Messgeräte zur anonymen Geschwindigkeitskontrolle - ohne Strafe, rein zur Statistik. Demnach fahren seit Einführung höherer Bußgelder 2021 auch in München die Autos langsamer.
Bildrechte: UDV

Messgeräte zur anonymen Geschwindigkeitskontrolle. Demnach fahren seit Einführung höherer Bußgelder 2021 auch in München die Autos langsamer.

  • Artikel mit Video-Inhalten

Bußgelder zeigen Wirkung - deutlich weniger Temposünder

Die vor einem Jahr erhöhten Bußgelder für Temposünder im Autoverkehr wirken. In den beiden Statistik-Spitzenreitern München und Hamburg sank die Zahl der Verstöße auf Tempo-50-Straßen deutlich. Trotzdem fahren in München noch viele zu schnell.

Verglichen mit einer Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) aus den Jahren 2016/17 ist in der UDV-Sommer-Erhebung 2022 die Zahl der Temposünder in München und Hamburg deutlich zurückgegangen. War in der bayerischen Landeshauptstadt 2016 noch gut jeder fünfte Kraftfahrer auf Tempo-50-Straßen zu schnell, ist es heuer nur noch jeder achte – in Hamburg jeder neunte.

In Tempo-30-Zonen immer noch 28 Prozent zu schnell

In München liegt der Rückgang von Tempo-Überschreitungen in Tempo-30-Zonen bei 26 Prozent, in der Hansestadt sind es 36 Prozent. Bei den Verstößen liegt München laut UDV-Sommerstudie 2022 jetzt deutlicher vorn: Immer noch 28 Prozent der Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer fahren hier mindestens fünf km/h zu schnell (2016: 37 Prozent), in Hamburg sind es nun 22 Prozent.

Als einen Grund für den Rückgang nennt UDV-Chef Siegfried Brockmann die Bußgelderhöhung von November 2021. Innerorts werden bei einer Tempoüberschreitung von 11 bis 15 Stundenkilometern aktuell 50 Euro fällig, vor der Erhöhung waren es noch 25 Euro. Den ersten Punkt in der Flensburger Verkehrssünder-Datei gibt es allerdings erst ab einer Überschreitung von 21 km/h. Dies müsste laut Brockmann verschärft werden, um noch mehr Temposünder zum Einlenken zu bringen.

Punkt in Flensburg würde eher abschrecken

Denn bei einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Civey in diesem Jahr gaben rund 70 Prozent der Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer an, dass sie sich bei einem drohenden Punkt in Flensburg sehr wahrscheinlich an das Tempolimit halten würden. Die reine Bußgeld-Erhöhung würde 45 Prozent der Fahrer nicht von Temposünden abhalten. Deshalb seien die Punkte in der Verkehrssünderkartei "offensichtlich eine sehr wirksame Drohung", so der UDV-Chef.

Hamburg kontrolliert schärfer als München

Dass Hamburg – bislang unter den deutschen Millionenstädten knapp Spitzenreiter bei Tempoverstößen in 50er Zonen – nun hinter München zurückgefallen ist, liegt laut Brockmann daran, dass die Hansestadt ihre Radar-Kontrollen stark ausgeweitet hat. Dort seien rund 20 mobile Messanhänger angeschafft worden, die den Kontrolldruck in der Fläche erhöhten. Die Blitzer-Warn-Apps hält Brockmann für kontraproduktiv. Rund 20 Prozent der Kraftfahrer gaben laut Civey an, sie zu nutzen.

Studie unabhängig von Polizeistatistik

Die UDV-Studie über Temposünder ist übrigens völlig unabhängig von den Zahlen der Polizei und der kommunalen Verkehrsüberwachung. Die Unfallforscher der Versicherer messen die Zahl der Kraftfahrzeuge und ihre Geschwindigkeit in verschiedenen Tempozonen der Städte mit eigenen Geräten und ohne Kennzeichenerfassung, wie Brockmann gegenüber BR24 versichert.

Klassische Radarfalle der Polizei
Bildrechte: BR

Klassische Radarfalle der Polizei

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!