Nach der Lkw-Chaosfahrt durch Fürth, fordert der Staatsanwalt am heutigen zweiten Prozesstag drei Jahre Haft für den angeklagten Lkw-Fahrer. Er wirft dem Fahrer unter anderem Gefährdung des Straßenverkehrs, unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, fahrlässige Brandstiftung und fahrlässige Körperverletzung in mehreren Fällen vor.
Der Fahrer hatte zum Unfallzeitpunkt fast drei Promille Alkohol im Blut. Nur ein Schutzengel habe Schlimmeres verhindert, sagte der Staatsanwalt in seinem Plädoyer.
Verteidigung: Emotionale Ausnahmesituation des Fahrers
Die Verteidigerin rückte die emotionale Ausnahmesituation des 51-Jährigen in den Mittelpunkt. Er habe getrunken, weil er von der erneuten Krebserkrankung seiner Frau erfahren hatte und fasste den fatalen Entschluss, trotz der erheblichen Alkoholisierung loszufahren. Sie forderte eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und 9 Monaten. Unter Tränen entschuldigte sich der Fahrer in seinem Schlusswort.
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Fahrer gestand und entschuldigt sich
Am vergangenen Montag hatte der 51-Jährige die Chaosfahrt eingeräumt. Seine Verteidigerin las sein Geständnis vor. Anschließend entschuldigte sich der Mann bei allen Geschädigten. Weil die Tat am Amtsgericht angeklagt ist, kann er maximal zu vier Jahren Haft verurteilt werden.
Abwägung: Schaden gegen Reue
Das Gericht steht vor einer schwierigen Entscheidung, sagte der Fürther Justizsprecher Jürgen Wolf nach dem ersten Verhandlungstag. Auf der einen Seite stehe der enorme Schaden von rund 800.000 Euro. Zu Gunsten des Angeklagten spreche jedoch sein "von Reue getragenes Geständnis", so Wolf.
Gutachter: Vermindert schuldfähig
Ein Gutachter kam zu dem Schluss, dass der Lkw-Fahrer vermindert schuldfähig sei. Er hatte zum Unfallzeitpunkt mehr als zwei Promille Alkohol im Blut. Außerdem hätte er sich in einer psychischen Ausnahmesituation befunden, weil er kurz vor Fahrtantritt von der erneuten Krebserkrankung seiner Frau erfahren hatte.
Der Angeklagte ließ erklären, dass er am Tag der Chaosfahrt Anfang Februar einen Liter Wodka getrunken hatte. Er hatte gerade erfahren, dass seine Frau in der Türkei wieder erkrankt war. Eigentlich hatte sie gehofft, den Krebs überstanden zu haben.
Das Gericht will in Kürze das Urteil sprechen.
Der 51 Jahre alte Fahrer wird in den den Gerichtssaal geführt. Seit seiner Chaosfahrt am 8. Februar 2022 sitzt er in Untersuchungshaft.
Kurzschluss: Vollgas statt Bremse
Der 51-Jährige hatte 26 Tonnen Stahlteile geladen und musste den Parkplatz an einer Fürther Firma verlassen. Er fuhr los, um sich einen Platz zu suchen, wo er seinen Rausch ausschlafen konnte. An einer Kreuzung überführ er eine rote Ampel und verursachte einen Unfall. Anstatt sich darum zu kümmern, drückte er aufs Gas – und verursachte ein Inferno.
Folgen: Anwohner unter Schock
Bergab fuhr er mit Tempo 70, so heißt es in der Anklage, in eine enge Nebenstraße. Der Sattelschlepper walzte mehr als 30 am Straßenrand abgestellt Autos nieder. Dabei gerieten einige Fahrzeuge in Brand. Der LKW kam zum Stehen, die Flammen griffen auf die Wohnhäuser über. Ein Schock für die Anwohner. Noch heute sind nicht alle Schäden an den Wohnhäusern beseitigt. Trotz des Ausmaßes gab es insgesamt nur fünf Verletzte. Die Polizei nahm den Fahrer fest. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.
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