen wollte das niemand.
Auf Seehofers künftige Rolle in Berlin angesprochen sagte Landtagsfraktionschef Kreuzer nur, dass die CSU-Delegation in Berlin von Seehofers Erfahrung profitiert habe.
Schon heute Nachmittag hat Seehofer weitere Gespräche geführt, bleibt abzuwarten, was er dem Parteivorstand zur Stunde präsentieren wird. Heute Abend werde alles klar sein, hatte Seehofer am Mittag gesagt. Ob damit der Zeitplan gemeint ist oder die Gesamtlösung, das blieb bisher offen.
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