Die moderne Welt verlangt eine schnelle Internetanbindung, doch in der Realität sieht es oft anders aus: Auch in der Marktgemeinde Weitnau im Oberallgäu ist das Internet langsam. Und der Breitbandausbau geht nur im Schneckentempo voran.
Das Thema beschäftigt Florian Schmid, seitdem er seit Mai Bürgermeister in Weitnau ist. Im Wahlkampf hat er viele Bürger und Unternehmen getroffen, sagt er: "Da hat der eine oder andere den Standort in Frage gestellt und gesagt, ich kann hier nicht vernünftig arbeiten."
Corona-Pandemie offenbart Schwächen
Das sei unglaublich gefährlich für den Markt Weitnau, sagt Schmid. Und die Corona-Pandemie habe nochmal gezeigt, wie wichtig Homeoffice sei. "Das müssen wir allen Bürgern ermöglichen und das geht meiner Meinung nach nur mit einer sehr guten Breitbandversorgung."
Breitbandausbau wäre sehr teuer für Weitnau
Das Thema Breitbandausbau ist in Weitnau natürlich nicht neu: Doch weil von den 5.000 Einwohnern nur 1.500 im Hauptort wohnen und sich der Rest auf über 50 Ortsteile und Weiler verteilt, ist die Verlegung der Glasfaserkabel ein aufwändiges und teures Unterfangen.
Förderprogramme durch den Bund hat Weitnau bisher nicht in Anspruch nehmen können, sagt Bürgermeister Schmid. "Da war immer das Problem, dass der Eigenanteil der Gemeinde zu hoch war.“ Bis zu 2,5 Millionen Euro hätte Weitnau trotz Förderung zuschießen müssen. Das habe der Gemeindesäckel nicht hergegeben.
Firmen in Weitnau sind unzufrieden
Firmen wie Holzbau Buhmann im Ortsteil Eisenbolz, etwa fünf Kilometer weg von Weitnau, sind deshalb in einer unbefriedigenden Situation, sagt Geschäftsführerin Elisabeth Buhmann. Das Internet läuft in ihrem 25-Mann-Betrieb über eine Funklösung, Telefon über ein altes Kupferkabel. Und beides nur mit Einschränkungen. "Wenn vier Leute bei uns im Büro telefonieren, kann kein Kunde mehr uns erreichen. Das ist natürlich gar nicht gut", klagt Elisabeth Buhmann.
Internetverbindung abhängig vom Wetter?
Und die Internetverbindung sei wetterabhängig. "Wir können gar nicht sagen, liegt es am guten Wetter, an schlechtem Wetter. Dann geht’s mal wieder schneller oder es kann schon mal vorkommen, dass es gar nicht geht", berichtet Buhmann.
Videokonferenzen laufen nicht
Große Dateien wie Pläne und Grafiken und auch die firmeninterne Datensicherung bleiben dann regelrecht auf der Strecke. Auch Telefon- oder Videokonferenzen, die zurzeit wegen Corona eine Erleichterung wären, sind laut Buhmann nicht möglich: "Das haben wir ausprobiert. Das geht für die ersten Sätze und klappt dann zusammen. Das ist wohl für den Moment einfach zu viel Datenmenge."
Ganz zu schwiegen vom digitalen Ausbau innerhalb des Unternehmens – an eine Verbindung zwischen Werkstatt und Büro, die Prozesse optimieren würde, ist laut Buhmann nicht zu denken.
Weitnau will Förderprogramme nutzen
Im Weitnauer Rathaus gibt es jetzt eine Lösung: Durch kombinierte Förderprogramme von Bund und Land sollen im ersten Schritt Weiler und Einödhöfe Glasfaser bekommen. Neun Millionen Euro kostet das, für 520 Adressen. 900.000 Euro muss Weitnau selbst bezahlen. Das ist machbar, sagt Bürgermeister Schmid.
Er kritisiert aber das Verfahren: "Diese Förderverfahren sind unglaublich komplex und wir wollen als Kommune natürlich keine Fehler machen und deshalb wäre meine Bitte an die Politik, die Förderverfahren einfacher zu gestalten.“
Im Schneckentempo zum schnellen Internet
Zurzeit bereitet Schmid die notwendige europaweite Ausschreibung vor, in etwa einem Jahr rechnet er mit Angeboten durch Firmen, die den Ausbau vornehmen können. Erst in etwa zwei bis drei Jahren soll es das schnelle Internet dann wirklich geben.
Der Breitbandausbau in Weitnau geht nur im Schneckentempo voran.
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