Der Rathausplatz und das Rathaus von Augsburg
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Augsburg plant Energiesparmaßnahmen – um Geld zu sparen und um ein Zeichen zu setzen

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Brunnen aus, Ampeln aus: Augsburg will Signal fürs Energiesparen

Augsburg droht ein Anstieg der Energiekosten im zweistelligen Millionenbereich. Die Stadt will gegensteuern und prüft sogar, Ampeln abzuschalten. Dabei gehe es um viel mehr als um den städtischen Haushalt, sagt Oberbürgermeisterin Weber.

Das Wasser in den Schwimmbädern soll kälter werden, städtische Büros weniger stark beheizt werden. Augsburgs Brunnen sollen – mit Ausnahme der drei Prachtbrunnen auf der Unesco-Liste – abgeschaltet werden, und gemeinsam mit der Polizei wird geprüft, welche Verkehrsampeln abgeschaltet werden können. Mit diesen und vielen weiteren Maßnahmen will Augsburg verhindern, dass die Energiekosten für das laufende Jahr um mehr als zwölf Millionen Euro ansteigen.

Oberbürgermeisterin Weber hofft auf Signal, das bei Bürgerinnen und Bürgern ankommt

Augsburgs Stadtspitze setzt bei den Energiesparen-Plänen auf eine Signalwirkung an die Bürgerinnen und Bürger. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sagte im BR-Interview: "Ich glaube, dass es bei vielen schon deutlich wird, wenn das Rathaus in der Nacht nicht mehr angeleuchtet wird und wenn der Lichterzauber im Botanischen Garten nicht stattfindet, dass die Lage wirklich ernst ist."

Weber: Energie sparen, um Arbeitsplätze zu sichern

Die Stadt müsse sich nach ersten Berechnungen ohne die jetzt geplanten Maßnahmen für das laufende Jahr auf einen Anstieg der Energiekosten um knapp 80 Prozent – von knapp 16 Millionen auf mehr als 28 Millionen Euro – einstellen. Im Interview mit dem BR legte Weber aber Wert darauf, nicht nur auf den städtischen Haushalt zu schauen. Die Stadt sei mit dem Problem nicht alleine. Privathaushalten und vor allem den Unternehmen gehe es genauso wie der Stadt. Alle müssten für Herbst und Winter vorsorgen, so Weber. "Da geht es ja nicht nur darum, wie oft man warm duscht oder ob man jetzt abends mit dicken Socken auf dem Sofa sitzt, sondern es geht vor allem auch um unsere Wirtschaftsunternehmen, die Energie brauchen, um produzieren zu können und damit eben auch Arbeitsplätze zu sichern. Das hat ja alles eine viel größere Dimension als die Frage, ob ein Licht länger brennt oder nicht", sagte Augsburgs Oberbürgermeisterin.

Augsburgs Linke befürchtet "eiskalten Winter für die Ärmsten"

Der stellvertretende Vorsitzende der gemeinsamen Stadtratsfraktion von SPD und Linken in Augsburg, Frederik Hintermayr (Die Linke), hält Augsburgs Energiesparpläne und die damit verbundene Hoffnung auf eine Signalwirkung an die Bürger im Kern für richtig. Hintermayr beklagte im BR-Interview aber, die Stadt vergesse, dass es Menschen gebe, die kein Sparpotenzial mehr hätten. Wer im Winter ohnehin kaum heizen könne, weil er es sich nicht leisten kann, könne jetzt nicht noch zwei Grad runterdrehen.

Hintermayr fordert deshalb, die Stadt müsse das Problem abfedern und dafür sorgen, "dass jeder Mensch in Augsburg zumindest eine Wohnung hat, die so warm ist, dass er dort ein würdiges Leben führen kann". Hintermayr plädiert für Maßnahmen wie etwa Preisnachlässe, "damit es kein eiskalter Winter für die Ärmsten der Stadt wird".

Augsburg Klimacamp begrüßt Energiesparpläne

Alexander Mai vom Klimacamp in Augsburg bewertet die Pläne der Stadt als "gutes Zeichen". Mai verbindet damit die Hoffnung, dass die regionale und erneuerbare Energieerzeugung stärker in den Fokus der Politik rückt. Unter anderem hält Mai es für wichtig, es Privatpersonen zu erleichtern, Solarstrom zu erzeugen und ins Netz einzuspeisen.

Zustimmung in der Augsburger Innenstadt

Passanten in der Augsburger Innenstadt bewerten die Energiesparmaßnahmen der Stadt überwiegend als richtig und zeitgemäß. Viele von ihnen geben an, selbst nach Möglichkeiten zu suchen, Energie zu sparen, etwa indem auf den Wäschetrockner verzichtet wird oder nur zu bestimmten Tageszeiten warmes Wasser für den Haushalt zur Verfügung steht. Verbunden ist das oft mit dem Eingeständnis, selbst noch mehr tun zu können – und mit der Hoffnung, dass sich alle am Energiesparen beteiligen.

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