405 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen: Nachdem der Landkreis Freyung-Grafenau am Sonntag den deutschlandweit höchsten Inzidenzwert erreicht hat, hat Landrat Sebastian Gruber sein weiteres Vorgehen mitgeteilt. Er plane keine einschneidenden Maßnahmen, sondern vertraue größtenteils auf die derzeit geltenden Regeln. Um allerdings Risikogruppen zu schützen, werde die Besuchszeit in Einrichtungen wie Seniorenheimen beschränkt. Maximal eine Person pro Tag dürfe für höchstens eine halbe Stunde zu Besuch kommen.
Appell an die Bevölkerung, Schulen bleiben geöffnet
Außerdem wandte sich Landrat Gruber mit einem Appell an die Bevölkerung. Viele würden sich - vor allem im privaten Bereich - nicht an die Regeln halten oder diese ausreizen. "Nicht alles, was erlaubt ist, ist vernünftig und angemessen", so Gruber. Die Bürger sollten sich vor jedem Treffen - auch wenn es erlaubt sei - fragen, ob es wirklich sein müsse.
Die Schulen im Landkreis bleiben zunächst offen. Dem Landrat zufolge ist nicht erkennbar, dass sie eine signifikante Rolle beim Infektionsgeschehen spielen. Dieses sei insgesamt "rapide, diffus und flächendeckend". Es habe keinen bestimmten Infektionsherd oder eine Superspreader-Veranstaltung gegeben. Auch sei keine bestimmte Altersgruppe besonders stark betroffen.
Nicht mehr Infektionen durch Grenzpendler
Es sei auch nicht zu erkennen, dass durch die Grenzpendler eine Vielzahl an Infektionen im Landkreis Freyung-Grafenau zu verzeichnen wären. Der Landkreis Freyung-Grafenau ist der einzige bayerische Landkreis, der sowohl an Tschechien als auch an Österreich angrenzt. Beide Länder haben mit einer massiven zweiten Corona-Welle zu kämpfen.
Außerdem sind laut Landrat Gruber noch relativ viele Intensivkapazitäten in Krankenhäusern frei. Die seien nicht in dem Fall belastet, wie es die Inzidenz vielleicht erwarten lassen könnte, so Gruber. Stand Sonntagnachmittag seien 14 Patienten in stationärer Behandlung, davon müsse ein Patient auf der Intensivstation beatmet werden. Das Gesundheitsamt werde ab heute personelle Unterstützung von der Bundeswehr bekommen. Seit Monaten würden die Mitarbeiter dort "auf Anschlag" arbeiten, so Gruber.
3.424 bestätigte Neuinfektionen in Bayern
Zuletzt hatte der oberbayerische Landkreis Traunstein den negativen Spitzenplatz bezüglich der 7-Tage-Inzidenz belegt. Auch hier war die 400er-Marke überschritten worden.
In Bayern gibt es nach den aktuellen LGL-Zahlen vom Sonntag 3.424 bestätigte Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Das sind 549 mehr als vor einer Woche, als von Samstag auf Sonntag 2.875 neue Fälle gemeldet wurden. Die Zahl der Infizierten seit Beginn der Pandemie erhöht sich im Freistaat insgesamt auf 157.089. Die Zahl der Todesfälle ist um 15 auf 3.130 gestiegen.
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