In der Debatte über die Isolationspflicht für Corona-Positive stellt sich die bayerischen Staatsregierung gegen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Ministerpräsident Markus Söder betonte auf dem CSU-Parteitag in Augsburg: "Wir überlegen auch, weil der Bund nicht handelt, relativ bald bei der Quarantäne neue Regeln zu machen."
Söder verwies darauf, dass Virologen und auch der Chef der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, sagten, Corona ähnele mittlerweile mehr der Grippe. "Dann muss man auch gleich handeln", forderte der CSU-Vorsitzende.
"Wer Symptome hat, sollte zuhause bleiben, aber ein Absperren im Winter werden wir nicht mehr machen." Ministerpräsident Markus Söder
Klares Nein von Lauterbach
Im Nachbarland Österreich gelten Isolation und Quarantäne seit 1. August nur noch freiwillig. Infizierte dürften nun unterwegs sein, allerdings mit FFP2-Maske. Auch in einer Reihe weiterer europäischen Staaten wurde die Isolationspflicht abgeschafft. In Deutschland müssen positiv Getestete für fünf bis zehn Tage in die Isolation - je nach dem, ob und wie lange sie Symptome haben.
Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hatte schon im Sommer vom Robert Koch-Institut eine fachliche Stellungnahme zur Notwendigkeit und Dauer der Isolation bei einer Corona-Infektion gefordert. Vor einem Monat appellierte er zusammen mit seinen Amtskollegen aus Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein in einem gemeinsamen Brief an Lauterbach, "die notwendigen Schritte zur Anpassung der Absonderungsempfehlungen" umgehend einzuleiten. Von Lauterbach kam umgehend ein klares Nein: Er sehe "keine epidemiologischen Gründe" für ein Ende der Isolationspflicht.
Holetschek: Abstimmung mit mehreren Ländern
Am Rande des CSU-Parteitags sagte Holetschek BR24, mehrere Bundesländer ließen aktuell ihre Gesundheitsinstitute prüfen, wie neue Isolationsregeln aussehen könnten. Es gelte zu bewerten: "An welchem Punkt stehen wir?" Aktuell gingen die Corona-Zahlen zurück. "Wichtig ist ja, dass wir Fakten haben."
In den nächsten beiden Wochen könnten Vorschläge aus den einzelnen Ländern vorliegen und zusammengeführt werden, sagte der CSU-Minister. Auf dieser Basis könne man dann diskutieren und möglicherweise gemeinsame Regeln finden. Bayern sei da "im Verbund" unter anderem mit Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein, auch in Rheinland-Pfalz gebe es entsprechende Überlegungen.
Holetschek schließt Alleingang nicht aus
Falls sich Bayern mit anderen Ländern nicht einigen kann, ist für Holetschek allerdings auch ein Alleingang des Freistaats denkbar. "Sollten wir da nicht weiterkommen, schließe ich auch nicht aus, dass wir für uns eine eigene Bewertung treffen", sagte der Gesundheitsminister im BR24-Interview.
Söder: "Stehen an einer neuen Schwelle bei Corona"
Ministerpräsident Söder betonte, Corona habe sich in den vergangenen Monaten verändert, Omikron sei nicht Delta. "Wir stehen an einer neuen Schwelle bei Corona – wir sind auf dem Weg von der Pandemie zur Endemie." Deswegen könne er das "ständige Gemeckere von Herrn Lauterbach und seine Warnungen nicht mehr hören".
Bayern habe bewusst wieder Feste zugelassen und "Lebensfreude auf den Weg gebracht". Es sei auch richtig gewesen, das Oktoberfest wieder abzuhalten. Das sei ein wichtiges Signal für die Menschen im Land gewesen. Der Anstieg der Infektionszahlen danach sei nicht überraschend gewesen, "aber sie sind danach auch wieder gefallen".
Keine strengere Maskenpflicht in Bayern
Bundesminister Lauterbach hatte die bayerische Staatsregierung nach dem Ende des Oktoberfests in München mehrfach aufgefordert, eine Maskenpflicht in öffentlich zugänglichen Innenräumen zu prüfen. Söder stellte klar, er sehe aktuell keinen Anlass, eine Maskenpflicht in Innenräumen anzuordnen. Das bayerische Kabinett hatte erst am Dienstag beschlossen, die bisher gültigen Corona-Regeln bis in den Dezember hinein unverändert zu verlängern
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