Bereits 77 Jahre liegt die Befreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Flossenbürg zurück. In der oberpfälzischen KZ-Gedenkstätte fand am Sonntag ein Gedenkakt statt. Coronabedingt hatte das Gedenken zwei Jahre in einem sehr kleinen Kreis stattgefunden. Umso größer war nun das Interesse an der Veranstaltung mit Hauptrednerin Claudia Roth, der Staatsministerin für Kultur und Medien.
Vertreter von Russland und Belarus unerwünscht
Auch der Ukraine-Krieg war beim Gedenkakt zu spüren: Die Fahnenstangen, an denen normalerweise die Flaggen von Russland und von Belarus hängen, blieben leer. Vertreter der beiden Staaten waren unerwünscht und ausgeladen worden. Den Opfern aus diesen Ländern wurde dennoch gedacht. Die Kränze für sie legte die Gedenkstätte selbst nieder.
Innovative Erinnerungsarbeit in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Kulturstaatsministerin Roth betonte in ihrer Rede die große Bedeutung der Erinnerungsarbeit für die Demokratie, weshalb es keinen Schlussstrich geben könne. Die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg steht aus ihrer Sicht für eine innovative Erinnerungsarbeit, die in die Zukunft weist, etwa mit der Dauerausstellung "Was bleibt?". Die Nachkriegszeit wird darin sowohl aus der Sicht der ehemaligen Häftlinge als auch aus der Sicht des Ortes gezeigt.
- Zum Podcast: KZ Flossenbürg: Vernichtung durch Arbeit
Claudia Roth besuchte zudem den Steinbruch von Flossenbürg, in dem die KZ-Häftlinge arbeiten mussten und in dem viele von ihnen gestorben sind. Hier wird bis Ende 2024 noch Granit abgebaut. Dann soll der Steinbruch Teil der Gedenkstätte werden.
Bereits heute nutzt die Gedenkstätte das frühere Verwaltungsgebäude der SS im Steinbruch. Im Sommer soll hier eine große Ausstellung einer jüdischen Künstlerin aus Südafrika eröffnet werden. Claudia Roth zeigte sich beeindruckt von dem Ort, dem ehemaligen Verwaltungsgebäude und dem Kunstprojekt.
Weitere Redner: Ex-Ministerpräsident Beckstein und Publizistin Salamander
Neben Claudia Roth sprachen Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, und Günther Beckstein, ehemaliger Ministerpräsident Bayerns. Zum Thema Erinnerung sprach auch die Münchner Publizistin Rachel Salamander.
30.000 Menschen im KZ Flossenbürg ermordet
In Flossenbürg und seinen rund 90 Außenlagern starben rund 30.000 Menschen. Befreit wurde das KZ am 23. April 1945 von der US-Armee. Die US-Soldaten fanden damals nur noch 1.500 kranke Häftlinge vor. Rund 15.000 Häftlinge hatte die SS in den berüchtigten Todesmärschen in Richtung Dachau getrieben. Der Großteil der Überlebenden wurde am 23. April zwischen Cham und Roding befreit. Eine Kolonne erreichte Dachau. Wer von diesen Häftlingen noch lebte, wurde am 29. April in Dachau befreit.
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