Die Zahl der Corona-Infizierten steigt weiter. Auch in Mittelfranken rollt die Krankheitswelle. Am Dienstag (10.11.20) waren es erstmals 100 Patienten, die am Klinikum Nürnberg wegen einer Covid-19-Infektion behandelt werden mussten.
"Wir hatten vor zehn Tagen nicht mal 50. Das heißt: die Zahl steigt sehr schnell und sehr stark. Es sind auch viele schwerkranke Patienten dabei. Wir haben etwa 20 auf den Intensivstationen, knapp 20 werden beatmet. Davon sind einige wirklich sehr krank." Joachim Ficker, Chefarzt Pneumologie am Klinikum Nürnberg
Die Infektionszahlen seien bedenklich, sagt der Chefarzt der Pneumologie, Joachim Ficker. Die Kurve gehe steil nach oben, die Klinik sei an der Belastungsgrenze.
Der Pflegekräftemangel erschwert die Situation
Besonders dramatisch wird die Situation durch den Notstand beim Pflegepersonal. Die neun ausländischen Pflegekräfte, die am Dienstag am Klinikum Nürnberg neu begrüßt wurden, können die Situation insgesamt nicht retten. Qualifiziertes Personal fehlt an allen Ecken und Enden. Bis Ende des Jahres sollen insgesamt 100 neue Pflegekräfte aus dem Ausland eingesetzt werden. Eine eigene Abteilung kümmert sich um das Anwerben neuer Fachkräfte. Doch Chefarzt Ficker gibt zu bedenken, dass zwischen erster und zweiter Corona-Welle nicht genügend Zeit war, um Fachpersonal neu auszubilden. Eine Ausbildung dauert schließlich drei Jahre.
Planbare Operationen müssen warten
Personalvorstand Peter Schuh kennt die Problematik. Nicht nur freie Stellen sollen besetzt werden, sondern die Zahl der Pflegekräfte insgesamt erhöht werden, sagt er. Denn die Pflegekräfte, die am Nürnberger Klinikum arbeiten, sind voll ausgelastet und stoßen nun an ihre Grenzen.
"Wir haben auf den Intensivstationen, aber auch auf den Corona-Normalstationen heute schon eine personell sehr, sehr knappe Situation. Diese Situation wird schon in den nächsten Tagen kritisch knapp werden, so dass ich davon ausgehe, dass wir schon in wenigen Tagen wieder den elektiven Betrieb runterfahren müssen, d.h. z.B. Operationen, die man ein Stück verschieben kann, dann auch wieder verschieben müssen." Joachim Ficker, Chefarzt Pneumologie am Klinikum Nürnberg
Die zweite Corona-Welle ist voll da
Die Lage ist angespannt. nach Einschätzung von Chefarzt Ficker ist die zweite Welle bereits voll da. Täglich komme ein Krisenteam zusammen, um die Situation neu zu bewerten. Die Mediziner rechnen damit, dass die Zahl der Covid-19-Patienten auch in den kommenden Tagen am Nürnberger Klinikum weiter steigen wird.
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