Das Christbaumdorf Mittelsinn spendet 800 Bäume an die Opfer der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal
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Das Christbaumdorf Mittelsinn spendet 800 Bäume an die Opfer der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal

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Christbaumdorf spendet 800 Bäume für Flutopfer im Ahrtal

Mit über 800 Christbäumen will das Christbaumdorf Mittelsinn den Opfern des Hochwassers im Juli eine Freude machen. Am Samstag fahren mehrere Lkw Spenden im Wert von insgesamt mehr als 50.000 Euro nach Sinzig an den Unterlauf der Ahr.

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Christbaum für Christbaum schichten die fleißigen Helfer auf einen der vielen Lkw-Anhänger, die sich am Samstag vom Sinngrund im Spessart aus auf den Weg ins Hochwassergebiet an der Ahr machen. Früh um halb fünf geht’s los im Konvoi – mehrere Lkw, beladen mit über 800 Christbäumen, Heuballen, Lebkuchen und anderen Sachspenden. Damit will das Christbaumdorf im Landkreis Main-Spessart den Flutopfern eine Freude machen und für ein wenig Weihnachtsstimmung sorgen. Insgesamt hat der Verein Christbaumdorf Mittelsinn Spenden im Wert von über 50.000 Euro gesammelt.

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Hilferuf aus dem Flutgebiet

Ziel ist das Gut Lindenhof im rheinland-pfälzischen Sinzig-Löhndorf. Dort kommen die Christbäume und andere Spenden zu denjenigen, die beim Hochwasser im Sommer alles verloren haben. "Die Situation ist immer noch verheerend. Obwohl wir hier schon viel Hilfe bekommen haben, gibt es auch noch Orte, die wirklich noch sehr schlimm betroffen sind und das Leid immer noch sehr groß ist," sagt Manfred Schäfer vom Gut Lindenhof.

Das Gut Lindenhof, auf dem Schäfer eine Islandpferdezucht betreibt, liegt rund zehn Kilometer vom Flutgebiet bei Bad Neuenahr-Ahrweiler entfernt. Er war es auch, der beim Verein Christbaumdorf Mittelsinn e.V. anrief und um eine kleine Baumspende bat. Der Vorsitzende Uwe Klug war sofort bereit zu helfen: "Drei oder vier Tage nachdem diese Flut stattgefunden hat, hatte ich mit meiner Frau Urlaub gebucht im Ahrtal, habe das gesehen, als da noch Kabeltrommel in den Bäumen oben waren, als da irgendwelche Wohnwägen in kleinen Flussbetten rumgeschwommen sind. Wir haben uns mit sehr vielen Familien dort unterhalten, die ihr Hab und Gut verloren haben. Also das ist schon sehr, sehr dramatisch. Bei sowas bin ich der Meinung, muss man helfen."

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Den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern

Mittlerweile bekommt der Verein Unterstützung aus der ganzen Umgebung, von anderen Vereinen und von Firmen und selbstverständlich von den 30 Christbaumbauern im Dorf. Die Bäume, die normalerweise als Dekoration für die Corona-bedingt abgesagten Adventsmärkte in Mittelsinn bestimmt waren, sollen den gebeutelten Menschen im Ahrtal zumindest zur Weihnachtszeit ein Lächeln ins Gesicht zaubern, so der Vorsitzende Uwe Klug: "Wir sehen das halt so, dass wir jetzt anstatt das Dorf zu schmücken mit den Weihnachtsbäumen, dass die Bäume, die wir im Dorf jetzt an die Straßenlaternen gestellt hätten, dass wir die jetzt aufladen und ins Ahrtal fahren. Und da irgendwie versuchen, was Gutes zu tun dadurch."

Vom Brennholz bis zum Lebkuchen – ein ganzes Dorf hilft mit

Die Christbäume sollen Weihnachten ins Ahrtal bringen, doch dringend benötigt wird viel mehr. Und so haben die Menschen in Mittelsinn alle fleißig gesammelt. Kaum hatte sich die Aktion im Sinngrund herumgesprochen, kamen von allen Seiten Hilfsangebote. Ein Bauunternehmer, eine Spedition und weitere Firmen werden Lastwagen zur Verfügung stellen, Lkw-Fahrer meldeten sich zum freiwilligen Einsatz. Eine Großbäckerei mit Sitz im hessischen Mühlheim am Main (Landkreis Offenbach, Hessen) beteiligt sich ebenfalls. Der Seniorchef, Georg Heberer, hat einen Wohnsitz in Mittelsinn und eine tiefe Verbindung zum Ort. Für die Adventsmärkte im Dorf hat er eigens einen Christbaum-Lebkuchen entwickelt. 250 Stück davon gehen jetzt an die Flutopfer, zusammen mit 250 Sandtalern.

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Eine spezielle Kreation für die Mittelsinner Adventsmärkte: Christbaum-Lebkuchen

Außer an Kinderspielzeug, das laut Manfred Schäfer vom Gut Lindenhof schon reichlich gestiftet worden sei, besteht Bedarf an fast allem – jetzt vor allem an Heizgeräten. Forstwirt Heiko Preisendörfer und Landwirt Marco Blum liefern deshalb aus eigener Initiative heraus noch eine Lkw-Ladung Brennholz ins Ahrtal. Der Rienecker Erich Schrötz hat in der Umgebung sämtliche Läden abgeklappert und dort Betttücher und Tierfutter gesammelt.

130 Heuballen rollen ins Ahrtal

Nicht nur Haustierfutter zählt zu der großen Spendensammlung. Es geht noch einige Nummern größer: Da viele Ackerflächen durch beim Hochwasser ausgelaufenes Öl kontaminiert und auf Jahre hinaus unbrauchbar sind, gibt es kein Futter für das Vieh der Landwirte. Also bringen die Mittelsinner auch fünf Lkw-Ladungen beladen mit 130 Heuballen nach Gut Lindenhof. Dort organisiert Manfred Schäfer seit einigen Wochen Futtermittellager für die betroffenen Landwirte.

Überwältigt von so viel Hilfsbereitschaft

Ein Spendenkonto hat das Christbaumdorf ebenfalls eingerichtet. Mehr als 5.400 Euro sind schon zusammengekommen. Mit so einer Welle der Hilfsbereitschaft aus Mittelsinn hat Manfred Schäfer nicht gerechnet: "Ich habe dann gedacht, wenn da der eineoder andere 20 bis 30 Bäume gibt, oder so, aber nee, mit so einer Hilfsbereitschaft – Wahnsinn. Da hatte ich schon ein bisschen Pipi in den Augen."

Übergeben werden die Spenden an die Hochwasseropfer im Rahmen eines kleinen Adventsmarktes am 11. und 12. Dezember auf Gut Lindenhof – inklusive kostenlosem Glühwein, Kinderpunsch und Bratwurst und unter Berücksichtigung der bestehenden Corona-Auflagen, also mit Mundschutz und genügend Abstand.

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