Es könnte ein heftiger Corona-Herbst werden. Direktor Michael Hoderlein-Rein von der Grundschule Berg am Laim in München mag sich gar nicht ausmalen, wie sich die Situation für seine fast 600 Schülerinnen und Schüler entwickeln wird. Wie überall in Bayern nehmen die Corona-Fälle an seiner Schule schon jetzt wieder deutlich zu. Auch wenn er sich recht gut vorbereitet fühlt.
Wegen Corona bald wieder Distanzunterricht?
Der Direktor befürchtet, dass es im Herbst bei steigenden Zahlen auch wieder zu Wechselunterricht kommen könnte oder zu komplettem Distanzunterricht. Dann drohe wieder ein enormer Schaden für seine Schülerinnen und Schüler.
Und der Schulleiter weiß, wovon er spricht: Denn noch immer kämpfen seine Schützlinge mit den Folgen der letzten Schulschließungen. Deshalb hofft Hoderlein-Rein auf andere Maßnahmen aus der Politik.
Kultusministerium: Kein konkreter Plan für die Schulen
Doch genau diese Maßnahmen sind nicht in Sicht, denn bislang gibt es im Kultusministerium keinen konkreten neuen Plan für das kommende Schuljahr. Man habe ja die bewährten Mittel, heißt es. Bayerns Kultusminister Piazolo sagte auf Nachfrage von BR24, es gebe ein breites Arsenal an Erfahrungen aus den letzten zwei Jahren.
Da wären zum einen die Rahmenhygienepläne, dann die Masken und Tests, die man auch wieder einsetzen könne. Außerdem stehen laut Kultusministerium in 70 Prozent der Klassenzimmer in Bayern inzwischen Luftfiltergeräte, die schädliche Aersole eliminieren. Ob diese Geräte allerdings überall einwandfrei funktionieren, ist nicht bekannt.
Lehrerverband fordert Testkapazitäten an Schulen
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger fürchtet böse Überraschungen und fordert jetzt schon Taten: So müsse das Bundesinfektionsschutzgesetz verlängert werden, um im Bedarfsfall an Schulen die Maskenpflicht wieder anordnen zu können.
Und er fordert wieder ausreichende Testkapazitäten an den Schulen. So schlägt Meidinger vor, dass alle Schülerinnen und Schüler am letzten Schultag Tests mit nach Hause bekommen, damit sie sich vor Schulbeginn im Herbst testen könnten.
14 Tage intensives Testen nach den Ferien?
Möglich sei auch – je nach Infektionsgeschehen – eine zweiwöchige Phase nach den Sommerferien an den Schulen, in der wieder regelmäßig getestet werde. Den Schulen müssten dafür eine ausreichende Menge an Tests zur Verfügung gestellt werden, so Meidinger
Wie das Gesundheitsministerium auf BR24-Anfrage mitteilte, lagern an den Schulen noch Schnelltests zur Eigenanwendung. Bei Bedarf seien auch Nachlieferungen an die Schulen möglich, erklärte eine Ministeriumssprecherin.
Schuldirektor: "Alles ist besser als Distanzunterricht"
Für Michael Hoderlein-Rein wäre eine Maskenpflicht das kleinste Übel. "Mit einer Maskenflicht könnten wir zur Not leben", sagt der Schuldirekter der Grundschule Berg am Laim in München. "Alles ist besser als Distanzunterricht, alles ist besser als ausfallende Schule."
Denn digitaler Unterricht sei für Grundschulkinder eine Qual. Ein Sechsjähriger könne sich nicht länger als zehn bis 15 Minuten vor dem Bildschirm konzentrieren. Da nütze auch die beste Software wie Mebis oder Visavid nichts, die mittlerweile an allen Schulen verfügbar sei.
Anmerkung: In einer früheren Version des Artikels hieß es mit Blick auf die Forderung nach einer Lieferung von Corona-Tests für die Schulen: "Ob das bis zum Beginn der Sommerferien geschieht, ist aber mehr als fraglich. Bislang gibt es dazu keine Angaben aus dem Gesundheitsministerium, das für die Tests zuständig ist." Das Gesundheitsministerium hat sich jedoch dazu geäußert, Tests seien lieferbar. Wir haben die Angaben entsprechend korrigiert.
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