Eine Krankenpflegerin schiebt ein Krankenbett durch einen Flur.
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Eine Krankenpflegerin schiebt ein Krankenbett durch einen Flur.

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CSU und Freie Wähler mit Initiative gegen Pflegenotstand

Überlastung, schlechte Bezahlung, Personalmangel - der Pflegenotstand ist akut, auch im Freistaat. Mit dem "Pflegepaket für Bayern" wollen CSU und Freie Wähler Pflegeberufe wieder attraktiver machen. Vor allem junge Menschen sollen in Pflegeberufe.

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie dramatisch der Pflegenotstand in Bayern ist. Die Regierungsparteien CSU und Freie Wähler stellten darum am Freitag im Landtag das "Pflegepaket für Bayern" vor. Ihre Initiative soll vor allem den Personalmangel bekämpfen und Pflegeberufe attraktiver machen.

Maßnahmen gegen Fachkräftemangel

Denn der Bedarf an Pflegekräften steigt weiter. Christian Seidenreith (CSU) sprach von einer "demografischen Falle", in der die Pflege derzeit sei. Immer weniger Pflegekräfte müssten eine alternde, zunehmend pflegebedürftige Gesellschaft versorgen. Darum wollen die Koalitionsfraktionen Jugendliche aus dem EU-Ausland in Pflegejobs nach Deutschland holen. Dafür seien jedoch sprachliche und fachliche Vorbereitungen in den Heimatländern nötig.

Pflegekräfte aus dem EU-Ausland

Peter Bauer von den Freien Wählern betonte, es sollten keine Fachkräfte aus dem EU-Ausland abgeworben werden, die dann in den jeweiligen Ländern fehlen würden. Vielmehr sieht Bauer die Chance, die Jugendarbeitslosigkeit gerade in südeuropäischen Ländern zu bekämpfen. Mit der Perspektive auf einen dauerhaften Arbeitsplatz wollen die beiden Fraktionen die Jugendlichen langfristig in Deutschland halten.

Ruth Waldmann von der SPD kritisiert den Anwerbe-Plan als Eingeständnis, dass Bayern sein Problem allein nicht löse. "Die Anwerbung dauert in Bayern zudem länger als anderswo. Hier sollten CSU und Freie Wähler ihre Hausaufgaben machen", sagt Waldmann.

Attraktivere Pflegeausbildung

Die Regierungskoalition will auch die Attraktivität der Pflegeausbildung steigern. So soll es für Auszubildende künftig möglich werden, drei- bis zwölfmonatige Auslandssemester ("Care & Travel") in einem frei wählbaren Partnerland zu absolvieren. Zusätzlich sei eine Vergütung der Pflegestudierenden nach Vorbild des Hebammenstudiums geplant.

Charmeoffensive für den Pflegeberuf

Susann Enders von den Freien Wählern forderte gar eine "Charmeoffensive für Gesundheits- und Pflegeberufe". Die Arbeit in Pflegeberufen dürfe nicht krankmachen. Mit durchschnittlich 26 Krankheitstagen in der Alten- und 24 Krankheitstagen in der Krankenpflege lagen Pflegekräfte 2021 nach einer Auswertung der TK deutlich über dem durchschnittlichen Krankenstand von 14 Tagen.

Für Enders hängt das auch mit der hohen psychischen und körperlichen Belastung zusammen. Nötig sind laut Enders Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zudem soll ein Springerpool für Pflegekräfte geschaffen werden, auf den bei personellen Engpässen zugegriffen werden kann. In Kombination mit einer attraktiven Arbeitszeitgestaltung und verbindlichen Dienstplänen sollen Pflegekräfte stärker entlastet werden.

Steuerliche Entlastung für Pflegekräfte

Marliese Biederbeck, Geschäftsführerin des DBfK Südost, merkte an, neben den Arbeitsbedingungen würde vor allem eine bessere Bezahlung zu Ansehen und Attraktivität des Pflegeberufs beitragen. Das soll nach Plänen von CSU und Freien Wählern durch Steuerfreiheit für Schichtzulagen erreicht werden. Unattraktive Nacht- und Wochenenddienste sollen so besser honoriert werden. Man wolle erreichen, dass den Pflegekräften "mehr Netto vom Brutto bleibt".

Peter Bauer von den Freien Wählern erklärte, beim Pflegenotstand handle es sich nicht um ein "Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem". Zu lange sei die Situation in der Pflege durch Corona, den Krieg in der Ukraine sowie das Klima überlagert worden. Das wolle die Regierungskoalition jetzt mit dem "Pflegepaket für Bayern" ändern.

Ruth Waldmann von der SPD hält dagegen, dass die Initiative zu wenige konkrete Maßnahmen enthalte. "Es muss zusätzliches Geld in die Hand genommen werden, damit sich in der Pflege wirklich etwas ändert", so Waldmann.

In kaum einer Branche werden so dringend Fachkräfte gesucht wie in der Pflege.
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In kaum einer Branche werden so dringend Fachkräfte gesucht wie in der Pflege.

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