Schriftzug "Fake News" auf einer Computertastatur
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Schriftzug "Fake News" auf einer Computertastatur

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CSU Scheßlitz und AfD-Kandidat teilen Falschmeldung über Grüne

Auf ihrer Facebookseite hat die CSU Scheßlitz am Samstag vorübergehend eine Falschnachricht des Blogs "Halle-Leaks" geteilt. Die Behauptung: Die Grünen würden den Benzinpreis auf 6 bis 7 Euro anheben wollen: eine Fake-Nachricht, die wieder kursiert.

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Mittlerweile hat die CSU den Post gelöscht und sich gleichzeitig entschuldigt, mit Bedauern, weil man einer rechten Fake-Seite aufgesessen sei. Im Mai teilte ein Kandidat der AfD für Niederbayern die Falschnachricht. Unser #Faktenfuchs zum Thema: Woher kommt die Falschnachricht und warum taucht sie immer wieder auf?

  • Dieser Artikel stammt aus dem Jahr 2018. Alle aktuellen #Faktenfuchs-Artikel finden Sie hier

"Der Benzinpreis muss auf mindestens 6-7 Euro rauf!", dieser Satz in Verbindung mit einem Foto von Anton Hofreiter, Vorsitzender der Bundestagsfraktion der Grünen, war am Wochenende in der Facebook-Timeline der CSU Scheßlitz (Landkreis Bamberg) zu sehen. Ein Mitglied der Ortsgruppe teilte am Samstag einen Link des Blogs "Halle-Leaks". Tatsächlich hat Anton Hofreiter das jedoch nicht gesagt. Das vermeintliche Zitat ist frei erfunden und kursiert bereits seit Oktober 2017 im Netz.

Faktenchecker von "Correctiv" und "Mimikama" aus Österreich hatten die Nachricht in der Vergangenheit bereits widerlegt. Mimikama veröffentlichte am Samstag als Reaktion auf den CSU-Post erneut einen Hinweis auf die Falschnachricht. In ihrem Artikel dokumentierte Mimikama auch den Post der CSU Scheßlitz mit einem Screenshot. Zwischenzeitlich war die Facebookseite der CSU Scheßlitz nicht aufrufbar.

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Screenshot des Facebook-Posts der CSU - Scheßlitz mit der Falschbehauptung über Anton Hofreiter.

Warum ist das eine Falschmeldung?

Als Quelle für das vermeintliche Zitat von Anton Hofreiter gibt der Blog "Halle-Leaks" ein Interview der Zeitung "Die Welt" aus dem Jahr 2012 an. Darin hatte Hofreiter kritisiert, weil der Benzinpreis zu niedrig sei, versuche die Autoindustrie erst gar nicht, ihre Modelle auf alternative Antriebsarten umzustellen. Sechs bis sieben Euro pro Liter Benzin fordert Hofreiter in dem Interview aber nicht. Das vermeintliche Zitat ist frei erfunden.

In einer Untersuchung des Portals "BuzzFeed News" zu den "erfolgreichsten“"Falschmeldungen im Jahr 2017 belegte die falsche Nachricht zur vermeintlichen Benzinpreis-Forderung der Grünen Platz acht mit 42.900 Facebook Interaktionen.

Reaktion der CSU Scheßlitz: Entschuldigung und Löschen

Zwischenzeitlich hatte die CSU Scheßlitz ihre gesamte Facebook-Seite offline gestellt. Mittlerweile ist die Seite jedoch wieder online. Der Post mit der Falschmeldung wurde gelöscht. In zwei Mitteilungen entschuldigt sich der Ortsverband für das Teilen der "rechten Fake-Seite".

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Screenshot: Facebook-Post der CSU Scheßlitz mit der Information und der Entschuldigung

Auch gegenüber BR24 räumt der Administrator der CSU-Facebookseite, Thomas Firnstein, einen Fehler ein und entschuldigt sich. "Einen Vorsatz schließe ich aus", schreibt er. Er sei von plausiblen Aussagen ausgegangen und habe die Quelle nicht geprüft. Aufgrund des "Shitstorms" habe man die Facebookseite zeitweise vom Netz genommen.

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Screenshot E-Mail.

Auch AfD-Kandidat für Niederbayern teilt Falschnachricht

Auch die Facebookseite des AfD-Landtagswahl-Kandidaten Josef Seidl verbreitete die Falschnachricht, und zwar bereits am 4. Mai. Josef Seidl steht für die AfD auf dem vierten Listenplatz für Niederbayern für die Landtagswahl. Er postete einen Link der Seite "News for friends", die immer wieder Falschmeldungen anderer Seiten im Wortlaut übernimmt. So auch in diesem Fall. Als Quelle gibt die Seite "Halle-Leaks" an.

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Screenshot der Seite des AfD - Kandidaten Josef Seidl. Zu sehen ist, wie er den Post teilt.

Auf Nachfrage erklärt die AfD Bayern gegenüber BR24, Josef Seidl habe "aus Versehen den Link einer anderen Facebook-Seite geteilt" und weise das vorsätzliche Verbreiten von Falschnachrichten zurück.

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Screenshot, Schreiben der 1. Stellv. Landesvorsitzenden der AfD Bayern Katrin Ebner Steiner an die Autorin Cristina Helberg.