Einig waren sich Eva Lettenbauer und Martin Huber bei "jetzt red i" aus Niederaichbach im Kreis Landshut, welches lediglich einen Kilometer vom Atomkraftwerk Isar II entfernt liegt, in nur in einem Punkt: Die Energieversorgung für den Wirtschaftsstandort Bayern und die Bürgerinnen und Bürger muss in Zukunft sichergestellt sein. Dabei soll Energie in Zukunft auch bezahlbar bleiben. Während für Martin Huber der Atomausstieg genau diese Punkte gefährde, sah Eva Lettenbauer im Abschalten der letzten AKWs genau den richtigen Schritt in eine sichere Energiezukunft.
"Sicherheit" gegen "Doppelmoral"
Für sie sei es ganz wichtig, so Lettenbauer, dass an dem vor zwölf Jahren vereinbarten Atomausstieg auch festgehalten werde. Zwölf Jahre, in denen man Zeit hatte, die erneuerbaren Energien in Bayern weiter auszubauen. Zwölf Jahre, in denen sich Energiekonzerne auf diesen Ausstieg vorbereitet hätten. Darüber hinaus würde man durch den Atomausstieg "massiv Sicherheit gewinnen", so Lettenbauer. "Der Weiterbetrieb ist unsinnig.", führte sie fort. Zwar sei es aus ihrer Sicht wichtig, sehr differenziert Pro und Contra abzuwägen, am Ende gehe es aber vor allem um die Sicherheit: "Wir müssen uns anschauen, wie wir gut und sicher leben können. Und sicher leben können wir neben einer Solaranlage und einem Windrad."
Von Doppelmoral sprach dagegen Martin Huber. Er mache sich in der aktuellen Lage beim Thema Klimaschutz mehr Sorge wegen den Grünen, die "lieber nach Kohle baggern als die Kernkraftwerke in der Laufzeit verlängern." Außerdem habe man in Deutschland die sichersten Kernkraftwerke überhaupt. "Dass als Alternative zu Atomkraftwerken von Robert Habeck geplant wurde, dass in Norddeutschland schwimmende Ölkraftwerke installiert werden, die die größten CO²-Dreckschleudern sind, das kann auch nicht im Sinne des Klimaschutzes sein. Das ist eine furchtbare Doppelmoral." Um über die Krise zu kommen, sei es notwendig die letzten drei vorhandenen Atomkraftwerke am Netz zu lassen – auch über den kommenden Winter 2023/24.

Die Vorsitzende der bayerischen Grünen Eva Lettenbauer bei "jetzt red i" aus Niederaichbach.
Erneuerbare Energien-Land Bayern?
Uneinig waren sich Lettenbauer und Huber auch bei der Frage, wie gut Bayern beim Ausbau von erneuerbaren Energien dastehe. Bayern sei führend, wenn es um die erneuerbaren Energien gehe, so Huber. Aus keinem Bundesland komme so viel Strom aus Erneuerbaren wie aus Bayern, führte Huber fort. Er kritisierte darüber hinaus auch, dass Atomstrom eingekauft werde, statt ihn hier selber zu produzieren.
Atomstrom werde zum Beispiel aus Frankreich nur eingekauft, wenn dieser dort günstiger sei, erwiderte Lettenbauer. Außerdem, wenn man die Bundesländer auf Grund ihrer Flächengröße vergleiche, konterte die Vorsitzende der bayerischen Grünen, stehe Bayern bei den erneuerbaren Energien schlecht da. Bayern sei ein Energiewendeabsteiger: "Wenn wir uns Windkraft anschauen, ist Bayern beim Zubau auf dem letzten Platz und, wenn wir uns den Zubau aller erneuerbarer Energien anschauen, ist Bayern auf dem neunten Platz."

CSU-Generalsekretär Martin Huber bei "jetzt red i" aus Niederaichbach.
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