Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sieht die endemische Phase des Corona-Virus erreicht. Im BR sagte er, dass sich die Experten-Einschätzungen bestätigen würden, nämlich, "dass wir in der Endemie sind, oder zumindest am Anfang der endemischen Phase." Das sei eine gute Nachricht. Jetzt müssten auch die Maßnahmen an diese neue Phase angepasst werden, so Holetschek. Allerdings kann nur die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Ende der Pandemie ausrufen. Dies gelte dann weltweit - aber, wie BR-Wissenschaftsjournalistin Jeanne Turczynski erklärt: Die Infektionslage in Asien etwa sei eine ganz andere als in Europa. Hier spiele Corona wegen niedrigerer Fallzahlen und eines hohen Immunschutzes längst nicht mehr die Rolle wie vor einem Jahr.
Aus der Corona-Pandemie für die Zukunft lernen
In Deutschland allerdings befinde man sich tatsächlich schon in einer Endemie, bestätigte Bernd Salzberger, Professor für Infektiologie am Uniklinikum Regensburg. Weltweit gelte allerdings: "Wir müssen die Augen weiter offenhalten, wir müssen genau hingucken."
Es sei wichtig, nun für mögliche künftige Pandemien aus der vergangenen zu lernen, sagte Salzberger in einem BR24live zur Corona-Lage. Deutschland brauche eine bessere Daten-Auswertung. Manches sei aber auch richtig gemacht worden, so seine Einschätzung. Ohne Lockdown wäre Deutschland nicht so gut durch die erste Welle der Pandemie gekommen, meint Salzberger im Rückblick.
- Zum Artikel: Ende der Corona-Pandemie - und jetzt?
Münchner U-Bahn: Frau mit FFP2-Maske
Virologe Christoph Spinner: Corona-Pandemie ist zu Ende
Auch der Münchner Infektiologe Christoph Spinner ist wie Virologe Christian Drosten der Ansicht, dass die Corona-Pandemie zu Ende ist. Das hat er im Interview mit BR24 dargelegt. Das Virus sei derzeit nur noch auf Platz fünf der häufigsten Atemwegserreger, neben anderen wie etwa der echten Virusgrippe und dem RS-Virus. Durch die gestiegene Immunkompetenz in der Bevölkerung habe das Corona-Virus durch Impfung und Genesung für die Allgemeinheit an Gefährlichkeit verloren. Für einige wenige sei Covid-19 allerdings noch immer eine gefährliche Erkrankung, sagte Spinner.
Der Münchner Infektiologe Christoph Spinner.
Der Virologe Christoph Spinner machte in dem Gespräch auch deutlich, dass er die Rückführung der Corona-Auflagen für richtig hält. "Heute sind Covid-spezifische Maßnahmen, gerade im Gesundheitswesen, eine große Herausforderung, weil sie die medizinischen Behandlungsabläufe verlangsamen", so Spinner. Etwa das Patienten- und Besucher-Screening führe zu erheblichem Aufwand. Der Blick nach China bereitet Spinner keine große Sorge. Die Corona-Infektionszahlen seien überall hoch. Die Immunkompetenz sei inzwischen ebenfalls so hoch, dass man vor neuen Varianten keine Angst zu haben brauche. "Die Wahrscheinlichkeit, dass wieder schwerere Erkrankungen entstehen, ist im Moment aus Sicht vieler Expertinnen und Experten und auch aus meiner Sicht sehr gering."
Holetschek: Bund solle Maskenpflicht im Fernverkehr prüfen
Bayerns Gesundheitsminister Holetschek betont, man solle sich nun weiter schützen, aber könne von Verpflichtungen weggehen hin zur Eigenverantwortung. Es müsse auch immer die Verhältnismäßigkeit einer Maßnahme geprüft werden. Konkret kritisiert Holetschek die Maskenpflicht im Fernverkehr: "Da sollte man auch bei einer Empfehlung bleiben, wie wir es jetzt im ÖPNV auch gemacht haben." Er forderte den Bund auf, das entsprechende Gesetz zu überprüfen.
Die Maskenpflicht im Fernverkehr ist im Infektionsschutzgesetz geregelt, das noch bis zum 7. April 2023 greift. Bayern hatte die Maskenpflicht im öffentliche Nahverkehr bereits Mitte Dezember auslaufen lassen. Im Freistaat gelten nun lediglich für sogenannte vulnerable Einrichtungen noch verpflichtende Regeln, etwa eine FFP2-Maskenpflicht. Das sei auch richtig, sagte Holetschek, aber: "Auch die müssen natürlich überprüft werden. Und ich glaube auch da gilt die Frage, ob wir Empfehlungen aussprechen." Holetschek betonte: Es gehe darum abzuwägen, was den Menschen zugetraut werden könne und was der Staat verpflichtend anordnen müsse. Ähnlich äußerte sich auch die FDP im bayerischen Landtag.
FDP wünscht sich mehr Eigenverantwortung
Der gesundheitspolitische Sprecher der Fraktion, Dominik Spitzer, sagte dem BR: "Es ist der Zeitpunkt gekommen, die Verantwortung wieder komplett in die Hände der Bürgerinnen und Bürger zurückzugeben." Im medizinischen Bereich, wie etwa in Kliniken oder Arztpraxen, sei das Tragen einer Maske jedoch weiterzuempfehlen.
Die gesundheitspolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, Christina Haubrich, betonte die Relevanz der freiwilligen Schutz-Maßnahmen – auch mit Blick auf andere Krankheiten: "Die Überlastung unserer Kliniken und Arztpraxen ist derzeit vor allem auf das RSV-Virus und Grippe-Virus zurückzuführen. Nach den Feiertagen ist hier wieder mit einem Anstieg der Krankheitswelle zu rechnen. Ich finde die freiwilligen Schutz-Maßnahmen deshalb derzeit sehr sinnvoll."
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