Die örtlichen Impfzentren koordinieren die Impfungen und erweitern ihre Kapazitäten. Doch trotz wachsender Routine - die Terminvergabe klappt nicht immer reibungslos.
Noch haben längst nicht alle Hochbetagten aus der höchsten Priorisierungsstufe ihren ersten Corona-Impftermin erhalten. Doch inzwischen werden immer mehr "Jüngere" zur Impfung eingeladen.
Prompte Anmeldebestätigung - dann Sendepause
Eine Gruppe über 80-jähriger Münchnerinnen machte die Erfahrung, dass nach der Anmeldung im Corona-Internet-Portal zwar schnell die Bestätigung kam, dann aber nichts weiter passierte. Als dann in der Zeitung gestanden habe, München hätte inzwischen ihre Altersgruppe durchgeimpft, seien die Freundinnen erst verunsichert gewesen, dann aber selbst aktiv geworden, erzählt Seniorin Irmgard Klinger:
"Ich habe mich Ende Januar angemeldet und dann habe ich zweimal die Mitteilung gekriegt, man muss sich um nichts mehr kümmern. Und dann habe ich von einer guten Bekannten erfahren, die etwas jünger ist als ich, dass sie schon geimpft ist." Seniorin Irmgard Klinger.
Schnittstellenprobleme zwischen Vergabesystem und Impfzentren
Bei ihrem Anruf im Gesundheitsamt erhielt sie prompt einen Termin zugesagt, schon am übernächsten Vormittag. Dasselbe erlebten ihre Freundinnen. Zufall oder Durcheinander bei der Terminvergabe? Das örtliche Gesundheitsamt verweist auf das Vergabesystem des Gesundheitsministeriums.
Immerhin: Im Impfzentrum lief bei Irmgard Klinger am letzten Samstag alles geordnet und gut organisiert. Auch die Mitarbeiter im Impfzentrum waren gut vorbereitet und freundlich, erzählt die Münchnerin. Und der zweite Impftermin in rund vier Wochen ist ihr schon fest zugesagt.
Terminvergabe nach Priorisierung nicht immer nachvollziehbar
Chaotisch wirkende Terminvergaben sind nach Auskunft etlicher Kommunen unter anderem Problemen vor Ort mit dem Online-System von BayIMCO geschuldet. In der zentralen Impfverwaltung BayIMCO werden alle Anmeldungen in Bayern erfasst. Ein Algorithmus berechnet die Dringlichkeit der Impfung. Doch letztlich organisieren die Zentren vor Ort die Impfung dann selbst. Und: Updates haben die Online-Registrierung zeitweise blockiert.
In Miesbach etwa streikt regelmäßig die Erfassung der Impfdaten über die vorgesehenen QR-Codes. Dazu kommt: Neu aufgenommene Gruppen wie Lehrer und Erzieherinnen müssen zunächst händisch ins System eingegeben werden, was vor Ort Zeit kostet und die Warteschlange der Impfwilligen verlängert.
Verunsicherung und Ungeduld vielerorts
Der Impffortschritt verläuft regional ganz unterschiedlich. Die Folge der mancherorts langen Wartezeiten: Über 1.000 Anrufe verzeichnet beispielsweise die Impfhotline in Starnberg, neben neuen Anmeldungen auch viele Nachfragen besorgter Bürger, die noch auf ihren Impftermin warten. Termine "extra" für Senioren können hier aber nicht vorrangig vergeben werden - die zentrale Priorisierung durch BayIMCO verblüfft auch die Impfteams immer wieder, so Landrat Stefan Frey:
"Da staunen wir manchmal, wer da jetzt schon ankommt. Die Reihenfolge vergibt zentral der Algorithmus von BayIMCO, da können wir auch nicht hineinschauen und sagen: 'Du bist an erster, zweiter oder dritter Stelle'. Das ist einfach nicht so vorgesehen." Starnbergs Landrat Stefan Frey
Beispiel Starnberg: Viele Senioren, viele Risikoberufe
Darüber hinaus werden die Impfdosen in den Regionen rein nach Bevölkerungsproporz, nicht nach Altersstruktur verteilt. "Alten-Gemeinden" wie Starnberg oder Bad Füssing erhalten also nicht mehr Impfdosen als Gemeinden mit deutlich jüngerem Altersdurchschnitt.
Ein weiterer Wartegrund für über 80-jährige Starnberger in der Pandemie: Neben 11.000 Hochbetagten hat hier auch noch viel medizinisches Personal die höchste Priorisierungsstufe, denn der Kreis hat zahlreiche ambulante Stationen, Altenheime und Kliniken.
Beispiel Forchheim: Nachmeldung erbeten
Der Landkreis Forchheim hat Anfang der Woche alle über 80-Jährigen aufgefordert, sich aktiv zu melden - wenn sie noch immer auf ihren Impftermin warten und auch wenn sie eigentlich bereits registriert waren.
Zwischen Datenschutz und Datenschwund
Bayernweit werden weiter neue Impfzentren und mobile Impfteams eingerichtet. Damit stehen bald deutlich mehr wohnortnahe Termine zur Verfügung. Das aber birgt die nächste Irritation für Impfwillige: Macht ein neues Zentrum auf, werden Menschen, die in der Warteliste erfasst sind, teils auch neu zugeordnet. Dann sind ihre "Anmeldedaten" bei Nachfragen im alten Impfzentrum aber nicht mehr sichtbar.
Das sorgt für Unsicherheit bei den Betroffenen, ist aber kein Fehler, sondern Absicht. Die Daten gingen nicht verloren, erklärt das Gesundheitsministerium - und "dass aus Datenschutzgründen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Impfzentren lediglich Zugriff auf den jeweils eigenen Datenbestand der registrierten Personen haben."
Impfstoffknappheit soll in Kürze enden
Unabhängig von der Impfstoffverteilung ist der Hauptgrund, warum vielerorts die Impfung von Senioren im Alter über 80 stockt, ganz einfach Impfstoffknappheit. Die Mangelverwaltung soll erst in einigen Wochen enden: Mit rund 1,8 Millionen Dosen erwartet Bayern Anfang April etwa soviel Impfstoff, wie dem Freistaat bisher insgesamt zur Verfügung stand.
Auch durch die Verwendung des Impfstoffes von Astrazeneca für alle Altersstufen sollte dann ein Impftermin für alle Senioren der höchsten Priorisierung in greifbare Nähe rücken - endlich.
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Martin Terhardt von der Ständigen Impfkommission warnt vor weitreichenden Folgen im Fall einer zu schnellen Aufhebung der Priorisierung bei Corona-Impfungen. Zu befürchten seien schwere Erkrankungen und sogar Todesfälle.
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